Auch die Polizei ist dieses Mal mit stärkeren Kräften vor Ort – zu größeren Zwischenfällen kam es zwar nicht, doch die Beamten mussten dennoch eingreifen. Foto: Eich

Auch am Montag kamen in Villingen wieder mehrere hundert Menschen zusammen, um bei einem "Spaziergang" ihre Kritik an den Corona-Maßnahmen zum Ausdruck zu bringen. Die Polizei zeigte dieses Mal verstärkte Präsenz – und musste auch eingreifen.

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

VS-Villingen - Der Spaziergang hat noch nicht einmal begonnen, da wird die Polizei das erste Mal aktiv: Als eine Frau mit einem an ihrer Jacke angebrachten Judenstern und dem Spruch "Impfen macht frei" Präsenz zeigt, greifen die Beamten ein.

Volksverhetzung mit Judenstern

Die Verharmlosung des Holocaust und die damit einhergehende Volksverhetzung aufgrund des Vergleichs mit der NS-Herrschaft wird nicht geduldet – zum Entsetzen der Frau und einer Begleiterin. "Das ist eine Diktatur – schlimmer als im Ostblock!", bringt die Frau den Beamten entgegen, von denen sie außerdem einen "Beamtenausweis" sehen möchte.

Es ist nicht das letzte Mal an diesem Abend, dass die Polizei eingreift. Wie Revierleiter Thomas Barth vor Ort erklärt, seien Beamte von Spaziergängern als "Abschaum" bezeichnet worden – eine Anzeige wegen Beleidigung wird folgen.

Mit Kerzen und Grablichtern

Ansonsten verhalten sich die Kritiker der Corona-Schutzmaßnahmen und Gegner der Impfpflicht, schätzungsweise 500 an der Zahl, größtenteils ruhig. Mit Kerzen und Grablichtern ausgestattet laufen sie die Ringanlagen entlang. Still, fast schon bedächtig geht es wieder auf den Münsterplatz und vor das Rathaus: Kerzen abstellen, singen.

Dennoch: Auch die Präsenz von Journalisten wird teilweise mit abfälligen und hämischen Bemerkungen kommentiert – der Ton schien etwas rauer zu werden. Und auffällig ist dieses Mal zudem die Präsenz von rechtspopulistischen und rechtsextremen Teilnehmern.

Rechtsextreme unter den Menschen

Während einer unverhohlen mit einer Mütze des Dritten Wegs – einer rechtsextremen Kleinpartei – mitläuft, präsentieren drei junge Männer ein Transparent: "Jugend steht auf". Ein kleines Zeichen macht deutlich, dass sie der jungen Alternative angehören, der AfD-Jugendorganisation.

Ansonsten zeigen die Teilnehmer unterschiedlichste Motivationen – in einem schien man sich jedoch einig: Man wolle nicht geimpft werden. Obwohl die Impfstoffe entsprechende Zulassungen erhalten haben, sieht man die Impf-Kampagne als "Versuch" an weil es "keine Langzeitstudien" gäbe. Andere wiederum überlegen sich, die Kinder nicht in die Schule zu schicken, um sie nicht impfen zu müssen und sie so vor einer möglichen Abgrenzung zu schützen.

Nach anderthalb Stunden beendet

Dass krude Theorien auch in der Doppelstadt Gehör finden zeigt die Meinung, dass auch die Regierung "nicht gewählt, sondern nur eingesetzt" sei. Diese gesamte Pandemie sei "der Plan von etwas ganz anderem".

Nach rund anderthalb Stunden verläuft sich der Protest und auch die zehn Einsatzfahrzeuge der Polizei können ohne große Zwischenfälle wieder einrücken.