Eine Tanzparty in der Lahrer Tanzschule Yvette vor Ausbruch der Pandemie – solche Szenen hat es dort nun länger nicht mehr gegeben. Foto: Tanzschule

Yvette Schütz spricht über Neustart / Betrieb läuft wieder

Lahr - Die Corona-Abstandsregeln sind für viele Sportarten eine lästige Einschränkung – beim Tanzen ist die Distanz ein echtes Problem. Trotzdem ist bei Yvette Schütz, Inhaberin einer Lahrer Tanzschule, die Hoffnung zurück auf dem Parkett.

Montagabend vergangener Woche in der Tanzschule Yvette, die aus drei Tanzsälen und einer Lounge mit Bar besteht. Im großen Saal drehen sich sechs Paare im Takt, die einem Tanzkreis erfahrener Tänzerinnen und Tänzer angehören. Nach einer Zwangspause von einem Dreivierteljahr dürfen sie erstmals wieder gemeinsam übers Parkett wirbeln – ohne Schutzmaske. Beim Betreten der Tanzschule in der Kaiserstraße 68 mussten sie nachweisen, geimpft, genesen oder getestet zu sein.

Angeleitet wird die Gruppe von Yvette Schütz, die sich darüber freut, dass ihr großer Saal wieder mit Leben gefüllt wird. Es war ein bescheidener Neustart nach schwierigen Monaten. Denn vor dem Lockdown bestand der Tanzkreis aus zwölf Paaren, von denen nun nur noch die Hälfte gekommen ist. "Hoffentlich haben die Menschen die Lust am Tanzen nicht verloren", sagt Schütz, eine ehemalige Turniertänzerin (größter Erfolg: baden-württembergische Landesmeisterin in den Lateintänzen), die 2004 ihre eigene Tanzschule eröffnete.

Ein Dreivierteljahr durfte nicht getanzt werden

Die 45-Jährige hat wegen der Pandemie keine leichte Zeit hinter sich, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion verrät. Sie hat auf digitalem Weg den Kontakt zu ihren Kursteilnehmern gehalten, Tanzvideos für Kinder gedreht und virtuelle Kurse für Erwachsene angeboten – das habe gut geklappt. Doch der Online-Unterricht sei nicht mit dem normalen Betrieb zu vergleichen. Nicht nur, da es schwierig sei, die einzelnen Paare im Live-Stream richtig zu korrigieren, sondern auch, weil das Gemeinschaftserlebnis zu kurz komme. Tanzen verbinde Menschen unterschiedlicher Herkunft – nicht jedoch, wenn sich die Teilnehmer eines Kurses nur am Bildschirm sehen. "Das Soziale hat gefehlt", sagt Schütz.

Sie ist dankbar, dass viele Stammkunden bei der Stange geblieben sind – wenngleich einige Teilnehmer ihrer Tanzkreise seit Ausbruch der Pandemie auch abgesprungen sind. Denn die Teilnehmerzahl bei ihren Online-Angeboten war niedriger als zuvor bei den "richtigen" Kursen.

Sie habe staatliche Hilfen beantragt und auch erhalten. Doch es sei insgesamt zu wenig gewesen, sodass sie auf Ersparnisse habe zurückgreifen müssen, sagt Schütz. Die Räume in der Kaiserstraße 68, die früher teils als Kneipe genutzt und von ihr aufwendig umgebaut wurden, gehören zwar ihr, dennoch gibt es laufende Kosten zu bedienen – während die Einnahmen im Lockdown zusammengeschrumpft sind.

Ohne Pandemie würde an sieben Tagen in der Woche Betrieb in der Tanzschule Yvette herrschen, mit vier bis fünf Kursen täglich. Sieben Tanzlehrer und -lehrerinnen geben normalerweise ganz unterschiedliche Kurse, etwa Gesellschaftstanz für Erwachsene, aber auch Zumba, "Fitdankbaby" für Mütter mit ihren Kindern, Breakdance, Streetdance, Hip-Hop, "Jumping" und Kindertanzen für Jüngere.

Doch durch die Pandemie ist die Tanzschule gewissermaßen aus dem Takt geraten, denn die Vor-Ort-Kurse mussten ruhen. Bitter für die Tanzschule Yvette, die normalerweise regen Zulauf von Paaren hat, die wieder mit dem Tanzen beginnen wollen oder es für eine Hochzeit oder ein Event lernen möchten. Enttäuschend aber auch für Tanzpaare, bei denen im vergangenen Jahr der Unterricht pandemiebedingt immer wieder aussetzen musste, bis nach dem Lockdown im Herbst dann für ein Dreivierteljahr gar nichts mehr ging – außer dem Online-Angebot.

Jedes Paar hat zehn Quadratmeter für sich

Die Motivation, sich wieder aufs Parkett zu wagen, müssen einige Paaren deshalb wieder neu für sich entdecken, diese Erfahrung hat Schütz nun gemacht, wo das Tanzen in ihrer Tanzschule wieder erlaubt ist.

Ihre Hoffnung für die Zukunft? Die Inhaberin setzt darauf, dass die Beschränkungen für Tanzschulen – pro Paar zehn Quadratmeter Fläche – bis in den Herbst aufgehoben werden. Im September starten bei ihr neue Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene, für die sie sich natürlich viele Teilnehmer erhofft. "Ich wünsche mir, dass das Tanzen wieder boomt", sagt sie.

Sie selbst hat mit 17 Jahren mit dem Tanzen begonnen. Es bedeute Lebensfreude und Spaß haben, schwärmt Yvette Schütz. Während man sich rhythmisch zur Musik bewege, vergesse man den Stress des Alltags. Auch die sozialen Kontakte seien wichtig, nicht selten würden beim Tanzen neue Freundschaften entstehen.

Zumba ist im Trend

Vom klassischen Kurs für Schüler kann kaum noch eine Tanzschule leben. Daher orientieren sich die Tanzschulen teils um, setzen etwa auf Zumba, eine Mischung aus Tanz und Aerobic. Dieses Fitnesskonzept ist eine der größten Modeerscheinungen, die die Tanzbranche in den vergangenen Jahrzehnten hervorgebracht hat – auch Yvette Schütz bietet es an.