Das Stadtarchiv gewährt Einblick in die historischen Unterlagen über den Stadtbrand vom 17. Januar 1725 und den darauffolgenden Wiederaufbau.
Am Abend des 17. Januar 1725 – „als man noch im ersten Schlaf gelegen“ – wurde die Horber Einwohnerschaft von lauten Schreien aufgeschreckt. Es brannte! Beim unteren Markt, am Grabenbach, war eine Scheuer in Brand geraten. Die Flammen breiteten sich rasch aus, sprangen von Haus zu Haus.
Die Horber Feuerrotten konnten bei dem heftigen Sturm wenig ausrichten. Mühsam wurde das Löschwasser in ledernen Eimern herbeigeschafft, während die Glocken Sturm läuteten.
Der unaufhaltsame Brand Der Brand war nicht zu stoppen, auch wenn aus der ganzen Region Hilfsbereite herbeieilten. Neun Stunden wütete das Feuer, das der Sturm immer wieder neu entfachte. „Sind demnach bei dieser so entsetzlichen Brunst 200 First verbrennet worden, doch aber ist kein einziger Mensch tödtlich verletzt worden oder abgegangen“.
Liste der Geschädigten Im Stadtarchiv befindet sich eine Aufstellung aller Brandgeschädigten, familienweise namentlich erfasst. Minutiös ist hier aufgelistet, wer sein Haus oder seine Scheuer verlor. Durch diese Liste lässt sich ziemlich genau nachvollziehen, welche Häuser ein Raub der Flammen wurden und welche verschont blieben.
Hinweise auf verheerenden Stadtbrand
300 Jahre sind seither vergangen, und nur in den amtlichen Quellen, etwa auch im Ratsprotokoll, finden sich Hinweise auf diesen verheerenden Stadtbrand.
Martin Gerberts Erinnerung Doch ein fünfjähriger Horber Junge sollte sich noch Jahrzehnte später an diese Feuersbrunst erinnern und beschrieb diese in seinen Reiseerinnerungen: Fürstabt Martin Gerbert, geboren 1720 in Horb, wurde als kleiner Junge, zu diesem Zeitpunkt erkrankt, in seinem Kinderbett aus der Stadt hinüber auf die Hornau getragen und ist „aus der Wuth des Feuers errettet worden, wodurch der größte Theil der Stadt verzehret wurde“, wie Martin Gerbert später in seinen Reisebeschreibungen schilderte. Von der Hornau aus konnte der kleine Junge zusammen mit unzähligen anderen Menschen das schreckliche Schauspiel verfolgen, ein Erlebnis, das er zeitlebens nie mehr vergessen sollte. Und so wird es auch all den anderen Menschen ergangen sein, die in dieser kalten Januarnacht über den Fluss hinüber auf die brennende Stadt blickten.
731 Personen obdachlos Das Feuer breitete sich in jener Sturmnacht immer weiter aus, es brannte der gesamte Platz (unterer Marktplatz) bis zum Spital und Seelhaus, der Burgstall brannte und das Feuer zog auch das halbe Tal (Grabenbach und Altheimer Straße) hoch. Gebäude um Gebäude wurde von den Flammen erfasst, die Wintergasse und der gesamte Marktplatz standen in Flammen, es war nicht möglich, der Feuersbrunst Einhalt zu gebieten. Es brannten die Neckargasse, die Nordstetter Gasse und auch die Bildechinger Steige, es brannten das Rathaus, die Stiftskirche und die Kanonikatshäuser. Auch das Dominikanerinnenkloster wurde ein Raub der Flammen: „Item die Weiße Sammlung Ordinis Dominici ist verbrannt und in einen steinerbarmungswürdigen Aschenhaufen gelegt worden“. 731 Personen wurden in dieser Nacht obdachlos.
Horb war verschuldet Während einzelne Gebäude wie etw a das Dominikanerinnenkloster sehr rasch wieder aufgebaut werden konnten, fiel es den meisten der Privatleute und auch der Stadt Horb sehr schwer, den Wiederaufbau zu stemmen. Aus einer Truhenrechnung der Jahre 1726/28 ist überliefert, wie stark Horb verschuldet war.
Eine gewisse Unterstützung der Stadt
Trotzdem gewährte die Stadt den „Abgebrannten“ eine gewisse Unterstützung: So mussten die Brandgeschädigten für Baumaterialien kein Weggeld bezahlen. Dagegen konnte das Dominikanerinnenkloster unter der Priorin Anna Catharina Gesslerin durch großangelegtes Spendensammeln sehr zügig an den Wiederaufbau gehen.
Große Uneinigkeit Im Laufe der auf den Brand folgenden Wochen muss in Horb sehr viel überlegt, diskutiert, gejammert und auch gestritten worden sein. Deputierte des Oberamts in Rottenburg kamen, um Augenschein zu nehmen. Das von diesen genehmigte erste Bauprojekt wurde in „mehrerley Stückhen für ohnpracticierlich befunden“.
So sollten künftig Stadtbrände verhindert werden
Aber am 6. März 1725 wurde auf dem Schloss zu Horb bei Anwesenheit des Herrn Landschreibers, des Bürgermeisters, zahlreicher Vertreter des Rats sowie unter „Beyzug eines Ingenieurs von Stuttgart“ eine große Besprechung abgehalten: „Obzwahr anfangs die Mainung war, in der Wintergassen die völlige Seithen gesamter Hofstätten gegen dem Bach abzuthun und ohnerbawt zue lassen, so haben sich aber an Seithen der Inhaber allerhand solche Difficultäten und mithin ein so großer Widerstand hervorgethan, dass man von solchen Vorhaben abzustehen“ beschlossen hat. Zur Abwendung der Feuersgefahr entschied man sich stattdessen dafür, die dem Berg zugewandte Seite der Wintergasse nicht mehr zu überbauen. An ihrer engsten Stelle soll die Wintergasse keine acht Schuh breit gewesen sein!
Neue Bauplätze Auch die Sommerhalde, die Marktsteige und das Pfaffengässle sollten außer den an der Kirchmauer sehenden Kanonikatshäusern nicht mehr überbaut werden, um die Feuersgefahr zu senken. Die betroffenen Hausbesitzer konnten an anderer Stelle einen Bauplatz zugewiesen bekommen. Die Häuser auf dem Markt sollten zu beiden Seiten gleichmäßig aufgerichtet werden, dieselbe Höhe aufweisen, dieselbe Fenstergröße und einheitliche Stockwerkshöhen.
Einheitliche Bauweise Man bemühte sich, auch in den Gassen gerade Baulinien einzuhalten. Es musste viel Überzeugungsarbeit geleistet und den Bürgern und Bürgerinnen teilweise viel Verständnis und Toleranz abverlangt werden. So heißt es: „Philipp Maurer, Schuster, und Johannes Barth, Weißgerber, haben sich dahin güetlich disponieren lassen, mit ihrem Haus von der Straßen so weit zurückzuweichen“, dass man in der Bildechinger Gasse eine gerade Baulinie ziehen konnte. Nicht alle Hausbesitzer haben sich wohl „güetlich disponieren lassen“, viele wehrten sich dagegen, wegen Veränderung der Baulinie ein neues Fundament errichten zu müssen. Auch deshalb ließen sich diese geraden Linien nicht durchgehend umsetzen, „dargegen seindt die Erkher überstraß undt Vorschöpf in Allweg abzuschaffen“.
Die Stadt vor dem Brand Wie hatte Horb wohl einst vor diesem Stadtbrand ausgesehen? Aufgrund der im Stadtarchiv einzusehenden Bauvorschriften vom März 1725 lassen sich so manche Rückschlüsse auf das frühere Stadtbild ziehen. Die Straßen waren schmäler, einzelne Häuser waren vor-, andere zurückgesetzt, es gab wirkliche Engpässe, an denen ein Fuhrwerk fast nicht passieren konnte. Alles war noch uneinheitlicher, weniger genormt, die Gebäude in der Regel kleiner. Fast noch mittelalterlich muss die Stadt Horb bis zum 17. Januar 1725 ausgesehen haben.
Interessierte sind eingeladen, sich im Stadtarchiv ein Bild von diesem verheerenden Ereignis zu machen und sich die Pläne, Aufstellungen und Protokolle darüber anzuschauen. Öffnungszeiten des Stadtarchivs in Oberamteigasse 2 sind Montag 14 bis 17 Uhr und Dienstag 9 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung