Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Mitte) besuchte das Caritashaus St. Hildegard in Seelbach. Foto: Büro Boser

Die Schwierigkeit, neue Fachkräfte zu finden, bereitet dem Caritashaus St. Hildegard in Seelbach große Sorgen. Hausleiterin Olga Hesler spricht von stark belasteten Mitarbeitern. Probleme gibt es vor allem in der Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung.

Um sich über die aktuelle Situation in der Pflege zu informieren, hat Sandra Boser, Landtagsabgeordnete der Grünen und Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport das Pflegeheim in Seelbach besucht. Dabei sprach sie mit Mirko Poetzsch, Vorsitzender des Caritasverbands Lahr und Hausleiterin Olga Hesler im Speziellen über den Fachkräftemangel.

Poetzsch machte gleich zu Beginn deutlich, dass das Thema Fachkräftemangel ihm große Sorgen bereite, heißt es in der Mitteilung aus Bosers Büro. Dies äußere sich auch mit Problemen bei der Dienstplangestaltung, ergänzte Hesler und sagte weiter: „Die Mitarbeiter sind stark belastet und bekommen zunehmend mehr Verantwortung übertragen, die viele eigentlich nicht wollen.“ Viele Pflegefachkräfte würden deswegen auch ins Krankenhaus wechseln da sie dort Unterstützung von Ärzten bekommen. Im Haus St. Hildegard seien ein bis zwei Fachkräfte plus Hilfspersonal für 30 bis 40 Bewohner zuständig, so Hesler. Dazu informierte Boser über den Runden Tisch „Zuwanderung Gesundheits- und Pflegeberufe“, bei dem erstmals das Sozialministerium und Justizministerium von Baden-Württemberg sowie beteiligte Akteure tagten, um die Vernetzung der Akteure im Bereich Fachkräftemangel im Gesundheitswesen voranzutreiben. Weiter merkte Boser an: „Auch im Rahmen der Berufsorientierung gibt es zu wenig soziale Berufe.“ Zudem erschwere die Teilzeitarbeit bei einem hohen Frauenanteil im Pflegebereich die Personaldeckung, so die Abgeordnete. Hesler stimmte zu und ergänzte: „Gerade für Frauen ist es schwer die Arbeitszeiten einzuhalten, denn diese beißen sich oft mit den Kitazeiten, so dass es Probleme bei der Kinderbetreuung gibt. Aber auch die Infrastruktur gibt es nicht her. So zum Beispiel beim ÖPNV, der bei gewissen Schichten nicht mehr fährt.“

Poetzsch gab mit, dass die Caritas im Bereich der Personalgewinnung viel unternehme. So werden die Auszubildenden beispielsweise durch die Zentrale Praxisanleitung unterstützt.

Caritas setzt auch auf ausländische Azubis

Zudem werde auch auf ausländische Pflege-Azubis gesetzt, da es in Deutschland nicht genügend Bewerber für den Beruf der Pflegefachkraft gibt. Daher bietet der Caritasverband Lahr türkischen Auszubildenden in Kooperation mit der türkischen SABEV-Stiftung die Ausbildung zur Pflegefachkraft an. Aktuell habe man so vier Azubis gewinnen können, freute sich Poetzsch.

Weiter erkundigte sich Boser, ob es Kooperationen mit Schulen hinsichtlich eines Schulpraktikums gebe. „Ja, ein Schulpraktikum ist bei uns möglich“, antwortete Hesler. „Damals war der Zivildienst eine große Hilfe. Es ist wichtig, die jungen Leute wieder für den Pflegeberuf zu begeistern“, betonte Poetzsch. Dem fügte Boser an: „Auch ich finde es wichtig, den Kindern und Jugendlichen frühzeitig einen Einblick in soziale Berufe zu geben, um zu zeigen, was man bei diesen Berufen zurückbekommt.“

Poetzsch äußerte zudem noch den Wunsch nach einer Werbekampagne für den Pflegeberuf. Boser versprach, diesen Vorschlag mit nach Stuttgart zu nehmen. Abschließend bedankte sie sich für den Austausch und lobte die wertvolle sowie sehr gute Pflegearbeit bei der Caritas.

Info – Neubau in Ettenheim

Mirko Poetzsch informierte über ein Projekt in Ettenheim. Für das Pflegeheim im Alten Kurhaus soll ein Ersatzneubau für rund 23,5 Millionen Euro entstehen. Der Ersatzbau würde über vier Stockwerke 90 stationäre Betten und 18 teilstationäre Plätze haben. Die Zimmer werden 16 Quadratmeter groß sein und pro Station werde es auch ein behindertengerechtes Zimmer geben. Um für die Zukunft gut ausgestattet zu sein, seien auch E-Ladesäulen für Autos und Räder sowie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach eingeplant. Poetzsch freut sich auf den Neubau, denn der Bedarf sei da. Landtagsabgeordnete Sandra Boser informierte dazu über das Förderprogramm „Innovationsprogramm Pflege 2024“, bei dem das Sozialministerium im kommenden Jahr Pflegeprojekte in mit rund sieben Millionen Euro fördert.