Die geplante Kappung der Gäubahn am Bahnhof Stuttgart-Vaihingen ruft MdL Daniel Karrais (FDP) und es steht eine Klage des LVN beim Verwaltungsgerichtshof im Raum.
Der Rottweiler FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais hat die neuesten Entwicklungen um die Gäubahn auf die Tagesordnung des Landtags in der Fragestunde am Donnerstag, 22. Mai, gesetzt.
Den Gäubahn-Nutzern drohe ab April 2026 eine Kappung in Stuttgart-Vaihingen, ohne dass die versprochene S-Bahnanbindung an den Hauptbahnhof besteht. Wie jüngst bekannt wurde, solle die S-Bahn an den Hauptbahnhof wegen Bauarbeiten für mehrere Monate ausfallen. Pendler wären dann auf Stadtbahn oder Busse angewiesen, um ins Stadtzentrum und den Hauptbahnhof zu gelangen.
In seinen Fragen an die Landesregierung will Karrais wissen, inwiefern eine Kappung in Stuttgart-Vaihingen erst zur Inbetriebnahme von Stuttgart 21 im Herbst 2026 in Betracht gezogen wird und welche Kompensationsmaßnahmen für die betroffenen Pendler ergriffen werden sollen. „Es reicht nicht sich zu empören, wie manch andere dies tun. Es müssen Lösungen her und diese müssen in der Öffentlichkeit im Landtag diskutiert werden“, sagt Karrais.
Unterdessen stellt der Landesnaturschutzverband (LNV) die provokante Frage: Sollen die Gäubahn-Nutzer künftig mit dem Sammeltaxi nach Stuttgart fahren? Der LNV, der gerichtlich gegen die Kappung der Gäubahn in Vaihingen vorgeht, sieht sich in seiner Kritik bestätigt.
2026 steht alles in Frage
Die Bahn und die Stadt Stuttgart betonen immer, dass der Zwangsumstieg in die S-Bahn in Vaihingen für die Gäubahn-Nutzer gar kein Problem wäre. Über die S-Bahn kämen sie genauso schnell und komfortabel an ihren Zielort. Genau das steht für 2026 nun in Frage. „Entwicklungsland statt Hightech: ist das die Perspektive für Fahrgäste aus der Schweiz und im Süden des Landes?“, fragt sich Gerhard Bronner, Vorsitzender des Landesnaturschutzverbandes.
Erhalt bis es Alternative gibt
Der LNV fordert einen Erhalt bis eine Alternative umsteigefreie Verbindung zum Hauptbahnhof bereit steht. Zu der genannten Klage erklärt der LNV zudem: Nach der Umwelthilfe hat mit dem LNV der zweite Kläger gegen die Gäubahn-Kappung angekündigt, in die nächste Instanz zu gehen. „Beim Verwaltungsgericht ging es um Formalien der Klagebefugnis als Umweltverband“, so LNV-Vorsitzender Gerhard Bronner. Also darum, ob die Kappung wesentliche Umweltauswirkungen habe.
Klage beim Verwaltungsgerichtshof
„Der Verwaltungsgerichtshof wird darüber befinden, ob die von uns vertretenen Umweltbelange tangiert sind, wovon wir überzeugt sind. Aus unserer Sicht verstößt eine langfristige Unterbrechung gegen den Planfeststellungsbeschluss. Da rechnen wir uns gute Chancen aus“, erläutert Bronner.
Die Städte Rottweil und Villingen haben die erste LNV-Klage bereits unterstützt, alle weiteren Anrainergemeinden der Gäubahn möchte der LNV noch ansprechen. Ein Spendenkonto bei der Plattform „Betterplace“ ist eingerichtet
In der Schweiz führt das Gebaren der Bahn zu Kopfschütteln, weiß der LNV-Vertreter. Zwar hat der Nationalrat davon Abstand genommen, die Verbindung dann auch in Schaffhausen zu kappen, um dort zuverlässigere Schweizer Nahverkehrszüge einzusetzen.
Befürchtung: dauerhafter Zustand
Der LNV ist überzeugt, dass die neue Bundesregierung nicht die zwei Milliarden Euro für den hoch unwirtschaftlichen Pfaffensteigtunnel bereitstellen wird. „Dann tritt ein, was die Bahn immer bestritten hat: eine dauerhafte Kappung der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen“, befürchtet Bronner. Die Deutsche Bahn legt Wert auf die Feststellung, dass der Pfaffensteigtunnel als Teil des Gäubahnausbaus Nord wirtschaftlich ist, so die Pressemitteilung des Unternehmens. Denn die für den geplanten Ausbau vom Gesetzgeber vorgegebene Nutzen-Kosten-Untersuchung hat ein positives Ergebnis erbracht. Somit widerspricht das Unternehmen der Darstellung des Landesnaturschutzverbandes (LNV).
Der LNV hofft, dass es zu einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs kommt, bevor vollendete Tatsachen geschaffen werden. Die Klage des LNV wird unterstützt vom Fahrgastverband „Pro Bahn“, dem Verein zur Förderung des Schienenverkehrs, und dem Verkehrsclub Deutschland.
Diese Woche kommt nun zusätzlich Bewegung in die Geschichte: Die Bahnpendler und -reisende auf der Gäubahn können jetzt ein bisschen Hoffnung haben: Bahnvorstand Berthold Huber hat eine „ergebnisoffene Prüfung“ der Verschiebung der Gäubahn-Kappung in Stuttgart versprochen.