Viele Radler bevorzugen die Wege an der Wiese entlang. Foto: Alexandra Günzschel

Bei den strengen Bedingungen für einen Radschnellweg erfüllt die Stadt nicht alle Förderkriterien.

Das Ergebnis der Vorplanung kam als Schock: Mit 38 Millionen Euro würde der Bau des kompletten Radschnellwegs RS7 von Riehen nach Schopfheim der aktuellen Kostenberechnung zufolge zu Buche schlagen. Vor fünf Jahren war man noch von 14 Millionen Euro ausgegangen. Nun hat der Landkreis die „Reißleine“ gezogen, wie es Stadtrat Bernhard Escher (CDU) in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik (AUT) am Donnerstag formulierte. Dennoch will man bereits gewährte Fördergelder ausschöpfen und weiter an sinnvollen Teilabschnitten arbeiten. Der Lückenschluss indes wird wohl noch eine Weile auf sich warten lassen.

 

Besonders ernüchternd ist die Situation in Lörrach. Die dichte Bebauung lässt über weite Strecken keinen Radschnellweg zu, der allen strengen Kriterien für eine hohe Förderung von 87,5 Prozent erfüllen würde. Dennoch soll es nun in Abschnitten und mit Hilfe anderer Förderprogramme weitergehen, wie Klaus Dullisch, Fachbereichsleiter Tiefbau, im AUT ausführte. In den Ortschaftsräten hatte er die weiteren Pläne bereits vorgestellt.

Was die Räte zum Radschnellweg sagen

„Wie soll der Radschnellweg jemals realisiert werden?“, fragte sich Caroline Oursin (Grüne) angesichts der Kosten. Den Vorschlag des Landratsamts fand sie pragmatisch und nachvollziehbar. „Lörrach muss einen eigenen Weg finden“, betonte Escher. Es brauche nun Experten und ein Konzept, um irgendeine Verbindung hinzukriegen.

Kosten und Nutzen seien unverhältnismäßig, meinte Christa Rufer (SPD). Sie kritisierte den geplanten Zickzack-Kurs durch Brombach und wollte für einen „Pseudoradschnellweg“ mit schlechten Sichtverhältnissen und Problemen durch das Anwohnerparken lieber kein Geld ausgeben. Um Konflikte zwischen Autofahrern und Radfahrern zu vermeiden, sei es wichtig, etwas zu tun, sagte Georg Leisinger (FW), der beide Gruppen nach Möglichkeit getrennt halten will.

„Wir haben jetzt den Schwarzen Peter, aber auch eine Chance“, sagte Matthias Koesler (FDP). So sah es auch Dullisch. Immerhin seien über das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) und bei einem zügigen Vorgehen durch das Aggloprogramm Basel in Lörrach immer noch Zuschüsse in Höhe von 75 Prozent möglich. Konkurrenz bekommt die Radwegeplanung durch die von vielen bevorzugte Achse an der Wiese entlang.

Anbindung des Klinikums als Herausforderung

Die Wiese-Achse sei stark, erklärte Dullisch. Dennoch sieht er auch großes Potenzial für die östlicher gelegene Route entlang der Pestalozzistraße, der Kreuz-, Berg- und Hartmattenstraße von Riehen nach Brombach. Es brauche eine gute Verbindung durch Lörrach zum Kreisklinikum. Zur Not müsse man eben andere Wege finden.

Gleich hinter Brombach steht schon die nächste Herausforderung an: Die Anbindung des Dreiland-Klinikums entlang der geplanten Radtrasse nach Schopfheim über Steinen und Maulburg. Hierfür muss die Bundesstraße überquert und die Wiese überbrückt werden. Insgesamt sind entlang der Strecke vier große Bauwerke erforderlich, die für den Moment aber erst einmal zurückgestellt werden.

Bereits anvisiert ist die Befestigung des Schotterwegs zwischen der Bahnlinie und der B 317. Hierzu gebe es viele Bitten und Anfragen, erklärte Dullisch die Durchführung dieser Maßnahme.

Wolfgang Koch (AfD) schlug eine gemeinsame Tour der Stadträte vor, damit jeder wisse, wovon eigentlich die Rede sei. Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic bedauerte den Zeitverlust durch die nun nicht mehr aktuelle Planung. „Jetzt sind die Würfel gefallen. Die Unterschreitung der Standards ist in Lörrach einfach zu groß“, sagte sie. Ihrem Mitarbeiter bescheinigte sie viel Engagement. Auch sie wollte die neuen Umstände als eine Chance begriffen wissen.