Der Freudenstädter Autor Bernd Leix ist in der Krimi-Sammlung „Schwarzwald morbid“ mit dem Beitrag „Waldlust“ vertreten. Foto: Bernd W

Frisch aus der Druckerpresse kommt der Krimi-Sammelband „Schwarzwald morbid“, der 14 Autorinnen und Autoren mit ihren Geschichten vereint. Als besonders zugkräftiges Motiv hat sich das ehemalige Grandhotel Waldlust in Freudenstadt erwiesen.

Auf sogenannte „Lost Places“, ein Pseudoanglizismus mit der Bedeutung „vergessene Orte“, haben sich in jüngster Zeit Interessenten aus verschiedenen Bereichen geradezu gestürzt. Ihnen liegt daran, abgewirtschaftete Gebäude, Anlagen oder auch naturgegebene Örtlichkeiten wie Höhlen dem kollektiven Vergessen zu entziehen und ihnen eine neue Bedeutung beizumessen.

 

Vergessene Orte beflügeln die Fantasie beim mitunter ehrfürchtig staunenden Betrachter, insbesondere aber bei der schreibenden Zunft. Die Freiburgerin Anne Grießer, selbst arrivierte Krimiautorin, hat die Texte herausgegeben. Den großteils haarsträubenden Erzählungen aus dem Nord- bis hinunter in den Südschwarzwald sind Erläuterungen beigegeben, die dem Lesepublikum weitergehende Informationen verschaffen.

„Waldlust“ kommt gleich in drei Geschichten vor

Das einstige Grandhotel Waldlust am Stadtrand von Freudenstadt ist eine immer wieder beliebte Adresse für Medienrummel unterschiedlichster Art und ein beliebtes Ziel von Neugierigen und Fotografen. In dem Band ist es gleich drei Mal vertreten und steht damit an der Spitze der Lost-Places-Lieblingsobjekte, welche die Autoren zu ihren Krimigeschichten inspirierten.

Der Freudenstädter Autor Bernd Leix nennt seinen Beitrag schlicht „Waldlust“, ein „Haus der unerlösten Seelen“. Er bietet zugleich einen kurzen Abriss des geschichtsträchtigen Anwesens im Anhang. Für den Routinier Leix, der außer seinem umfänglichen Romanwerk auch verstreute Kurzkrimis in Anthologien publiziert hat, ist „Waldlust“ allenfalls eine schriftstellerische Fingerübung. Seine Geschichte kreist um ein Pärchen, das sich bei Nacht und Nebel Zutritt zum Hotel verschafft. Bei den spukhaften Vorkommnissen im Haus und der Legende um den seinerzeitigen mysteriösen Tod einer Hotelchefin namens Adele B. vergeht den beiden Hören und Sehen. Sie wünschen sich nichts sehnlicher, als den unheimlichen Ort zu verlassen.

Geschichte handelt von einem schlecht gelaunten Journalisten

Auch Joan Wenig hat sich mit dem Lost Place Waldlust auseinandergesetzt. Ihre Arbeit kommt als Mahnung daher: „Geh nicht hinaus bei Nacht.“ Drei Tote sind im Vorfeld einer großen Festivität zu beklagen, und die angeblich ermordete Adele steht erneut mit im Zentrum der Handlung. Im Anhang wird allerdings darauf hingewiesen, dass der Denkmalverein Freudenstadt weder von einem Mord im Haus noch von einer verantwortlichen Person dieses Namens etwas wissen will.

Daniel Walter erzählt in „Kein Schwarzwaldmädel, keine Operette“ von einem schlecht gelaunten Journalisten, der von der Redaktion dazu bestimmt wurde, verlassene Orte zu recherchieren und vorzustellen. Mit vom Billigbier zugedröhnter Birne stolpert er in dieser aberwitzigen Story in eine von der Touristik angeleierte Veranstaltung, die ihn das Fürchten lehrt. Walter führt in dieser Geschichte einen auffällig schnoddrigen Erzählstil vor.

Ein Krimi handelt vom Hotel Alexanderschanze

„Die letzten Wünsche“ ist ein eher sozialkritischer Beitrag von Sarah Tischer, in dem das ehemalige Hotel Alexanderschanze bei Kniebis die Hauptrolle spielt.

Einen außergewöhnlichen Text, der mehr Science-Fiction-Elemente offenbart als herkömmliche Krimibestandteile, legt Beatrix Erhard vor. In der „Kernzone“ nimmt die Natur im Nationalpark Schwarzwald Rache an den Menschen, die so unbedacht mit ihr umgehen. Zuletzt schaut eine verwandelte Försterin vom Petermännle-Stein im Tonbachtal versonnen auf die waldbedeckten Höhen des Schwarzwalds.

Schwarzwald morbid

Krimi-Sammlung
 Die von Anne Grießer herausgegebene Krimi-Sammlung „Schwarzwald morbid“ ist im Gmeiner-Verlag Meßkirch erschienen. Das Werk umfasst 264 Seiten und ist kartoniert. Es kostet 16 Euro.