Das Beratungscenter der Kreissparkasse in Horb soll künftig auch Anlaufadresse für die Bankkunden aus Nordstetten sein, nachdem die Schließung der dortigen Filiale wegen der Corona-Krise vorgezogen wurde. Das jedenfalls hofft der Sparkassenvorstand. Foto: Schülke

Filiale ist wegen Corona-Krise bereits geschlossen. Vollsperrung der B 32 bringt Kunden vor weitere Probleme.

Horb-Nordstetten - Mit ihrer Ankündigung, Geschäftsstellen zu schließen, macht sich die Kreissparkasse nicht beliebt. Derzeit sind es Bürger in Talheim und Nordstetten, die ihre örtlichen Sparkassen gerne behalten würden. In Nordstetten ist die Bank wegen der Corona-Krise bereits zu. Und zwar endgültig.

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In Nordstetten geht mit der Schließung der Bankfiliale ein weiteres Problem einher. Die zweijährige Vollsperrung der B 32 zwingt die Bankkunden aus Nordstetten zu mühsamen Umwegen.

Dass nicht einmal ein Geldautomat in Nordstetten bleiben soll, empfinden kommunalpolitisch engagierte Bürger wie Rudolf Bok als "Hiobsbotschaft", die nicht nur in Nordstetten viele Bürger enttäusche.

Vorgezogene Schließung wegen Corona-Krise

Ende März hatte es noch geheißen, die Filiale bleibe während der B  32-Sperrung offen. Bok zitiert dazu aus einem Brief vom 1. April: "(..) dass die Filiale solange erhalten bleibt, wie die Zugangsstraße von Nordstetten nach Horb aufgrund der Bauarbeiten an der Hochbrücke gesperrt ist."

Wegen der Corona-Krise beschloss die Sparkasse jedoch, die Schließung vorzuziehen, "und die Geschäftsstelle Nordstetten ab sofort mit dem Beratungscenter Horb zu verschmelzen", wie es kürzlich in der Ortschaftsratssitzung hieß. Offenbar soll nun ein Geldautomat-Standort gefunden werden.

Bok glaubt, dass sich die Kreissparkasse durch die Schließung selbst erheblichen Schaden zufügt. Er argumentiert: "Bis zur Wiederfreigabe der B 32 nach Horb-Kernstadt haben die Nordstetter Sparkassenkunden und weitere aus anliegenden Ortschaften nur über große Umwege die Möglichkeit, die empfohlene Hauptstelle in Horb in der Dammstraße aufzusuchen, was sicher zur Folge hat, dass sich viele Sparkassenkunden enttäuscht abwenden werden."

Vollsperrung zieht mehr Verkehr an

Bok sieht es als Eigeninteresse der Sparkasse, zumindest während der B  32-Sperrung den Geldautomat in Nordstetten zu halten: "Bargeld wird nach wie vor mindestens so wichtig und beliebt bleiben wie die bargeldlosen Zahlungen, die ein Teil der Bürger nicht benutzen können und werden – warum auch immer."

Dass die Kreissparkasse mit den Slogans "Starker Partner – Ihre Sparkasse vor Ort" oder "tragender Pfeiler der Gesellschaft" wirbt, empfindet Bok inzwischen als fragwürdig. Er erinnert an die Geschichte des Geldinstituts: "Die Sparkasse Horb wurde am 1. Mai 1891 ›von Bürgern für Bürger‹ gegründet und mit den Jahren mit einem Filialnetz – auch in Nordstetten – ausgeweitet. Sie ist in der Bürgerschaft über Generationen bis heute tief verwurzelt. Die Kreissparkasse ist ein öffentlich-rechtliches Institut mit Landrat Rückert als Vorsitzender des Verwaltungsrates und hat damit auch einen verpflichtenden und unverzichtbaren Versorgungsauftrag für die Bevölkerung."

Zur Entwicklung der Infrastruktur in Nordstetten passt das Aus der dortigen Sparkasse jedenfalls nicht. Mit Stand vom 31. Dezember 2019 hat Nordstetten 2490 Einwohner und das Baugebiet Schulstraße wird um 40 neue Häuser erweitert. Viele Waren für den täglichen Bedarf können bei Händlern im Ort eingekauft werden, und es gibt auch einen Wochenmarkt.

"Kein Geld in der Tasche geht nicht", folgert Bok und vermutet, dass es viele Nordstetter künftig nicht mehr in die Kernstadt nach Horb ziehen wird – sondern nach Empfingen. Dort gäbe es neben guten Park- und einer langen Liste von Einkaufsmöglichkeiten auch "noch" eine Filiale der Kreissparkasse.

Tatsächlich dürfte die Autofahrt nach Horb ab April je nach Tageszeit mühsam werden, denn einige der Zufahrtsstraßen werden als Umleitungsstrecken dienen und somit ohnehin mehr Verkehr anziehen.

Der Weg zu Fuß nach Horb, zum Beispiel auf dem historischen "Waldwegle", sei für Gehbehinderte nicht zu empfehlen. Bok schlägt vor: "Sinnvoll wäre es, den Geldautomaten für die Zeit von 6 bis 20 Uhr einzurichten und über die Nacht aus Sicherheitsgründen zu schließen." Bok hofft nun auf das Einsehen des Sparkassenvorstands: "Bitte nochmals alles überdenken und eine akzeptable Lösung erarbeiten."