Jörg Bold (von links), Vorstand der Bürgerenergie Ettenheim, CDU-Landtagsabgeordneter Yannick Bury und Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz haben sich über Windkraft und die langwierigen Genehmigungsverfahren für diese ausgetauscht. Foto: Abgeordnetenbüro

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Yannick Bury hat ein klares Ziel: eine möglichst dezentrale Energiegewinnung vor Ort mit pragmatischen Lösungen. Beim Bürgerwindpark in Ettenheim gelinge das vorbildlich, lobte er bei einem Vor-Ort-Besuch.

Bürgermeister Bruno Metz sowie Genossenschaftsvorstand Jörg Bold gaben dem Abgeordneten, der sich nach eigenen Worten „in dieser Woche auf Energietour“ befand, Informationen rund um die Stromgewinnung im Windpark. Dabei nutzte man natürlich auch die Gelegenheit, den Abgeordneten über die Vielfalt der bürokratischen Schwierigkeiten beim Betrieb der Windräder, vor allem auch in den Planungsverfahren zu informieren.

Planungsverfahren – ein Thema für sich, wie Jörg Bold schon vor der rund zweistündigen Führung der Presse erläuterte. Windenergieanlagen, die bei einem Genehmigungsverfahren genau benannt werden müssen, sind in der Regel bis zu einem Erteilung der Genehmigung bereits wieder veraltet. Technische Weiterentwicklungen müssen nach der Änderung wieder eingereicht und beantragt werden – man erahnt den damit verbundenen „Rattenschwanz“.

Eine klare Schuldzuweisung sei schwierig. Teils liegen die Verantwortlichkeiten beim Bund, teils beim Land. Während er den Eindruck habe, dass im Bereich Stromgewinnung mit großen Photovoltaikanlagen „Dampf ins Verfahren“ komme, gestalteten sich die Genehmigungen für Windanlagen nach wie vor schleppend.

Hoffnung auf Genehmigung für neuen Windpark noch vor der Sommerpause

Für den geplanten neuen Windpark hoffe man noch vor der Sommerpause auf die Genehmigung, bestätigte Bürgermeister Metz Bolds Ausführungen. Allerdings sei eine Terminzusage schon mehrfach wieder verschoben worden.

Das Besteigen des 26 Meter hohen Aussichtsturms oben auf dem Schindlenbühl nutzten Metz und Bold, dem Bundestagsabgeordneten den Standort der ersten Windrad-Generation der Jahre 2000 bis 2021 zu zeigen. Diese sind zwischenzeitlich komplett zurück gebaut worden. Zudem lenkten sie den Blick auf die jetzigen sieben Räder des Bürgerwindparks Südliche Ortenau, von denen vier auf Ettenheimer Gemarkung stehen – sowie hinüber zum Schnürbuck, für den der Bau von drei neuen, noch leistungsfähigeren Rädern mit einer Gesamthöhe von 250 Metern beantragt ist. Eines dieser drei neuen Räder, von denen man eine jährliche Stromlieferung von etwa neun Millionen Kilowattstunden erwartet, soll dann von der Ettenheimer Bürgerenergie betrieben werden.

Windräder sind gewaltigen äußeren Einflüssen ausgesetzt

Noch etwas „gediegener“ ist die jährliche Stromproduktion bei dem Windrad, bei dem man Bury danach einen Blick ins Innere ermöglichte: dem ersten Ettenheimer Rad im Bürgerwindpark oberhalb des Kreuzsteins. Mit seiner Gesamthöhe von 200 Metern (bis zur Rotorspitze) produziert es im Jahr etwa sechs Millionen Kilowattstunden Strom. Bold gab bei der Führung interessante Hinweise auf die Bauweise dieser Anlagen, die ja gewaltigen äußeren Einflüssen ausgesetzt sind. Hätte es dafür eines Beweises bedurft: die abschließende Fahrt zurück nach Ettenheim über das Litschental, vorbei an jener Waldfläche, die im Jahr 1999 von Sturm Lothar komplett flach gelegt wurde, hätte ihn problemlos geliefert.

Bury attestierte den Ettenheimer Bemühungen um die Gewinnung von so viel regenerativer Energie höchsten Respekt. Dass nach Inbetriebnahme der neu beantragten Anlage ein ganz hoher Prozentsatz des Ettenheimer Strombedarfs aus Windkraft und Photovoltaik auf eigener Gemarkung erzeugt werden könne, wie Metz und Bold anmerkten, sei mustergültig mit Blick auf die allseits geforderte Klimaneutralität.

Mehr Windräder erwünscht

Mit Interesse vernahm Yannick Bury einen eher beiläufigen Hinweis von Bürgermeister Metz: Seit dem Ukrainekrieg und dessen dramatischen Auswirkungen auf den Energiemarkt sei der Bürgermeister bereits von mehreren Unternehmen angesprochen worden sei, die Interesse an der Errichtung weiterer Windenergieanlagen auf Ettenheimer Gemarkung bekundet haben.