Der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp am Donnerstag in Balingen Foto: Jessica Müller

Zu Wirtschaft und Wohlstand hat sich Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp in Balingen geäußert. Der Unternehmer lobte seine Mitarbeiter und erklärte, worauf es ihm bei Arbeitskräften ankommt.

Wie viel Wettbewerbsfähigkeit steckt im Standort Deutschland? Wie kann der Fachkräftemangel überwunden werden? Zu diesen Themen nahm Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp Stellung.

 

Bei einer Veranstaltungsreihe in der Stadthalle Balingen betonte Grupp am Donnerstagabend, der Fachkräftemangel sei eine „große Problematik“. Trigema reagiert darauf: Zahlreichen Menschen werde eine Ausbildung angeboten, um Personal zu bekommen.

Inzwischen sind dem Unternehmer zufolge beispielsweise Ukrainer wichtige Arbeitskräfte; vor 55 Jahren seien es noch Spanier und Italiener gewesen, ohne die man die Textilbranche gar nicht hätte aufbauen können, so der frühere Trigema-Chef. Dass Leistung entscheidend ist, betont Wolfgang Grupp immer wieder. Eine Vier-Tage-Woche lehnt er ab, darin ist sich Grupp mit seiner Tochter Bonita einig.

Wolfgang Grupp: Mitarbeiter kennen Trigema gut

Laut Grupp kommt es indes nicht auf den höchsten Abschluss an. Fähige Mitarbeiter seien entscheidend. Bei Trigema, sagte Grupp, seien alle Mitarbeiter in leitenden Positionen einst Lehrlinge gewesen, kennen das Unternehmen gut.

Zudem gebe es außer seiner Familie keine Akademiker im Unternehmen. Anfang Januar hatte er Trigema an seine Kinder übergeben. Wolfgang Grupp junior führt das Unternehmen als persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer. Bonita Grupp ist Mitglied der Geschäftsführung. Elisabeth Grupp bleibt Gesellschafterin.

Trigema in 100 Jahren noch in Burladingen?

Ob Trigema in 100 Jahren noch in Burladingen vor Ort sein werde? Das könne er nicht beantworten, sagte Grupp. Produziert werden müssten nicht billige, sondern innovative Textilen. Erneut rügte er in Richtung Politik: „Wenn ich auf die Politik warten muss, dann bin ich längst gestorben.“

Er kritisierte zu viele Verordnungen. Unternehmer müssten beispielsweise Verantwortung übernehmen können für Flüchtlinge, wenn diese noch nicht arbeiten dürften. Bürokratie dürfe nicht überhand nehmen.

Grupp: Ich lebe von meinen Mitarbeitern

Ein Leuchtturm sei Trigema indes nicht – dieses Wort bringt Hans Dieter Scheerer, Sprecher für Arbeitsmarkt und Migration der FDP-Fraktion im Landtag, an diesem Abend ins Gespräch.

Grupp meinte dazu: „Wir sind normal, die anderen sind nicht mehr normal.“ Noch einmal betonte er, dass er seine Mitarbeiter sehr schätze: „Ich lebe nicht von meiner Gescheitheit, sonst wäre ich schon lange gestorben, ich lebe von meinen Mitarbeitern.“