Die Demonstranten bilden eine Menschenkette um den Platz vor dem Rathaus. Foto: Carolin Schöffler

Friedrich Merz hat offenbar viele Menschen sehr sauer gemacht – zumindest in Freudenstadt und der umliegenden Region. Rund 200 Demonstranten strömten am Freitagnachmittag auf den Freudenstädter Marktplatz, um dagegen zu protestieren, dass die Union im Bundestag mittlerweile Mehrheiten mit der AfD in Kauf nimmt.

Viel demonstriert wird in Freudenstadt eigentlich nicht. Die Stadt steht im Ruf, relativ konservativ zu sein. Gerade eher linke Anliegen bringen meist nur relativ wenige Menschen auf die Straße.

 

Umso erstaunlicher ist, wie viele Leute am Freitagnachmittag auf den Marktplatz strömten, um gegen die aktuelle Politik der Union unter Kanzlerkandidat Friedrich Merz zu protestieren.

Während in Berlin die Abstimmung über das „Zustrombegrenzungsgesetz“ lief, für das Merz erneut die Zustimmung der AfD in Kauf nahm, versammelten sich in Freudenstadt bei eisiger Kälte die Menschen vor dem Rathaus.

Kurzfristig organisiert

Die Polizei berichtet von rund 200 Teilnehmern. Als die Demonstranten schließlich eine Menschenkette bildeten, reichte diese einmal um den Rathausvorplatz herum, der immerhin ein Viertel der Fläche des Freudenstädter Marktplatzes ausmacht.

Dabei wurde die Demonstration relativ kurzfristig auf die Beine gestellt. Frank Ritthaler und Burkhardt Gräbe hatten zu der Protestaktion aufgerufen. Ritthaler ist Co-Kreisvorsitzender der Grünen, Gräbe ist Vorsitzender des SPD-Ortsverein Dornstetten-Waldachtal.

Doch schon vor der Demonstration hatte Ritthaler auf Anfrage unserer Redaktion erklärt, dass vorab kein breites Bündnis aus Parteien und Organisationen der Zivilgesellschaft geschmiedet wurde. Dafür habe die Zeit nicht gereicht.

Dennoch ist es offenbar gelungen, viele Menschen und Organisationen zu mobilisieren. So waren mehrere Politiker der lokalen SPD mit dabei. Ein Stadtrat der Bürgeraktion war ebenfalls unter den Demonstranten. Und auch die „Omas gegen Rechts“ – gut zu erkennen an ihren Plakaten – machten bei der Aktion mit.

Doch was genau hat die Menschen auf den Marktplatz getrieben? Unsere Redaktion hat sich unter den Teilnehmern umgehört. „Ich finde ziemlich schwierig, was der Herr Merz gemacht hat“, meint Alexandra K.. Sie befürchte nun, dass der Einfluss der AfD viel zu groß werde.

„Wo soll das alles enden?“

„Der Herr Merz ist ein relatives Armutszeugnis“, meint Alexander N. Er frage sich mittlerweile: „Wo soll das alles enden?“ Noch deutlicher wurde Ritthaler. Bevor die Menschenkette gebildet wurde, nahm er sich ein Megafon und stellte sich auf die Stufe vor dem Rathausbrunnen.

„Die CDU hat ihre eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt“, schimpfte Ritthaler. Was die Union am Mittwoch im Bundestag getan habe und am Freitag zu wiederholen versuche, sei ein Angriff auf die Werte, die unser Land zusammenhielten.

Mit entschlossener Stimme rief Ritthaler der Menge entgegen: „Wir lassen nicht zu, dass Angst und Hass unsere Gesellschaft vergiften.“