Der Calwer Kreistag hat Helmut Riegger zum dritten Mal zum Landrat gewählt. Zuvor blickte Riegger zurück – und erklärte, warum er mit 63 Jahren nochmals seinen Hut in den Ring warf.
Jürgen Großmann, erster Stellvertreter des Landrats im Kreis Calw und CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, hat es am Montagabend spannend gemacht. Zumindest ein wenig.
Denn dass Helmut Riegger aus dieser Kreistagssitzung zum dritten Mal als Landrat hervorgehen würde, war klar. Immerhin war er als einziger Kandidat angetreten.
Spannend blieb jedoch – zumindest ein wenig –, ob es gleich im ersten Anlauf gelingen würde. Denn dafür sind bei der Wahl eines Landrats in Baden-Württemberg mehr als die Hälfte der Stimmen aller Kreisräte, ob anwesend oder nicht, erforderlich. Erst bei einer dritten Runde genügt die höchste Stimmenanzahl, die auf einen Bewerber entfällt.
Im Fall von Calw bedeutet das bei 55 Mitgliedern im Kreistag mindestens 28 Stimmen. 50 Räte waren vor Ort. 50 Stimmen, so Großmann, wurden abgegeben. Dramatische Pause. Und: „Der alte ist der neue“, verkündete der CDU-Fraktionsvorsitzende. 44 Räte stimmten für Riegger, sechs gegen ihn.
Rieggers Ergebnis
Helmut Riegger gelang es damit, 88 Prozent der Stimmen auf sich zu vereinigen. Sein bisher bestes Ergebnis.
Am 21. Dezember 2009, als er erstmals antrat, vereinigte er rund 87 Prozent auf sich. Sein damaliger Gegenkandidat bekam 13 Prozent.
Am 6. November 2017 ging es für Riegger in die zweite Runde; diesmal trat er als alleiniger Bewerber an – und bekam 84 Prozent, 37 von 44 Stimmen.
Dass Riegger nochmals kandidiert, war bereits seit März bekannt. Offiziell hatte er seine Bewerbung am 24. August abgegeben, gleich zu Beginn des Bewerbungszeitraum.
Rieggers Rückblick
Bevor der Kreistag jedoch zur Wahlurne schreiten durfte, durfte Riegger in einer etwa viertelstündigen Rede nochmals für sich werben.
Dabei blickte er nicht zuletzt auf das zurück, was in seiner Amtszeit bewegt wurde. Gemeinsam mit Kreistag und Mitarbeitern, wie der Landrat betonte. In Zeiten, die „von großen Umbrüchen geprägt“ waren. Den großen Flüchtlingsströmen, der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg.
Riegger blickte dabei auf einige Meilensteine zurück; zwei davon kamen an diesem Abend immer wieder zur Sprache: die Krankenhäuser im Kreis Calw und die Hesse-Bahn.
„In der Gesundheitsversorgung haben wir schwierige, sehr schwierige, aber in meinen Augen auch richtige Entscheidungen getroffen“, meinte der Landrat. Und wenn die Hesse-Bahn Ende Januar erstmals Passagiere befördere, sei ein Tag gekommen, „auf den wir lang, lang hingearbeitet haben“.
Doch Riegger sprach auch von der ins Leben gerufenen Genossenschaft Mednos, die mittlerweile neun allgemein-ärztliche Praxen betreibe, von zahlreichen Straßensanierungen, von einem Stundentakt im ÖPNV.
Und er nannte beeindruckende Zahlen: 4000 Kilometer Glasfaser verlegt, 12 000 Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen, 2700 Tablet-Computer für die Berufsschulen besorgt, mehr als 300 Millionen Euro an Fördermitteln von Bund und Land in den Kreis Calw geholt.
Rieggers Ausblick
Ans Aufhören wollte der Landrat offensichtlich trotzdem nicht denken. Obwohl er öfter gefragt worden sei, warum er sich eigentlich nochmals zur Wahl stelle. Riegger ist 63 Jahre alt; am Ende seiner dritten Amtszeit wird er 71 Jahre alt sein.
Doch: „Ich sehe meine Aufgabe im Landkreis als noch nicht abgeschlossen an“, sagte er.
Denn obgleich zwei zentrale Vorhaben endlich beinahe abgeschlossen seien – das neue Calwer Krankenhaus soll im Frühjahr umziehen, die Hesse-Bahn fährt voraussichtlich ab Ende Januar –, gebe es da etwa noch die Schienenanbindung Nagold/Herrenberg, die es weiter voranzutreiben gelte. „Eine längst fällige Maßnahme“, meinte der Landrat. Auch an der Klinik in Nagold sei noch viel zu tun, bis aus dieser durch die Sanierung in den kommenden drei Jahren „ein komplett neues Krankenhaus“ werde.
Ganz zu schweigen von den Aufgaben in Sachen Klimaschutz, Wirtschaftsförderung oder Künstlicher Intelligenz – und das alles in Anbetracht schwieriger finanzieller Bedingungen. „Unser Handlungsspielraum wird geringer“, räumte Riegger mit Blick auf den Geldbeutel ein. Doch: „Meine Motivation ist ungebrochen.“
Das sagen die Stellvertreter
Nach gelungener Wahl, bei der der alte und neue Landrat sich sichtlich über das klare Ergebnis freute, kamen schließlich noch dessen Vertreter in Politik und Verwaltung zu Wort.
Jürgen Großmann bescheinigte Riegger, dass der Kreis so vieles erreicht habe, sei ihm zu verdanken. „Dieser Erfolg hat Wurzeln.“ Doch er gab ihm auch auf den Weg, was jeder Politiker verinnerlichen müsse: „Wiederwahl ist kein Anlass für Ruhe, sondern die charmante Verpflichtung, alles noch besser zu machen.“
Frank Wiehe, Erster Landesbeamter und Rieggers Stellvertreter in der Verwaltung, erklärte, nun könne der Landrat „nach etlichen Jahren der Schwierigkeiten und Diskussionen“ (etwa in Sachen Krankenhäuser und Hesse-Bahn) endlich ernten, was er „engagiert durchgesetzt hat“. Und: „Ich bin sicher, es werden acht weitere gute Jahre für den Landkreis.“
Die neue Amtszeit von Riegger beginnt nun offiziell am 1. Februar 2026. Knapp zwei Wochen zuvor, am 19. Januar, ist die Amtseinsetzung geplant.