Dominierend am Kasernenplatz in Freudenstadt: das Hotel Restaurant Schwanen. Es wird künftig als Hotel Garni geführt. Foto: (rt)

Familie Bukenberger schließt À-la-carte-Restaurant. Von Corona-Krise kalt erwischt.

Freudenstadt - "Nein", sagt Edgar Bukenberger, "das ist kein sterbender Schwan, das ist unsere Zukunft, und das hat Hand und Fuß." In seinem Hotel-Restaurant gibt es vom heutigen Tag an wesentliche Änderungen.

Edgar Bukenberger (56), Koch von Beruf, leitet mit seiner Frau Michaela seit einem viertel Jahrhundert das Hotel-Restaurant Schwanen am Kasernenplatz in Freudenstadt. Zum 1. Juli schließt die Familie Bukenberger ihr À-la-carte-Restaurant, und der "Schwanen" wird als Hotel Garni weitergeführt.

Das bedeutet nicht, dass Edgar Bukenberger seinen Beruf an den Nagel hängt. Für Hausgäste wird es nach wie vor auf Wunsch eine kleine, wöchentlich wechselnde Speisekarte geben. Für Reservierungen bei Weihnachts- und Familienfeiern, Firmenfesten und anderen Festivitäten ab acht Personen steht die Küche nach wie vor bereit.

Kaum eine Branche hat die Corona-Pandemie so durcheinandergeschüttelt wie die Hotellerie und Gastronomie. Die Krise hat aus deren Reihen schon viele Einschränkungen und Existenzen gefordert. "Es ist eine rein betriebswirtschaftliche Entscheidung. Unter den derzeit mühseligen Arbeitsbedingungen sehen wir keine Chance, Geld zu verdienen", begründet Edgar Bukenberger seinen Entschluss. Die Krise hatte das gutbürgerliche Drei-Sterne-Hotel kalt erwischt. Bukenberger: "Vor einem halben Jahr noch haben wir keine Mitarbeiter gefunden, heute wissen wir nicht, wie wir sie bezahlen sollen."

Derzeit sind fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit. Seit März war der "Schwanen", so wie viele andere Hotels auch, so gut wie geschlossen, wurde im Einsatz mit Frau Michaela und den beiden Töchtern praktisch im Familienbetrieb durch die Krise geschaukelt. Das Angebot, fertige Gerichte "über die Straße" anzubieten oder ins Haus zu liefern, sei nur anfangs ganz gut gelaufen, bestehe aber weiterhin, so Bukenberger.

Hinzu komme das geänderte Ausgehverhalten der Gäste. Der Mittagstisch sei so gut wie weggefallen, die abendlichen Umsätze im Restaurant seien bescheiden. Denn "nach 20 Uhr ist auf den Straßen im Städtle nicht mehr viel geboten". Da falle Kontinuität mit einem gewissen Qualitätsstandard im À-la-carte-Bereich sehr schwer.

Viel Verständnis bei Gästen und Kollegen

Edgar Bukenberger hat mit seiner Entscheidung bei Gästen und Kollegen viel Verständnis gefunden und weiß, dass sich andere Gastronomen der Region mit ähnlichen Lösungen beschäftigen. Der "Schwanen" ist eines der traditionsreichsten Hotels in Freudenstadt, gut eingeführt, beliebt bei Vereinen und Familienfeiern, spielte einst in der Gastronomie der Stadt eine führende Rolle.

Das Hotel ist seit vier Generationen im Familienbesitz, Edgar Bukenbergers Ururgroßvater hatte es im Jahr 1900 erworben. Das dominierende Haus hinter dem Rathaus gilt mit seinen 18 Zimmern und den knapp 100 Plätzen in drei Restaurants als beliebtes Stadthotel, das an Wochenenden auch touristisch genutzt wird, geschätzt von Fahrrad- und Motorradtouristen.

Edgar Bukenberger hat den "Schwanen" mit seiner Frau Michaela vor 26 Jahren von seinen Eltern Heinz und Susanne Bukenberger übernommen, die das Hotel über viele Jahre mit großem Engagement geführt hatten. Jetzt hofft der Sohn, dass auch der Schwarzwald vom wiedererwachten Interesse am Deutschland-Urlaub profitiere kann: "Ich könnte mir vorstellen, dass wir da noch etwas zulegen. Das können wir dringend gebrauchen."