Diesen Brief (Auszug) hatte die Familie laut Mitteilung von Volt im Briefkasten. Foto: Volt/Jäckle

Ein Mitglied der Partei Volt hat einen Drohbrief im Briefkasten gefunden. Der Familienvater hat die Kriminalpolizei eingeschaltet. Im Brief gibt sich der Absender als Mitglied der AfD aus. Doch stimmt das?

Mitten im intensiv geführten Wahlkampf zieht die Ehefrau eines Volt-Teammitglieds aus Eschbronn am Dienstag einen Brief ohne Briefmarke, der also direkt eingeworfen worden sein muss, aus dem Briefkasten. Darin eine klare Drohung.

 

„Damit wurde eine klare Grenze überschritten“, teilt die Partei mit Direktkandidat Marius Dettki an der Spitze mit, und berichtet näher über den Fall.

Der Text im Brief sei unmissverständlich. Darin steht: „Wir sehen ihre Partei zunehmend als Bedrohung und können die Volt Politik nicht länger tolerieren, wir die Alternative für Deutschland raten ihnen mahnend ab ihren Wahlkampf fortzuführen. Uns sind die nächsten Aktionen im Landkreis bekannt und wir werden gegen sie vorgehen. Wir werden diesen Worten Taten folgen lassen. Vergesst dies nicht. Ich bin mir sicher lieber – an dieser Stelle steht der Name des Volt-Mitglieds – es lohnt sich für dich, dich öfter mal umzudrehen beim Spazierengehen.“

Gesinnung zeigt sich deutlich

Marius Dettki, Direktkandidat und Co-Teamleiter von Volt Rottweil meint dazu: „Auch wenn sich nicht klar bestätigen lässt, dass der Absender tatsächlich ein Mitglied der rechtsextremen AfD ist, zeigt sich die Gesinnung doch sehr deutlich.“ Anscheinend gefalle es vielen Rechtsextremen nicht, dass sich Volt für ein starkes und gemeinschaftliches Europa einsetzt, doch das bestätige sein Team ganz klar darin, „dass wir gerade in der aktuellen Zeit einen wichtigen Beitrag zur Demokratie leisten.“

Der Einschüchterungsversuch sei inakzeptabel, betont auch Christiane Fichter, die Co-Teamleiterin: „So etwas wird von uns konsequent zur Anzeige gebracht.”

Polizei bestätigt den Fall

Dass diese Anzeige erfolgte, bestätigt die Polizeipressestelle in Konstanz auf Nachfrage unserer Redaktion. Der Brief und die strafrechtliche Relevanz desselben würden aktuell geprüft, so ein Sprecher. Zum Absender gibt es noch keinerlei Erkenntnisse.

Der Betroffene zeigt sich im Gespräch mit unserer Redaktion froh darüber, dass die Polizei die Sache ernst nimmt. „Ich dachte erst, ich werde da vielleicht belächelt“, meint der Familienvater. Aber die Kriminalpolizei, Bereich Staatsschutz, hätte sich schon kurz nach Anzeigeerstattung telefonisch gemeldet und jederzeit Unterstützung angeboten. Falls es weitere Probleme oder verdächtige Bewegungen am Wohnort gibt, solle er sich umgehend melden. Doch ob  wirklich die AfD dahinter steckt?

Demokratisches Engagement

Auch der Betroffene rätselt. Ein mulmiges Gefühl, aus dem Haus zu gehen, habe er zwar nicht, doch seine Frau, die den Drohbrief gefunden habe, sei natürlich aus allen Wolken gefallen. "Wir haben kleine Kinder, da macht man sich schon Gedanken." Welche Intention der Schreiber des Briefs hatte, ist ihm unklar. Er betont: „Ich möchte mich einfach demokratisch für eine bessere Politik engagieren. Ich verstehe nicht, wo dieser Hass herkommt. Jemanden an einem Infostand zu beleidigen ist die eine Sache, aber einen Brief aus zu drucken und in den Briefkasten zu werfen braucht ja doch einiges an Planung. Da steckt kriminelle Energie dahinter und der müssen wir einen Riegel vorschieben.“ Das klare und entschlossene Auftreten der Polizei habe ihn sehr beruhigt. „Das lässt mich hoffen, dass der Täter sogar überführt wird.“

Auch Bundestagskandidat Marius Dettki ist sehr froh über den klaren und schnellen Rückhalt der Polizei. Man habe durchaus intern an diesem Drohbrief zu knabbern gehabt, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Eben weil er so persönlich und direkt ein Teammitglied betrifft und auch noch an der Wohnadresse eingeworfen wurde. „Es ist ein trauriger Meilenstein für uns. Aber mit steigender Relevanz kommt so etwas eben auch“, sagt er.

Dass die AfD tatsächlich als Partei dahinter steht, davon gehe er nicht aus, sagt Dettki auf Nachfrage. Die Vermutung gehe eher dahin, dass es ein Mitglied oder ein überzeugter AfD-Wähler ist, der sich, vielleicht bestärkt von anderen, so fühlt, als könne er für die AfD sprechen und ein Sprachrohr für alle sein.

„Abschiebe-Ticket“ überreicht

Seit der Debatte um Migrationspolitik und die Abstimmung mit der AfD im Bundestag „scheinen sich die Rechten sicherer zu fühlen“, sagt Auch die Omas gegen Rechts würden sich über persönliche Hassnachrichte beklagen.

Wie der Betroffene des Drohbriefs berichtet, hätte ein Team-Mitglied von Volt in Baden-Württemberg auch schon am Infostand ein „Abschiebe-Ticket“ überreicht bekommen. „Es ist einfach unfassbar.“

Bundestagskandidat Dettki betont: „Wir lassen uns auf keinen Fall einschüchtern. Die Drohung zeigt, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus wichtiger denn je ist. Die stärkste Antwort dagegen ist der Einsatz für die positive Zukunftsvision eines geeinten Europas.“