Die Villa Maag steht in Vollbrand. Foto: Eyrich

Ob die Villa Maag diesen Brand überstehen wird? Am Montag hat offenes Feuer im Haus gewütet und einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst. In Kürze sollte das Haus verkauft werden.

Albstadt-Ebingen - Meterhohe Flammen sind am Montag aus den Fenstern der Villa Maag geschlagen, als um 11 Uhr die Feuerwehr alarmiert wurde. Der Löschzug der Abteilung Ebingen fand das Gebäude in Vollbrand vor und griff von außen, auch über Leitern und die Drehleiter an, um zu löschen. Den Löschzug aus Tailfingen musste Einsatzleiter Thomas Danhamer, der Ebinger Kommandant, nachalarmieren, denn die gelbe Rauchwolke, die in den Himmel stieg, hatte es in sich, hüllte zeitweise die Atemschutzträger im Korb der Drehleiter vollständig ein.

Keine halbe Stunde später hatten die Feuerwehrleute den Brand bis auf einige Glutnester gelöscht. Dennoch: Die Villa Maag wird dieses Feuer möglicherweise nicht überstehen, vermutet Stadtbrandmeister Michael Adam, der von einem anderen Einsatz herbeigeeilt war – obwohl er eigentlich in Urlaub ist: Im Wohnheim Kutsche und auf dem Schillerareal hatten Brandmelder ausgelöst und Adam sich um den einen Fehlalarm gekümmert, die Feuerwehrabteilung Lautlingen um den anderen. "So etwas habe in 40 Jahren noch nicht erlebt", so Adam mit Blick auf die Koinzidenz.

Im Inneren nicht mehr viel übrig

Besonders tragisch ist der Brand für zwei Männer: Der Eigentümer des Gebäudes aus der Nähe von Reutlingen wollte es demnächst verkaufen, der Käufer in spe, Yasin Simsek, wollte in Abstimmung mit dem Denkmalschutz das Haus sanieren und ein Restaurant darin einrichten. "Es ist innen und außen denkmalgeschützt", berichtet Simsek, "und es liegt in einem Sanierungsgebiet." Ein Termin mit dem Denkmalamt sei aber vor Jahresende 2020 coronabedingt abgesagt und kürzlich der Termin zum Überschreiben des Hauses – geplant für 30. April – vertagt worden. Auch den Kaufpreis hat Simsek noch nicht überwiesen und muss deshalb nun nur seine Pläne für das Restaurant begraben, während es den bisherigen Besitzer härter trifft. Denn ob das Gebäude noch saniert werden kann, steht wohl in den Sternen.

Die Innentreppe – ein Prachtstück der Villa – sei komplett weggebrannt, berichtete Michael Adam, und "der Dachstuhl ist ohnehin fertig. Der muss komplett runter, und dann muss der Statiker das Haus prüfen." Der Wasserschaden, der noch hinzukomme, dürfte freilich das geringste Problem sein, war das Haus doch offenbar praktisch leer.

Brandursache muss noch geklärt werden

Wie die Villa dann in Brand geraten konnte, muss nun ein Sachverständiger prüfen, sobald das Haus wieder begehbar ist, erklärte Markus Lehmann, der Albstädter Polizeichef, vor Ort. Hinter dem Gebäude hatte die Polizei ein Kinderfahrrad gefunden und dem Vernehmen nach zwei Kinder – oder Jugendliche; über ihr Alter war nichts zu erfahren – befragt.

Unter den Beobachtern der Löscharbeiten war auch einer, der die Villa Maag noch gut aus seiner Kindheit kennt: Bernd Seeger, der am Freitag seinen 70. Geburtstag gefeiert hatte, ist in dem Haus aufgewachsen, das sein Vater Erwin Seeger von Karl Maag gemietet und darin die heute älteste deutsche Presseagentur eingerichtet hatte. Bis er zehn Jahre alt war, 1961, hatte Bernd Seegers Familie in der Villa gewohnt und er erinnert sich noch gut an die Einrichtung, "eines der schönsten Treppenhäuser in der Stadt", ja sogar an den Naturkeller und den Keller mit Autogrube.

Info: Die Villa von Friedrich Maag

Friedrich Maag (1867 bis 1942), dessen Familiensitz die Villa einst war, war als einer der großen Textilfabrikanten der Stadt Ebingen und Pionier der Ebinger Trikotindustrie am 10. Mai 1937 zum Ehrenbürger ernannt worden. Es war sein 70. Geburtstag. Exakt 84 Jahre später ist nun sein Haus ausgebrannt.

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