Die Tourismusstadt Freudenstadt ist im neuen Krimi des Schriftstellers Bernd Leix Schauplatz grässlicher Verbrechen. Unter anderem trifft es den örtlichen Chef der Kriminalpolizei.
Freudenstadt - Druckfrisch liegt der neue Krimi des Freudenstädters Bernd Leix im Buchhandel. Mit dem nunmehr zwölften Fall des Ermittlers Oskar Lindt finden die zahlreichen Anhänger des Genres wiederum anregendes Lesefutter. Die Verbrechen treffen zum einen den örtlichen Chef der Kriminalpolizei, Franz-Otto Kühn, und zum anderen zwei Beamte der Freudenstädter Ermittlungsgruppe. Mit der Aufklärung beauftragt wird der bewährte Karlsruher Hauptkommissar Oskar Lindt, weil die Kollegen vor Ort in diesen Fällen nicht selbst ermitteln dürfen.
Lindt geht der Mord an Kühn besonders nahe, hatte er doch über Jahre hinweg mit ihm bestes Einvernehmen. Das Opfer wurde im Kneippbecken beim Löwenbrunnen im Teuchelwald angelehnt aufgefunden – erschlagen und zur Sicherheit anschließend noch ertränkt. Oskar Lindt beruft seine zwei versierten Karlsruher Mitarbeiter in die von der Staatsanwaltschaft eingesetzte Sonderkommission "Löwe". In einem historischen städtischen Gebäude in Christophstal richtet die SoKo eine provisorische Zentrale ein und dreht am ganz großen Rad. Bald gerät Lindt, ansonsten die Unerschütterlichkeit in Person, selbst ins Visier von Unbekannten: Es findet sich auf seinem Schreibtisch ein Zettel mit den Worten "Lindt verschwind!"
Der große Durchblickfehlt zunächst
Akribisch arbeiten sich die Ermittler durch Akten, Befragungen, Verhöre und Ortsbesichtigungen, ohne zunächst den großen Durchblick zu erlangen. Rätsel gibt der SoKo auf, wie es sich der als Frauenheld verschriene Ermordete leisten konnte, in der Nobeladresse "Parkside" beim Teuchelwald zu logieren und einen aufwendigen Lebensstil zu pflegen. Als zwei Freudenstädter Kollegen, an der bekannten "Großvatertanne" beziehungsweise an einem anderen Baum im Stadtwald gepfählt und durch den Kopf geschossen, das Horrorszenario erweitern, bekommt der Fall eine neue Dimension - waren doch die beiden selbst ins Fadenkreuz der Ermittler geraten.
Es braucht einige Anläufe, bis die blutige Gemengelage aufklärt wird und sich die äußerst sperrige Oberstaatsanwältin zu anerkennenden Worten durchringen kann. Der Prolog von Bernd Leix‘ neuem Werk bietet ein Novum: Der Autor gibt sich auch als Lyriker mit Sinn für Sprachmelodie und Reimschemata zu erkennen.
Ein dreistrophiges Gedicht mit jeweils acht Versen gibt die Stimmung von Oskar Lindt wieder, der in der klaren, guten Luft des Schwarzwalds auf frühmorgendlichen Meditationsgängen neue Ansätze zur Lösung der Fälle gewinnt. Leix geht der jeweils am Ende der Strophen dreifach erhobenen Frage nach: "Was ist schon ein Menschenleben?" Die letzte Zeile gibt eine eindeutige Antwort: "Tot ist tot, ob Jung, ob Alt."
Einheimische finden sich in den angesprochenen Lokalitäten problemlos zurecht. Da sind die namentlich aufgeführten Lokale, in denen viele selbst verkehren und die bei den Ermittlern einen besonders positiven Eindruck von der örtlichen Gastfreundschaft hinterlassen. Und da sind auch die allseits bekannten Straßen und Plätze, die dem Lesepublikum einen hohen Wiederkennungswert bescheren.
Einheimische finden sichproblemlos zurecht
Der Oberbürgermeister der Stadt ist der Oberstaatsanwältin gar persönlich bekannt. Auch ein ehemaliger Lehrer der Eduard-Spranger-Schule trägt zur Aufklärung bei. Wer auf das Markenzeichen von Bernd Leix, die schonungslose Schilderung von Gewaltszenen, baut, muss sich gedulden, wird dafür allerdings mehr als entschädigt: "Ein Mann stand, mit gespreizten Beinen und weit ausgebreiteten Armen, das Gesicht zum Baum, auf der Rückseite der mächtigen Weißtanne. Die Hände waren am Bau festgenagelt". Damit nicht genug: Oben am Baum, über dem Kopf, ist seine Zunge fixiert.
Wer dem Autor vorhält, er baue zu sehr auf die Sensationslust seiner Leserschaft, liegt sicher nicht ganz verkehrt. Tatsache ist, dass es Bernd Leix von Mal zu Mal gelingt, Spannung zu erzeugen und durchzuhalten – auch mit drastischer Erzählweise. Damit transportiert er erhellende Informationen darüber, wie die Gangsterwelt einerseits und die Ermittlungsbehörden andererseits ticken.