Derzeit ist Freibad-Sahnewetter: Trotzdem hätten die Schenkenzeller Räte über die Öffnung gern ein Wörtchen mitgeredet. Foto: Herzog

Gemeinderäte fühlen sich übergangen. Auch Verhalten der Stadt Schiltach bemängelt.

Schenkenzell - Die kurzfristige Öffnung des gemeinsamen Freibads durch die Verwaltungen von Schiltach und Schenkenzell ohne Absprache mit den Gemeinderäten ist nicht gut angekommen, vor allem nicht in Schenkenzell.

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In der Ratssitzung am Mittwoch musste sich Bürgermeister Bernd Heinzelmann beim Tagesordnungspunkt "Öffnung des Freibads" zum Teil heftige Schelte von mehreren Ratsmitgliedern anhören. Da kam sein Amtskollege Thomas Haas in Schiltach deutlich glimpflicher davon. Dort hatte sich nur Rätin Inge Wolber-Berthold enttäuscht darüber geäußert, dass der Stadtrat nicht in die Vorbereitungen eingebunden war.

Bevorzugung der Schiltacher und Schenkenzeller Bürger nicht haltbar

Wie Heinzelmann vor der aufkommenden Diskussion einräumte, seien zur Öffnung des Bads am 18. Juni Fragen aufgetaucht, die er nicht unkommentiert lassen wolle. Er habe sich mit Haas telefonisch abgestimmt. Sie seien der Meinung gewesen, das Bad trotz größerer Auflagen zu öffnen, wenn irgendwie möglich noch im Juni. Die Gemeinderäte beider Kommunen seien deshalb nicht eingebunden worden, um nicht weitere Zeit zu verlieren. Das sei den Bürgern nur schwer vermittelbar gewesen.

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Ebenfalls habe darin Einigkeit geherrscht, dass eine Bevorzugung der Schiltacher und Schenkenzeller Bürger bei der Online-Reservierung nicht haltbar und vertretbar gegenüber Kurgästen und Auswärtigen sei. Wenn jemand auffällig werde, könne ein Hausverbot erteilt werden. Vorgeschlagen worden sei auch, nur Jahreskarten auszugeben. Davon halte er wenig, weil viele das Geld dazu nicht hätten. Sozial benachteiligte Personen könnten dann das Bad nicht besuchen.

10.000 Euro Mehrkosten

Man habe sich zudem über die entstehenden Mehrkosten durch erhöhten Aufwand für Reinigung, Hygienemaßnahmen, Aufsichtspersonal und Anschaffung des Reservierungssystems Gedanken gemacht. Andererseits spielten bei den Einnahmen mehrere Unwägbarkeiten wie Wetter, beschränkt zugelassene Besucherzahl und kürzere Badesaison eine wesentliche Rolle. Unter dem Strich werde sich der Abmangel gegenüber dem Vorjahr auf circa 270.000 Euro erhöhen, wodurch der Gemeinde Mehrkosten von rund 10.000 Euro entstünden. "Das können auch nur 5000 Euro oder gar 15.000 Euro sein. Ich meine aber, das ist noch im Rahmen", urteilte Heinzelmann.

Rat Michael Rempp fand lediglich das Konzept in Ordnung. "Das hätte ich gerne im Vorfeld vorgestellt bekommen. Man hätte sich früher absprechen können, Nordrheinwestfalen hat beispielsweise schon früher Bäder geöffnet." Unterstützung erhielt Rempp von Ratskollegin Andrea Braun, die sich ähnlich äußerte.

Rat Stefan Mäntele rügte: "Wenn es um Mehrkosten von rund 10.000 Euro geht, hätte der Gemeinderat darüber entscheiden müssen. Es hätte gereicht, das Bad erst zum 1. Juli zu öffnen. Außerdem sollte bei einer Online-Reservierung auch online bezahlt werden können. Jetzt kann es sein, dass es nachmittags an der Eintrittskasse zu größeren Warteschlangen kommt.

"Schnellschuss der Stadt Schiltach"

Noch deutlicher in der Kritik wurde Werner Kaufmann: "In meiner langen Amtszeit ist es nicht das erste Mal, dass wir beim gemeinsamen Bad vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Ich will der Stadt Schiltach nichts unterstellen. Aber sie nimmt zu wenig Rücksicht auf uns als Juniorpartner. Man hätte darüber nachdenken können, wie den Besitzern von Jahreskarten doch irgendwie ein kleiner Vorteil ermöglicht werden kann. Für mich war das ein Schnellschuss der Stadt Schiltach", ärgerte sich Kaufmann.

Rat Willi Intraschak hätte sich gewünscht, dass man sich im Vorfeld austauscht. Dabei wäre sicherlich manche gute Idee herausgekommen. "Ich finde die Entscheidung der Verwaltungen trotzdem in Ordnung", wollte Intraschak kein weiteres Öl ins Feuer gießen.

Bürgermeister Heinzelmann zeigte Verständnis für den herben Wind, der ihm aus dem Ratsgremium entgegenblies. "Ich akzeptiere die Kritik, nehme das auf meine Kappe und gebe es an Haas weiter. Für mich war es alternativlos, das Bad nicht zu öffnen. Besser wäre es natürlich gewesen, die Gemeinderäte vorher zu informieren, beispielsweise per E-Mail. Klar, man hätte eine gemeinsame Sitzung mit Schiltach organisieren können. Aber in Zeiten von Corona finde ich das weniger sinnvoll. Für die Zukunft kann ich mir das gut vorstellen, wenn ein Thema beide Kommunen betrifft", sagte Heinzelmann.