Vor dem Villinger Riettor gab es als Protest gegen eine AfD-Veranstaltung ein Lichtermeer. Rund 500 Menschen haben sich an der Kundgebung beteiligt. Foto: Marc Eich

Gesang, Pfiffe und ein großes Lichtermeer: Rund 500 Menschen haben am Samstag in Villingen friedlich gegen eine AfD-Veranstaltung demonstriert. Die Polizei hatte die beiden Lager getrennt und musste nur in einem Fall eingreifen.

Es war ein ungewöhnliches Bild, das sich in der Villinger Innenstadt bot: Während die Feuerwehr die Fasnetfähnle aufhängte und Glonkis ihre Zeitung verkauften, nutzen die Kandidaten von CDU, SPD, Grüne und FDP das Kaiserwetter, um für sich zu werben. Dass die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs ausgerechnet in die Fasnetzeit fällt, wirkt durchaus skurril.

 

Beim klassischen Wahlkampf blieb es am Samstag jedoch nicht. Denn am Nachmittag formierte sich ein Protest gegen eine AfD-Veranstaltung im Theater am Ring. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier hatte gemeinsam mit AfD-Bundestagskandidat Sebastian van Ryt zum Bürgerdialog eingeladen.

Vor dem Riettor hatte „VS ist bunt“ gemeinsam mit Bündnispartnern Stellung bezogen und unter dem Motto „Vielfalt leben – Demokratie wählen“ zur Kundgebung gegen die Rechtspopulisten aufgerufen. Zahlreiche Menschen folgten dem Aufruf, um bereits vor der eigentlichen Demonstration am Aktionsstand zusammenzukommen. Auf Stellwänden konnte unter anderem eine Message für Demokratie und Vielfalt verfasst werden, es wurden auch Lieder gesungen.

Antifa mit Protestzug vom Bahnhof in die Innenstadt

Etwa zur gleichen Zeit schlossen sich am Bahnhof rund 70 Personen einem Protestzug des Offenen Antifaschistischen Treffens VS an, um „gegen Faschisten und rassistische Hetze“ zu demonstrieren. Begleitet von der Polizei ging es unter dem Rufen von Parolen durch die Villinger Innenstadt bis zum Riettor, wo sich die beiden Kundgebungen vereinten.

Rund 500 Menschen, so übereinstimmende Schätzungen von Polizei und Veranstalter, versammelten sich schließlich in Reichweite zum Theater am Turm. Neben Marin Juric, Bundestagskandidat der Grünen und Vertretern von Omas gegen Rechts, Seebrücke VS, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen VS und IG Metall, zeigte sich auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur solidarisch mit den Demonstranten.

500 Menschen singen gemeinsam

„Es ist großartig, dass so viele Menschen eines breiten überparteilichen Bündnisses aus der Mitte der Gesellschaft hierher gekommen sind“, erklärt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. In vielen Gesprächen, so Türk-Nachbaur, hätten Bürger ihre Angst vor einem Abdriften nach rechts geäußert. „Wir wollen die Brandmauer deshalb heute hochhalten“, so die SPD-Abgeordnete.

Nicola Schurr, Mit-Organisator der Kundgebung, zeigte sich überwältigt von der Zahl der Menschen, die dem Aufruf gefolgt waren. Um kurz nach 18 Uhr stimmte er über ein Mikrofon an: „Wehrt euch, leistet Widerstand. Gegen den Faschismus hier im Land.“ Minutenlang hallte das Lied aus den Kehlen der Demonstranten, während sie mit ihren Handys ein Lichtermeer bildeten. Zahlreiche Menschen hatten zudem Schilder, Plakate und Transparente mitgebracht, um ihren Protest zu äußern.

AfD-Interessierte werden ausgepfiffen

Mit der Saalöffnung zog es die rund 500 Menschen an den von der Polizei unter anderem mit Gittern abgeriegelten Eingang des Theaters am Ring. Die Teilnehmer der AfD-Veranstaltungen wurden mit lauten Pfiffen und „Nazis raus“-Rufen empfangen. Nur in einem Fall musste die Polizei, die auch dank Anti-Konflikt-Kräften zu einem friedlichen Ablauf beitrug, eingreifen: Mehrere Personen, mutmaßlich Anhänger der Antifa, versuchten die Polizeiabsperrung zu durchbrechen, mussten dabei zurückgedrängt werden. Zu einer ernsthaften körperlichen Auseinandersetzung kam es dabei allerdings nicht.

Gegen 19 Uhr löste sich der Protest größtenteils auf, während der AfD-Bürgerdialog im kleinen Saal abgehalten wurde. Rund 50 Anhänger der Antifa entschieden sich daraufhin kurzerhand zum nur wenige hundert Meter entfernten CDU-Büro zu ziehen. Die Polizei stoppte den Demozug allerdings kurz vor dem Gebäude. Daraufhin wurde die Kundgebung beendet.

Polizei zieht positives Fazit

Die Polizei zog anschließend ein positives Fazit des Einsatzes, der friedlich blieb. „Wir sind zufrieden, es blieb bei verbalen Auseinandersetzungen“, so Einsatzleiter Kai Eggenweiler. Um 19.30 Uhr konnten sich die Einsatzkräfte, darunter auch Beamte der Bereitschaftspolizei, deshalb größtenteils zurückziehen.