Eine Fledermaus ist hängend, in einer Felsspalte, verendet. Foto: Hoffmann

Bereits am 7. Februar haben Unbekannte eine Art Feuerwerkskörper in der Höhle Hohler Fels bei Bitz zur Explosion gebracht – und damit möglicherweise eine komplette Fledermauspopulation vernichtet. Das Landratsamt hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Ob die Missetäter, welche den Fledermäusen in der Höhle Hohler Fels bei Bitz den Garaus gemacht haben, die Kamera am Höhleneingang nicht bemerkt oder aber ignoriert haben, mag dahingestellt sein.

 

Auf alle Fälle gibt es ein Video, das folgendes dokumentiert: Sie waren zu fünft; mindestens vier von ihnen scheinen im Jugendalter zu sein, und sie trugen offenbar einheitliche Kleidung, unter anderem Hosen mit Leuchtstreifen – die in den Sozialen Medien gestellte Frage, ob es sich vielleicht um Hästräger handelte, verneint Dieter Hoffmann von der Albstädter Arge Höhle und Karst, die sich um den Hohlen Fels kümmert.

Auf dem Video ist darüber hinaus nicht allzu viel zu erkennen, denn zur Tatzeit – 21 Uhr – war es am 7. Februar hierzulande dunkel.

Ob die Täter wussten, was sie taten?

Offen ist auch, ob die jungen (?) Leute wussten, was sie taten. Das Hinweisschild am Eingang, auf dem Passanten aufgefordert werden, die Winterruhe der Fledermäuse zu respektieren, haben sie laut Hoffmann nicht beachtet. 

Andererseits hört er aus Wortfetzen ihres Gesprächs das Wort Fledermaus heraus – und er hat keine Abfallreste eines Böllers oder einer Rakete entdeckt: Die Explosion ist nur durch das Video dokumentiert. Und durch eine tote Langohrfledermaus, die Hoffmann auf dem Höhlenboden gefunden hat.

Das ist für die Tiere eine sehr unübliche Lage – Fledermäuse, die eines natürlichen Todes sterben, ziehen sich in Felsspalten zurück und verenden hängend.

Aus dem Winterschlaf wecken ist meist tödlich

Das Landratsamt Zollernalb hat einige Tage nach dem Vorfall Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet: Die Fünf vom Hohlen Fels haben einen Verstoß gegen das Naturschutzgesetz begangen, der keine bloße Ordnungswidrigkeit, sondern strafbar ist.

Wieso? Weil es für Fledermäuse im Regelfall fatale Folgen hat, wenn sie aus dem Winterschlaf geweckt werden.

Was sie an Speck auf den Rippen haben, reicht meist gerade aus, sie durch die kalte Jahreszeit zu bringen.

Wenn sie aber schreckhaft geweckt werden, ihren gedimmten Stoffwechsel hochfahren und flüchten müssen, dann reicht der Energievorrat nicht mehr – und sie verhungern.

Im Falle Hohler Fels ist das offensichtlich geschehen: Außer der Fledermaus auf dem Boden hat Dieter Hoffmann noch eine weitere gefunden, die tot in einer Deckenspalte hing.

Nach der Explosion geflohen?

Er geht davon aus, dass sie nach der Explosion geflohen, später aber wieder zurückgekehrt war, weil sie keine andere Bleibe gefunden hatte – nach seiner Einschätzung ein Indiz dafür, dass es in der näheren Umgebung keine schnell verfügbaren Alternativen gab.

Eine tote Fledermaus hat Dieter Hoffmann auf dem Boden gefunden. Foto: Hoffmann

Hoffmann vermutet, dass auch die anderen Fledermäuse ziemlich bald nach ihrer Flucht eingingen und die ganze Kolonie der gewaltsamen Störung zum Opfer gefallen ist.

Wie groß sie war? Im begehbaren vorderen Teil des Hohlen Felses hat Hoffmann vor Jahrzehnten einmal sechs Exemplare gezählt, aber erstens verkriechen sich Fledermäuse regelrecht in Spalten der Felswand, weshalb man sie leicht übersieht, und zweitens geht die Höhle noch weiter – die zwei hinteren Fortsätze sind bis zu 60 Meter lang.

Über den Abgleich von sommerlichen Netzfängen und Zählungen ist Hoffmann zu dem Schluss gelangt, dass die Zähler maximal zehn Prozent einer Population zu Gesicht bekommen – und dass die Höhle zuletzt 40 bis 50 Tiere beherbergte. Die Population wurde schon einmal, 2004, durch eine Störung der Winterruhe, vernichtet; sie hat danach viele Jahre gebraucht, um sich zu erholen, die alte Größe aber vermutlich nicht mehr erreicht.

Was die fünf Ruhestörer diesmal angerichtet haben, wird sich erst im Sommer zeigen.

Dass man sie erwischt, hält Hoffmann für eher unwahrscheinlich. Der Strafrahmen erstreckt sich seines Wissens in den fünfstelligen Euro-Bereich – ihm ist aber kein Fall bekannt, in dem solch ein Delikt je in dieser Höhe geahndet worden wäre. Sind ja nur Fledermäuse.