50 Teilnehmer von „Pro Gäubahn“ testen im Live-Experiment, wie lange der Umstieg in Vaihingen dauert. Er droht, wenn die Gäubahn im April 2027 zum Hauptbahnhof gekappt wird.
Dieter Rominger-Seyrich (SPD-Gemeinderat aus Horb) ist sichtlich genervt. Er steht in der knallvollen S-Bahn Vaihingen-Stuttgart Hauptbahnhof. In Höhe Schwabstraße sagt er: „Die Luft wird langsam knapp.“ Er ist einer, der testen will, wie der Umstieg der Gäubahn auf die S-Bahn in Vaihingen funktioniert.
Nach bisherigem Stand soll die Gäubahn ab April 2027 zum Hauptbahnhof Stuttgart gekappt werden. Dann müssen – bis zur Fertigstellung des Pfaffensteigtunnels (Böblingen-Flughafen) – die Gäubahn-Pendler in Vaihingen auf die S-Bahn umsteigen. Pro Gäubahn ist dagegen.
Reisende quetschensich schon in Böblingen auf dem Gang
7.29 Uhr. Ankunft in Böblingen. Langsam sammelt sich die Stuttgarter Delegation um Hannes Rockenbauch (Stuttgarter SÖS-Linke, Gemeinderat). Der Gäubahn-IC aus Richtung Singen/Horb hat gleich Verspätung. Er rollt um 7.42 Uhr ein – und ist knallvoll.
Hannes Rockenbauch und die anderen quetschen sich auf dem Gang. Neun Minuten später hält der Gäubahn-IC ausnahmsweise in Stuttgart-Vaihingen. Die 50 Teilnehmer, teilweise mit Koffern, Fahrrädern und Rollstuhl, steigen aus. Dann setzt sich die Kolonne nach ersten Fotos und Filmaufnahmen in Gang. Reinhard König macht den absoluten Härtetest: Er benutzt mit seinen beiden Koffern und der Protestierenden mit Rollstuhl den Fahrstuhl. Die anderen gehen die Treppe von Gleis 4 herunter, um durch die Unterführung auf Gleis 3 zur S-Bahn zu kommen. Beim Hochgehen mischt sich noch eine Kindergarten-Gruppe in das Live-Experiment – und der Bahnsteig für die S-Bahn ist knallevoll. König mit seinen beiden Koffern hat noch ein wenig Luft – der Fahrstuhl kommt ganz am Ende des Bahnsteigs heraus.
Dann fährt die S-Bahn ein. Alle drängen rein. Gila Höpfer und Michael Köhl aus Horb haben Glück – sie finden noch einen Sitzplatz. Alle anderen wie Hans-Jörg Jäkel vom Gäubahn-Komitee oder Rominger-Seyrich aus Horb müssen stehen. Michael Köhl: „Was für ein Chaos.“ Gila Höpfer: „Wie soll das erst werden, wenn es Schienenersatzverkehr zwischen Vaihingen und Hauptbahnhof gibt?“
Endlich fährt die S-Bahn unter den Arnulf-Klett-Platz ein – Station Hauptbahnhof. Das war wirklich nicht schön. Die S-Bahn voll, eng, die ganze Zeit stehen. Jäkel: „Von unseren 50 Teilnehmern haben nur fünf einen Sitzplatz bekommen. Einige sind in die erste Klasse ausgewichen – es ging nicht anders.“
Zwei Rolltreppen und viele Meter später endlich das Tageslicht. Die „Pro Gäubahn“-Tester treffen sich im LBBW-Forum zur Demonstration.
Umstiegs-Tester: „15 Minuten reichen in Vaihingen nicht aus“
Hans-Jörg Jäkel: „Wir haben in Vaihingen netto sechs bis sieben Minuten zum Umsteigen gebraucht. Der Bahnsteig in Vaihingen war überfüllt. Wir waren 50 Teilnehmer – im IC sind 200 Fahrgäste weiter bis Hauptbahnhof gefahren. Wenn die alle in Zukunft in Vaihingen umsteigen müssen, reichen 15 Minuten nicht aus.“ Aufzugtester Reinhard König: „Wir haben in Vaihingen durch die Aufzüge sogar zwischen elf und 14 Minuten gebraucht. Am Klett-Platz war es noch schwieriger. Wir haben 19 Minuten gebraucht. Insgesamt 30 Minuten länger. Dann wären die Anschlusszüge weg.“
Gero Treuner, VCD-Vorsitzender und Erfinder des Umstieg-Tests: „Mit der Kappung der Gäubahn 2027 wird die S-Bahn-Stammstrecke vier Monate gesperrt. Dann müssen Fahrgäste auch noch den Schienenersatzverkehr nutzen. Der Umstieg in Vaihingen funktioniert nicht.“