Comedian „Cossu“ hat gemeinsam mit dem „MundArtWeg“ den Dialektpreis für „Neue Medien“ in Baden-Württemberg gewonnen. Im Interview verrät Lukas Staier, wie er sich vorbereitet hat und was ihm sein Dialekt bedeutet.
Die Landesregierung hat zum ersten Mal den Dialektpreis verliehen. In Stuttgart hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann Preise in sechs Kategorien vergeben.
Comedian Lukas Staier, besser bekannt als „Cossu“, und der „MundArtWeg“ im Ludwigsburger Ortsteil Poppenweiler teilen sich den Preis in der Kategorie „Neue Medien“.
„Cossu“ hat sich in den letzten zehn Jahren ein großes Ansehen auf Social Media und auf Bühnen aufgebaut. Gelernt hat der Comedian aber etwas ganz anderes. Während er im beschaulichen Haslach i. K.nzigtal aufgewachsen ist, ist der Lehrer heute deutschlandweit bekannt – besonders, weil er so viele Dialekte beherrscht. Wir haben mit dem Social-Media-Star über seine Auszeichnung und seine Verbundenheit zum Schwarzwald gesprochen.
Wie war es, den Dialektpreis zu gewinnen?
Ich hatte mich sehr gefreut, dass ich gewonnen habe und, dass ich am Anfang nominiert wurde. Ich war auch bis zum Schluss aufgeregt, weil lange nicht bekannt gegeben wurde, wie viele und wer noch nominiert waren. Ich bin besonders stolz, dass der Preis nicht einfach von einer Institution kommt, die sich sowieso dafür einsetzt, sondern von der Landesregierung selbst. Das zeigt, dass man da Großes bewegen kann.
Hast Du Dich auf den Wettbewerb auf besondere Weise vorbereitet?
Ich habe die Preisausschreibung gesehen und mich dann darauf beworben. So richtig habe ich mich nicht darauf vorbereitet. Ich dachte, wenn ich da eine Chance habe, dann muss das reichen, was ich seit Jahren auf Social Media und der Bühne mache. Ich hatte einfach gehofft, dass die Jury erkennt, dass da bei mir Herzblut drinsteckt.
Immer weniger Menschen sprechen Dialekt. Für Dich hingegen scheint das selbstverständlich zu sein. Würdest Du Dir wünsche, dass Menschen generell wieder mehr Dialekt sprechen, weil es ein Stück „Identität“ ausmacht?
Mit dem Preis bin ich zwar jetzt kein offizieller Botschafter, aber ich sehe mich schon als jemand, der die Dialekte in die Welt tragen soll. Klar, mache ich Comedy, aber ich hoffe, dass Leute verstehen, dass ich damit eigentlich nur versuche, ein bissl die Eigenheiten mit einem Augenzwinkern darzulegen.
Du bis in Haslach im Kinzigtal aufgewachsen. Was verbindest Du am meisten mit Deinem Heimatort?
Familie und Freunde. Für mich ist es einfach das Gefühl, wenn ich in Haslach oder in den Schwarzwald reinfahre. Das schätze ich jetzt viel mehr, wenn ich lange in der Stadt war und dann heimkomme. Haslach war immer wie ein kleines Zentrum, auch was die Infrastruktur in der Umgebung betrifft. Da war immer eine Disco, in die viele junge Leute gegangen sind. Auch im Städtle war immer was los. Ich mag auch total die Leute in Haslach, weil die sehr ehrlich sind. Ich hab mich dort immer sehr zuhause gefühlt. So ein richtig großes Wir-Gefühl. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich heimfahre.
Wenn Du nicht auf der Bühne oder vor der Kamera stehst, stehst Du vor der Tafel und unterrichtest. Wie fühlt es sich an, sozusagen ein Doppelleben zu führen – zwischen Bühne und Schule?
Für mich war das Lehramtsstudium von Anfang an Plan B. Ich wusste, ich möchte was Kreatives machen. Mein Ziel war immer, Musiker zu sein. Aber irgendein anderes Standbein musste ich auch haben, deswegen habe ich mich damals für das Studium entschieden. Mittlerweile bin ich nur noch einmal pro Woche an der Schule zum Unterrichten, aber es ist ein sehr schöner Ausgleich. Vor allem, wenn ich oft bei Preisverleihungen, Veranstaltungen oder Drehs von Serien und Shows bin, ist es schön, wenn ich in der Schule den Kontakt zu Kindern habe.
Die ersten ein, zwei Jahre hatte niemand mitbekommen, dass ich im Netz Comedy-Videos hochlade und es gab nur mal ein schiefes Grinsen von Eltern. Heute kriegen das mehr Kids mit und die sind, glaub ich, auch voll stolz. Sie können sich irgendwie mit mir identifizieren und sehen, dass man auch seine Ziele anstreben und erreichen kann.
Wie genau bist Du zu dem Entschluss gekommen, dass Du mit Deinem Dialekt auf die Bühne möchtest?
Das war eigentlich nie mein Plan. Ich mache eigentlich Musik und habe jahrelang versucht, mit Musik mein Geld zu verdienen. Das hat aber nie so richtig geklappt. Dann kam Corona und irgendwie war jeder auf Social Media. Ich habe dann viele Videos gesehen, auf sächsisch glaub ich, in denen Leute „In Germany, we don’t say...“-Witze gemacht haben. Dann hatte ich gedacht: „Ich habe auch meinen Dialekt, ich mach das mal.“ Für mich war im Dialekt schwätzen normal.
Ich habe einfach aus Spaß ein Video hochgeladen und das ging dann direkt viral. Wenn ich früher als Musiker mal drei Follower über Nacht bekam, hatte ich mich gefragt „Krass, war ich in einem Fernsehbeitrag?“ Aber mit den Videos war das anders. Da kamen über Nacht zigtausende Follower und ich hatte gedacht „Echt jetzt? Jahrelang habe ich mir so viel Mühe als Musiker gegeben und jetzt schwätz’ ich mal so wie ich es gelernt habe und das gefällt so vielen Leuten?“
Weißt Du schon, was Du mit dem Preisgeld machen möchtest?
Dadurch, dass ich nicht mit dem Preis gerechnet habe, hatte ich es auch noch nicht verplant. Aber ich denke, ich werde einen Teil davon in einen schönen Urlaub investieren. Da hat man auch was von, wenn man sich das ganze Jahr an den Urlaub erinnern kann.
Was hinter dem Landespreis für Dialekt steckt
Die Auszeichnung
Die Landesregierung Baden-Württemberg hat dieses Jahr erstmalig den Dialektpreis verliehen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat am 21. Oktober im Neuen Schloss in Stuttgart den Preis vergeben. Das Preisgeld von 60 000 Euro wurde in sechs verschiedenen Kategorien vergeben. Die Landesregierung möchte damit die „das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung und die Vielfalt der Dialekte im Land schärfen.“, wie sie auf ihrer Onlineseite schreiben. Insgesamt sind 20 Einzelpersonen in sechs Preiskategorien angetreten, die die Landesregierung zusammen mit dem Dachverband der Dialekte Baden-Württemberg ausgezeichnet hat.