Moderator Henning  Hess vom SWR (links) und der ehemalige Bundesminister für Europafragen und heutige Buchautor Michael Roth (SPD) Foto: Martin Braun

Der ehemalige Bundesminister Michael Roth (SPD) hat ein Buch über seine Ängste geschrieben.

„Vorwärts immer, rückwärts nimmer.“ Mit diesem Slogan unterstreicht Michael Roth gegen Ende seines kürzlich erschienenen Buches „Zonen der Angst“ seinen Ausstieg als Berufspolitiker. Roth ist im Jahr 1970 geboren, war von 2013 bis 2021 deutscher Bundesminister für Europafragen und Bundestagsabgeordneter der SPD von 1998 bis 2025.

 

Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs kritisierte er Scholz

Dazu gab es eine Buchvorstellung mit Lesung und Gespräch in einer mit 100 Zuhörern sehr gut besuchten Veranstaltung im Saal der Volkshochschule Lörrach (VHS) anlässlich der Reihe „Fenster der Demokratie“. Moderiert wurde der Abend durch Henning Hess vom SWR in Baden-Baden. Tom Leischner, Leiter der VHS, begrüßte das Publikum.

Bekannt wurde Roth primär durch sein Wirken als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages 2021 bis 2025, also am Ende seiner Zeit als Berufspolitiker. In Reaktion auf den russischen „Vernichtungskrieg“ (Roth) gegen die Ukraine seit Februar 2022 entwickelte sich Roth innerhalb der SPD zu einem „Kanzler-Kritiker“ gegen Olaf Scholz, wie es Rolf Mützenich, Fraktionsvorsitzender der SPD im Bundestag (2019 – 2025), in einem „Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) anprangerte.

Diese Roths Konflikt mit der eigenen Partei (SPD) markierende Textstelle steht innerhalb der ersten von Roth vorgelesenen Textpassage aus seinem Buch. Von den 300 Seiten seines Buches hat Roth in drei Teilen zusammen zehn Seiten vorgelesen (211-13, 221-24 und 291-94). Eingerahmt wurde die Lesung von der Unterhaltung Roths mit Hess als Moderator. Roth erzählte, wie auch im Buch, von seiner politischen Isolation innerhalb der SPD-Fraktion am Ende seiner aktiven Zeit als Politiker.

Mit seiner Angstkrankheit geht er ganz offen um

Und als Besonderheit seines Buches gilt die Offenheit, mit der Roth im Buch selbst wie auch im Gespräch mit Hess über seine gesundheitliche Belastung durch seine immer stärker hervortretende Angstkrankheit redet.

Dazu befindet er sich, wie auch im Buch erzählt wird, in Behandlung einer Therapeutin. Und beruflich sei er da als Politiker offensiv vorgegangen: „Da ich in den Medien sehr präsent war, entschied ich mich für die Offensive.“ Dies sei politisches Neuland gewesen, zumal bezogen auf psychische Erkrankungen, so Roth in seiner Lesung – aber: „ich wollte das monatelange Versteckspiel beenden.“

Am Ende seiner Lesung bringt es Roth, angeregt durch die Aufforderung von Moderator Hess, abschließend etwas Schönes zu lesen, passend zum ganzen Buch auf den Punkt: „Ich habe manchmal noch Angst. Aber ich bin auf einem guten Weg.“

Und Roth, der studierte Politologe und erfahrene Bundespolitiker aus Berlin, sagte abschließend: „Wir befinden uns in der Phase der Zerstörung der liberalen Demokratie.“ Hess, der Moderator, ergänzte: Michael Roth sei „einer, der seine Geschichte erzählt“ und so einen Blick hinter die Kulissen der Politik ermögliche. Da appellierte Roth an sein Publikum: „Zeigt euch und steht zu euch auch als Politiker.“ Seine Hörerschaft dankte mit Applaus.