Michael Hamm, Klaus Maier, Hartmut Brückner und Thomas Kipp (von links) freuen sich auf die Floßfahrt auf der Weser. Foto: Niklas Ortmann

Die Schiltacher Flößer planen ihr nächstes Abenteuer: Nach Fahrten auf Rhein, Neckar, Donau und Elbe geht es mit dem Floß nun 200 Kilometer über die Weser. Für die Männer ist es weit mehr als eine „Gaudifahrt“ – im Gespräch schildern sie ihre Beweggründe.

Gut eineinhalb Wochen vor ihrer nächsten großen Fahrt trifft man die Flößer in Thomas Kipps Werkstatt an der Schmelze beim Bohren, Sägen und Feilen. Vom „Weserfloß Schiltach“, das in laminierten Druckbuchstaben an der Seite der Holzhütte, die gerade den letzten Feinschliff erhält, angekündigt wird, fehlt noch jede Spur – aber es ist unverkennbar, was die Männer hier vorbereiten.

 

Nach Rhein, Neckar, Donau und Elbe wollen die Flößer mit der Weser zum fünften Mal einen der großen deutschen Flüsse befahren. Vier Tage sind für die rund 200 Kilometer lange Strecke eingeplant, die von Hann. Münden (Niedersachsen) nach Minden (Nordrhein-Westfalen) führt.

Floßmeister Thomas Kipp schildert die Beweggründe der achtköpfigen Gruppe: Zum einen handle es sich um eine sehr schöne Gegend – zum anderen sei der Holztransport auf der Weser historisch begründet und einst von großer wirtschaftlicher Bedeutung gewesen. „So ähnlich wie hier im Schwarzwald“, unterstreicht Kipp.

Darum werden zwei Flöße die Weser befahren

Das zeigt sich auch daran, dass es in Reinhardshagen im südlichen Weserbergland ebenfalls einen Flößerverein gibt – zu dem die Schiltacher gute Kontakte pflegen, was die Idee einer Weserfahrt hat reifen lassen. Wenn am Donnerstag, 24. April, der Start in Reinhardshagen erfolgt, werden zwei Flöße ablegen – ein Reinhardshagener und ein Schiltacher. Auf Letztem werden neben Floßführer Thomas Kipp die Schiltacher Otto Schinle und Hartmut Brückner an Bord sein, dazu Klaus Maier aus Ortenberg, Bernhard Paul aus Leverkusen, Michael Hamm aus Reinerzau, Gerd Aechtler aus Unterreichenbach und Christoph Pennig aus Wolfach.

Klaus Maier werkelt an der Holzhütte für das Floß. Foto: Niklas Ortmann

Sie alle wollen ihr Wissen weitergeben und die Tradition der Flößerei aufrechterhalten, die von der Unesco als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit gewürdigt wird. „Darin sehen wir nicht nur Anerkennung, sondern auch einen Auftrag“, betont Kipp.

Denn klar ist auch: Abseits der Tradition hat die Flößerei heutzutage keinen Stellenwert mehr. „Sie wird nicht mehr erwerbsmäßig betrieben“, erklärt Kipp. Dementsprechend sei sie auch aus allen Schifffahrtsordnungen entfernt worden.

Dennoch haben es die Flößer geschafft, für die großen deutschen Wasserstraßen Sondergenehmigungen zu erhalten. Bei der ersten Fahrt über den Rhein sei das noch ein langer Prozess gewesen, für den viele „vertrauensbildende Maßnahmen“, darunter auch eine Probefahrt, erforderlich waren, berichtet Kipp. Indem das Wissen unter den Behörden weitergetragen worden sei, gehe es mittlerweile aber schneller.

Holz wird in Sägewerk weiterverarbeitet

Die Sicherheit steht aber nach wie vor im Mittelpunkt: Die beiden 15 Meter langen und fünf Meter breiten Flöße werden am Dienstag aus Fichtenholz aus dem Reinhardswald gebaut und am Mittwoch von einem Sachverständigen geprüft.

Das Besondere: Das Holz wird mit dem Floß nahezu CO2-frei auf der Weser flussabwärts transportiert und schließlich an ein Sägewerk in Melle zur Weiterverarbeitung verkauft. „Wie in den alten Zeiten“, unterstreicht Kipp.

Bis zu zehn Stunden täglich unterwegs

Bis zu zehn Stunden werden die Männer täglich mit dem Floß im Wasser sein, um den Zielort innerhalb von vier Tagen zu erreichen. Da wundert es nicht, dass sie viel Zeit in den Bau einer neuen Holzhütte investiert haben, die vor Regen schützen soll. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin ist diese Hütte zerlegbar und kann somit besser transportiert werden.

Das dürfte auch von Vorteil sein, sollten die Flößer noch eine weitere Fahrt planen. Da wollen sie sich aber noch nicht festlegen. Von den großen deutschen Flüssen, die dafür in Frage kommen, sind jedenfalls nicht mehr allzu viele übrig.