Schon in vielen strapaziösen Lagen hat Meng Fledermäuse vorgefunden. Foto: SB-Archiv

Alb-Guide kümmert sich liebevoll um bedrohte junge Fledermäuse. Bad wird zur Krankenstation.

Albstadt - Wenn in Albstadt das Stichwort Fledermaus fällt, muss auch der Name Helmut Meng fallen. Dem Ebinger sind die Fledermäuse regelrecht ans Herz gewachsen.

Wie ist aus dem Alb-Guide Helmut Meng ein Fledermausexperte geworden? Den "Erstkontakt" mit den Tieren, so erzählt Meng, habe er 2007 im Vogelschutzzentrum in Mössingen-Thalheim gehabt, was ihn zwei Jahre später dazu bewegt habe, die Ausbildung zu absolvieren: Offiziell ist er nun der ehrenamtliche Sachverständige für den Fledermausschutz, den jeder anrufen kann, "wenn Fragen rund um die Fledermaus aufkommen" – auch der Tierschutzverein verweist an ihn.

Was aber nur wenige wissen ist, dass Fledermausfreund Meng mit Aufopferungsgeist, Leidenschaft und Herzblut Fledermäuse rettet. Schon oft hat sich der 61-Jährige auf den Weg gemacht – mit einem Fledermausdetektor, mit dem er feststellen kann, ob das Fundtier nach der Mutter ruft: "taktaktak". Ist keine Mutter in Sicht, so ist es an ihm, seinen Dienst als Mutterersatz anzubieten.

Badezimmer als Fledermauskrankenstation

Schon in vielen strapaziösen Lagen hat Meng Fledermäuse vorgefunden: im Kassenbereich eines Baumarktes, auf der Straße oder vor der Haustüre. Bei Meng zuhause dient das zweite Badezimmer als Fledermauskrankenstation. Derzeit hat er vier Tiere im Alter von einigen Wochen, die anderen sind etwa ein halbes bis ein Jahr alt – laut Meng verrät die Ellenlänge das Alter.

Ausgemusterte Aquarien, ausgestattet mit einem strumpfüberzogenen Glas als Lernstation für Flugübungen, einem Handtuch zum "Abhängen", einem Stein, Wasser und einer Holzplatte für angenehmes Klima auf dem Boden, dienen als Wohnung für die fliegenden Säugetiere, und manchmal kommt die Infrarolampe und die Wärmflasche zum Einsatz, gerade bei jungen Tieren.

Ausgestattet mit Wasserkocher, Pipette, Pinzette und Wattestäbchen macht sich der Pfleger an die Fütterung, und das alle vier Stunden, zumindest bei der Kleinen. Nun geht es an deren arbeitsintensive Fütterung. Die Fledermaus bekommt die Drohnenbrut aus einer Wabe, allerdings muss das Bienenwachs gänzlich entfernt werden. Die gefrorene Brut wird mittels heißem Wasser aufgetaut, und mit viel Zeit, Muße und Ruhe weckt er das "Mäuschen" auf respektive wartet, bis es wach wird. Dann beobachtet er es eine Weile, um festzustellen wie es ihm geht, nimmt es dann in die Hand und hält der Fledermaus die Brut mit der Pinzette vor den Mund.

Es beginnt das Innere aufzuessen, die Hülle bleibt übrig. So verspeist es drei bis vier solcher Drohnen, bis es satt ist. Anschließend säubert Meng mit dem Wattestäbchen den Mund – auch zur Verdauungsregulierung, denn damit wird der Bauch massiert: für das Tier ein Genuss.

Danach kommt es wieder zurück in seine Behausung und wird nochmals beobachtet. Auch der Zustand des Kotes gibt Meng Hinweise auf den Gesundheitszustand.

Mit der Fütterung sei das allerdings eine Gradwanderung, betont er, denn würden die Tiere zu lange gefüttert, verlören sie die Fähigkeit, zu jagen. Nach den Kleinen sind die beiden Älteren an der Reihe: Sie bekommen Mehlwürmer und fressen schon selbstständig. Allerdings ist es bei einer der Beiden fraglich, ob sie je wieder fliegen könne, denn sie war mit einer gebrochenen Flughand gefunden und in Tübingen in der sogenannten Behindertenstation verarztet worden. Helmut Mengs Ziel ist es, "nur so lange zu pflegen wie nötig, denn die Auswilderung hat oberste Priorität" – laut Bundesnaturschutzgesetz dürfen Fledermäuse nicht gehalten, sondern nur gepflegt werden. Der Nützling, vom Aussterben bedroht, steht unter Artenschutz, fressen die Tiere doch zwischen 40 000 und 100 000 Insekten pro Saison.

Die sehr empfindlichen Tiere können bis zu zwölf Jahre alt werden, haben allerdings viele Feinde wie Katzen, Elstern und Raben.

Info

Fledermausschutz ist in der heute stark belasteten Umwelt dringend erforderlich, um das Überleben dieser interessanten Tierart zu garantieren und so eine Verarmung der Lebensvielfalt zu verhindern. Fledermäuse können nur in einer giftfreien und natürlichen Umwelt überleben, wobei kleine Veränderungen oft schon sehr effektiv sein können.

Jeder Einzelne kann einen Beitrag zum Fledermausschutz leisten: durch Verzicht auf Insektizide im Garten, durch das Ausbringen von Pflanzenmischungen für einen "Fledermausgarten", durch den Schutz aller Fledermausquartiere, den Erhalt von Quartiermöglichkeiten, das Vermeiden von Störungen, einen giftfreien Dachumbau und das Anbringen von Fledermauskästen.