Wirtschaftsförderin Margot Fritz präsentierte im Gemeinderat erstmals öffentlich ihre neu erarbeitete Strategie. Im Zentrum dabei alte Bekannte: Autoverkehr und Parkplätze.
Was im Science-Fiction-Klassiker „Per Anhalter durch die Galaxis“ die „42“ ist – die endgültige Antwort auf alles nämlich – sind im Schopfheimer Kosmos die freie Bahn und das freie Parken für den Autoverkehr. Diesen Eindruck konnte gewinnen, wer am Montag die Präsentation von Wirtschaftsförderin Margot Fritz verfolgte.
In einem längeren Aufgalopp ließ Fritz Leitbild Handlungsfelder und Leistungsziele Revue passieren, um dann über eine Bestandsaufnahme von Stärken, Schwächen und Chancen schließlich einige konkretere „strategische Initiativen“ zu formulieren; letztere gewichtet nach Dringlichkeit einerseits und strategischer Wichtigkeit andererseits. Spitzenreiter in beiden Dimensionen und damit in den Augen von Fritz insgesamt von höchster Priorität: „Erreichbarkeit Innenstadt verbessern und Frequenz zulassen.“
„Frequenz ist zentral“
Besagte Frequenz sei kein „nice to have“, sondern zentral, damit Händler und sonstige Anbieter überhaupt Gelegenheit hätten, ihre Angebote, Waren, und Dienstleistungen unter die Leute zu bringen, machte Fritz deutlich: „Egal, was ein Händler tut oder anbietet: Wo nichts los ist, kann er nichts loswerden.“
Frequenzbringer Parkplatz
Als zentralen – und im Moment vermeintlich vernachlässigten – Frequenzbringer definierte Fritz sodann das Auto, um im finalen Schritt dem „Frequenzbringer Parkplatz“ eine zentrale Bedeutung zu attestieren: Ein einzelner Parkplatz bringe pro Woche bis zu 80 „Parkvorgänge“, so die Rechnung, die Fritz aufmachte. „80 Kunden, die man anzieht. Oder eben nicht.“
An zweiter Position in Sachen „wichtig“ und „dringlich“ ordnet Fritz das Baustellenmanagement ein. Ebenfalls im oberen rechten Quadranten der vorgelegten Vier-Felder-Grafik fanden sich „Gewerbeflächen aktivieren“, „Leerstandsmanagement“, Aufenthaltsqualität erhöhen“ und „Förderung von Einzelhandel und Gastronomie“.
„Auto zu stark im Fokus“
Für die SPD bedauerte Teresa Bühler, dass Fritz die Präsentation nicht im Vorfeld der Sitzung verfügbar gemacht habe, so dass die Gemeinderäte nur ad hoc auf den ersten Eindruck reagieren konnten. Inhaltlich befand Bühler es für „sehr schade, dass der Fokus extrem stark auf dem Fortbewegungsmittel Auto und auf dem Stichwort Parkplätze liegt“. Das erwecke „ein bisschen den Eindruck, als wären alle Probleme gelöst, wenn wir ein Parkhaus auf dem Marktplatz bauen“.
Thema Aufenthaltsqualität
Andere Aspekte seien darüber klar zu kurz gekommen – etwa die Aufenthaltsqualität, die nun mal aus mehr als der direkten Anfahrbarkeit per Auto bestehe. „Sie bekommen Frequenz nur da, wo die Aufenthaltsqualität stimmt“, flankierte Fraktionskollege Peter Ulrich. „Wo soziale Interaktion stattfindet, ist sie gegeben – auch in Zeiten schwieriger Erreichbarkeit“, führte wiederum Bühler aus. Und: Der meiste Umtrieb in der Innenstadt zeige sich dort, wo eben nicht gefahren und geparkt werden darf: In der Fußgängerzone in der Scheffelstraße.
„Café Abgas lockt keinen“
Zustimmung zur SPD-Position kam von Dagmar Fuchs, Gisela Schleith und Elke Rupprecht für die Grünen. Die von Fritz ins Feld geführten 38 Prozent Autoverkehr als „Frequenzbringer“ bedeuteten im Umkehrschluss, dass die Mehrheit auf anderem Wege komme –zu Fuß, mit dem Rad, teils mit dem ÖPNV, nahm Rupprecht die Fritz’schen Zahlenspielereien auf. Auch sie verwies auf die Bedeutung der Aufenthaltsqualität: „Konsumieren ist Freizeitverhalten, und extrem mit Emotionen verbunden. Und da hat doch kaum einer Lust, einen Cappuccino im „Café Abgas“ zu trinken“.
„Nicht in Schönheit sterben“
Angesichts der Kritik erweiterte Fritz in der Diskussion den Blickwinkel gegenüber ihrer vorigen Präsentation: Sicherlich sei Frequenz nicht mit Autoverkehr gleichzusetzen. Allerdings könne man eben auch nicht ignorieren, dass viele, gerade auch aus den Teilorten, auf das Auto angewiesen seien. Und da gelte: „Aufenthaltsqualität alleine bringt nichts. Wir können nicht in Schönheit sterben.“
„Wohltuende Darstellung“
Vollauf bestätigt sah sich die CDU durch die „wohltuend ungerschönte Darstellung“ (Thomas Kuri). Die Ausführungen entsprächen genau den Ansichten und Forderungen der CDU. Auch zeige sich darin das große Potenzial der Wirtschaftsförderung, die im „ganzheitlichen Blick von oben zusammenführt, was zusammengehört.“
„Ideologische Diskussion“
Auch Hildegard Pfeifer-Zäh zeigte sich namens der Freien Wähler „begeistert von dem sachlichen Vortrag“ der Wirtschaftsförderin: „Wir müssen mit sachlich fundierten Rahmenbedingungen schlichtweg auskommen und dürfen nicht immer in ideologische Diskussionen verfallen.“ Ein Seitenhieb, der wiederum Peter Ulrich gewaltig fuchste: „Wenn wir uns hier immer gegenseitig mit dem Vorwurf der Ideologie überschütten, kommen wir nie zu einer sachlichen Diskussion“, spiegelte er seiner Ratskollegin zurück.