Einen Deal gibt es nun für die mutmaßliche Bande von Geldautomaten-Sprengern, die auch in Sulz am Neckar und Empfingen zugeschlagen hatte. Damit könnte der mit immensem Aufwand verbundene Prozess in Bamberg schon bald enden.
In dem mit viel Aufwand verbundenen Prozess gegen eine mutmaßliche Bande von Geldautomaten-Sprengern wird das Verfahren gegen einen Angeklagten abgetrennt. Hintergrund sei, dass der Angeklagte sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert habe und das Verfahren gegen ihn deshalb noch länger dauern dürfte, erläuterte ein Sprecher des Landgerichts Bamberg.
Für die übrigen 15 Angeklagten könnte der Prozess hingegen schon bald zu Ende sein. 14 Angeklagte hätten mittlerweile eine Verständigung mit dem Gericht erreicht. Demnach haben sich die Angeklagten in sogenannten Deals zu den Vorwürfen geäußert. Im Gegenzug einigten sich Gericht, Angeklagte und Staatsanwaltschaft auf eine Ober- und Untergrenze für die Freiheitsstrafen. Ein Angeklagter hatte sich laut Gerichtsangaben bereits zuvor geäußert. Für ihn gebe es deshalb keinen förmlichen "Deal".
Zu Anfang der Verhandlungen drohte der Prozess noch massiv länger zu dauern, da er ausgesetzt wurde. Die Verteidiger der 16 Angeklagten hatten zum Auftakt Ende April entsprechende Anträge gestellt. Sie hätten Akten und Videomaterial erst so spät bekommen, dass eine Sichtung nicht möglich war, lautete die Begründung.
"Mafiöse Strukturen" - 3,3 Millionen Euro Beute
Die Staatsanwaltschaft wirft den 16 Männern aus den Niederlanden und Belgien vor, dass sie Geldautomaten in ganz Deutschland gesprengt haben, um an Bargeld zu kommen. Vor allem in Bayern und Baden-Württemberg schlug die Bande zu, darunter auch bei der Volksbank in Empfingen und der Volksbank in Sulz am Neckar. Das Vorgehen gleiche "mafiösen Strukturen", hieß es in der Anklage.
Die Beute soll mehr als 3,3 Millionen Euro betragen. Noch höher soll der durch die Sprengungen angerichtete Schaden sein: mehr als 5,5 Millionen Euro.
Die Bande werde laut Bayrischem Rundfunk in Ermittlerkreisen der sogenannten "Mocro Mafia" zugeordnet. Die Bezeichnung stehe für Banden des organisierten Drogenhandels, die sich vornehmlich aus Marokkanern, Personen von den Niederländischen Antillen, aus Niederländern sowie Belgiern zusammensetzen. Im niederländischen Slang sei "Mocro" die Bezeichnung für Marokko. Öffentliche Aufmerksamkeit erregte die "Mocro Mafia" unter anderem in den 2010er-Jahren mit einem Bandenkrieg und damit verbundenen dutzenden Auftragsmorden, darunter an dem Journalisten Peter R. de Vries.
Prozess auf Gelände der Bundespolizei
Da die Ermittler den Angeklagten im Alter zwischen 23 und 43 Jahren auch Fälle in Zapfendorf und Forchheim in Oberfranken zur Last legen, kam der Fall in Bamberg vor Gericht.
Aufgrund der vielen Beteiligten - 16 Angeklagte, zahlreiche Verteidiger sowie Dolmetscher - wird der Prozess in einer Sporthalle auf dem Bundespolizei-Gelände in Bamberg verhandelt. Der abgetrennte Prozess gegen einen Angeklagten soll nun ab dem 22. Juli in den Räumen des Landgerichts fortgesetzt werden, der Prozess gegen die übrigen Angeklagten ab dem 23. Juli auf dem Bundespolizei-Gelände. Der Aufwand ist weiter immens: Zu den Verhandlungstagen müssen die Angeklagten aus unterschiedlichen Gefängnissen in ganz Bayern nach Bamberg gebracht werden, begleitet von zahlreichen Polizeikräften.