2019 zog Luchsweibchen Ela in ihr neues Zuhause in Bad Rippoldsau-Schapbach ein. (Archivfoto) Foto: Stiftung für Bären

Für das Team des Alternativen Wolf- und Bärenparks Schwarzwald in Bad Rippoldsau-Schapbach ein schwerer Schlag: Die Luchsdame Ela ist vom Tierarzt im hohen Alter erlöst worden. Das ist ihre Geschichte.

“Schweren Herzens mussten wir heute Abschied von unserer Luchsdame ELA nehmen. In Absprache mit unserem Tierarzt galt es die schwere Entscheidung zu treffen, die charmante Vierbeinerin zu erlösen“, schreibt der Alternative Wolf- und Bärenpark Schwarzwald auf Instagram und seiner Website.

 

Anfang der Woche wurde Ela in Abstimmung von Team und Tierarzt erlöst. Die Entscheidung wurde vor allem wegen ihres hohen Alters von knapp 21 Jahren sowie einer chronische Nierenerkrankung, die der Katze zusetzte, getroffen, erklärt Teresa Carl, stellvertretende Parkleiterin in Bad Rippoldsau-Schapbach.

Ein erfülltes Leben im Bärenpark

Zum Vergleich: In freier Wildbahn rechnet man bei Luchsen von einer Lebenserwartung von zwölf bis 14 Jahren. „Sie war eine richtige Oma“, sagt Carl auf Anfrage unserer Redaktion. Und sie habe zum Glück jeden Tag im Bärenpark genießen können. „Und jeder Tag zählt“, betont die Parkleiterin mit Blick auf die Vorgeschichte des Luchsweibchens.

Die Luchsdame hat vor etwas mehr als fünf Jahren ihr neues Zuhause im Schwarzwald gefunden. Bevor sie in Bad Rippoldsau-Schapbach ankam, war sie in einem Freizeitpark auf der spanischen Insel Fuerteventura untergebracht. Dort lebte sie laut dem Park ein schlechtes Leben.

Elas traurige Vorgeschichte

Nachdem sie am 1. Mai 2004 im Zoo Neumünster geboren wurde, verkaufte dieser sie und ihren Bruder im „zarten Alter weniger Monate“ an den spanischen Freizeitpark. Der Wolf- und Bärenpark bezeichnet Ela und ihren Bruder als „deutsches Export-Gut“, dass „Opfer des internationalen Wildtierhandels“ geworden ist.

„Neben brutalen Seelöwen-Showeinlagen und exzessiven Fütterungen der anderen Wildtiere spielte Ela eher eine kleine Rolle für die Besucher des Freizeitparks“, führt der Park in seinem Nachruf aus. Und ebenso klein soll die Unterbringung der Luchsdame gewesen sein, ohne Möglichkeiten sich vor den Augen der Besucher zu verstecken oder einer ihrer Lieblingstätigkeiten nachzugehen: dem Klettern. Hinzu kam das für Lüchse untypische Klima in Südspanien. „Einzig ein tristes Dasein als Anschauungsobjekt sollte ihr Leben bestimmen.“

Die Luchsdame wird dem Team des Wolf- und Bärenpark in Erinnerung bleiben. (Archivfoto) Foto: Stiftung für Bären

Doch den Menschen in der Region und besonders den Mitarbeitern bleibt Ela nicht als solches in Erinnerung. Im September 2019 nahm ihr Schicksal eine späte, aber glückliche Wendung, teilt der Park mit. Ihr Bruder dagegen starb einige Monate zuvor. Am 15. September ist die Katze dann allein in ihr neues und endgültiges Zuhause eingezogen. „Durch zahlreiche Episoden und typischen ELA-Momente wird sie in unserer Erinnerung weiterleben“, schreibt der Park.

Zum einen wäre da ihr erstes Aufeinandertreffen mit einem Bären. Im Herbst 2019 traf sie zum ersten Mal auf Arthos. Und trotz des noch neuen Reviers behauptete sie sich darin. Denn Bär Arthos war es, der schlussendlich zurückwich. 

Sabrina Reimann, damals stellvertretende Leiterin im Alternativen Wolf- und Bärenpark, betonte 2019: „Wir sind begeistert von Elas fantastischer Entwicklung. Es zeigt einmal mehr, dass es sich lohnt, auch Tiere im fortgeschrittenen Alter zu retten und ihnen einen neuen, selbstbestimmten Lebensabschnitt in anspruchsvollem Gelände anzubieten. Es ist immer wieder ein Moment voller Gänsehaut, wenn man miterlebt, wie die Tiere ein stückweit das Wilde in ihnen zurückgewinnen.“

In den vergangenen fünf Jahren habe Ela immer wieder gezeigt, wie sie die neue Chance als Wildtier – auch in ihrem fortgeschrittenen Alter – nutzte. „Sie zeigte uns bei so vielen Gelegenheiten, wie sehr es sich lohnt, auch Tiere im vorangeschrittenen Alter zu retten.“

Besonders zu Beginn im Herbst 2019 versteckte sich Ela im Dickicht der Parkanlagen. (Archivfoto) Foto: Stiftung für Bären

„ELA, auch wenn du eine stille Leere in unserer Freianlagen hinterlässt, werden wir dich stets durchs Dickicht geistern sehen. Wo immer du auch sein magst, irgendwo ist bestimmt ein Bär in der Nähe, den du genussvoll erschrecken wirst“, verabschiedet sich das Team des Wolf- und Bärenparks von ihr.

Alternative Wolf- und Bärenpark

Tiere
Aktuell bietet der Park in Bad Rippoldsau-Schapbach fünf Wölfen, neun Bären und noch zwei Luchsen ein Zuhause im Schwarzwald. In diesem Jahr soll die „Problembärin JJ4“ – genannt „Gaia“ – in eine neue Hochsicherheitsanlage einziehen.