Barrierefrei und Platz dabei: Die Busbuchten vor dem Edeka-Markt in Tailfingen sind nagelneu und optimal ausgebaut – anders als die meisten anderen entlang der Talgang-Durchfahrt. Foto: Eyrich

Ob die Talgangbahn reaktiviert wird, das hat auch Auswirkungen auf den Busverkehr und den Ausbau der Busbuchten – und das wiederum auf den Dauerstau im Talgang.

Albstadt - Schon zu Jahresbeginn hätte die Stadt ihn erledigt haben müssen: den barrierefreien Ausbau aller Bushaltestellen – gut 250 im Stadtgebiet, davon 30 entlang der Talgangachse, von denen noch 26 fehlen. Doch es gibt zu viele Unbekannte. Denn von der Frage, ob die Talgangbahn reaktiviert wird, hängt ab, wie viele Autos pro Stunde und Richtung die Straße befahren, und davon wiederum, ob es einer Busbucht bedarf oder der Bus – die Linie 44 verkehrt im Halbstundentakt – auf der Straße halten darf, damit Passagiere aus- und zusteigen können.

Für die Busbucht fielen Parkplätze weg

Sind mehr als 750 Fahrzeuge pro Stunde und Richtung unterwegs, ist eine Busbucht nötig, damit der Verkehr sich nicht noch mehr staut als ohnehin im Talgang der Fall. Barrierefreie Busbuchten sind allerdings deutlich länger als die üblichen: 90 Meter Platzbedarf ist mehr als an vielen Stellen zur Verfügung steht. Die Folge: Vor und nach den Busbuchten müssten Parkplätze verschwinden.

Der Bus verliert Fahrzeit

Einzige Alternative ist die sogenannte Sägezahnbucht – kürzer, aber auch tiefer als eine gewöhnliche. Sie hat aber auch den Nachteil, dass Busse sie nur schwerlich gerade anfahren können und zwischen Bus und Gehweg oft große Lücken entstehen, die mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen zur Gefahrenstelle werden.

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Der Busfahrer müsste dann die Rampe ausklappen – und das bedeutet einen Verlust von Fahrzeit, der verstärkt wird durch die Schwierigkeit, sich wieder in den fließenden Verkehr einzuordnen. Was wiederum die Attraktivität des ÖPNV schmälert. Es ist ein langer Schwanz von Folgen.

1,12 Millionen Euro kommen auf die Stadt zu – oder mehr

Laut Jana Rödder, Verkehrsplanerin der Stadt Albstadt, darf diese mit Fördermitteln auch nur dann rechnen, wenn sie ihre Busbuchten richtlinienkonform ausbaut. 2020 hatte der Gemeinderat beschlossen, auch dann Busbuchten oder Sägezahnbuchten zu errichten, wenn die Verkehrsstärke die 750 Fahrzeuge pro Stunde und Richtung nicht erreicht, was mangels Fördergeld richtig teuer wird: 1,12 Millionen Euro an Kosten für die Stadt selbst stehen nach derzeitigem Stand für die Haltestellen entlang der Talgang-Durchfahrt zur Verfügung – wie die Baupreise sich derzeit entwickeln, ist freilich bekannt.

Nicht überall ist genug Platz

Dass die Möglichkeiten zum barrierefreien Ausbau von Busbuchten nicht überall entlang der Trasse bestehen, gibt Jana Rödder zu bedenken – schon angesichts der baulichen Situation vor und nach der geplanten Bucht. Genug Platz ist eben nicht überall.

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Bis wann alle Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut sind – das weiß auch Jana Rödder nicht und kann es gar nicht wissen. Denn zunächst einmal müssen die Stadträte entscheiden, ob sie die Talgangbahn reaktivieren wollen oder nicht. Ende Juli steht der Beschluss an. Und sein Ausgang hat nicht nur Folgen für potenzielle Bahnfahrer, sondern auch auf den Dauerstau im Talgang.