In der Stiftskirche trauern Horber um die Opfer des Baustellen-Unglücks an der Hochbrücke. OB Peter Rosenberger (CDU) verspricht ein „würdiges Zeichen“ am Bauwerk.
Das war angemessen. Mit einer Trauerfeier in der Stiftskirche nahmen die Horber Abschied von den Opfern des Unglücks an der Hochbrücke. Am Dienstag, 20. Mai, waren drei Bauarbeiter in einer Gondel in den Tod gestürzt.
Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU): „Wir sind heute hier versammelt, um innezuhalten. Um zu gedenken. Um zu trauern. Und um gemeinsam ein Zeichen zu setzen: dass wir das Geschehene nicht vergessen. Dass wir die Menschen, die ihr Leben in unserer Stadt verloren haben, nicht vergessen. Und dass wir ihnen als Stadtgesellschaft Respekt und den Angehörigen Mitgefühl entgegenbringen.“ Seine Stimme brach, als er die nüchternen Fakten des Unfalls schilderte.
Auf dem Fortschrittsprojekt liegt ein Schatten
Rosenberger weiter: „Dieser tragische Unfall hat einen Schatten auf das geworfen, was wir in Horb das ’Jahrhundertprojekt’ nennen: den Bau der Hochbrücke. Ein Projekt, das als Symbol für Fortschritt, Verbindung und Zukunft gedacht war. Und jetzt ist es auch ein Ort der Erinnerung. Ein Ort des Schmerzes.“
Der Unfall – ein Innehalten. Rosenberger: „Ich glaube – und ich hoffe – dass dieser Schatten sich mit der Zeit wandeln kann. Nicht in Vergessenheit, nein. Sondern in etwas Tieferes, in etwas Menschliches: in Dankbarkeit und in Wertschätzung. Dankbarkeit dafür, dass wir leben. Dass wir mit unseren Liebsten abends nach Hause zurückkehren dürfen. Dass wir nicht Tag für Tag unser Leben riskieren müssen, um Infrastruktur zu errichten. Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die es dennoch tun – oft still, oft unsichtbar, aber unverzichtbar.“
Bevölkerung wünscht sich dauerhaftes Gedenken
Er verspricht, dass für die drei Bauarbeiter eine würdige Erinnerung an der fertigen Hochbrücke geschaffen werde. Rosenberger: „Aus der Mitte der Bevölkerung ist der Wunsch hervorgetreten, mit der Fertigstellung der Hochbrücke ein dauerhaftes Zeichen des Gedenkens an die Verstorbenen zu schaffen – ein sichtbares Symbol, das über die Zeit hinaus Bestand hat. Ich bin mir sicher, Frau Regierungspräsidentin, auch in Ihrem Sinne zu sprechen, wenn ich sage: Dieses würdige Andenken wird an der künftigen Hochbrücke seinen Platz finden.“
Doch wie könnte das Aussehen? Rosenberger sagte nach der Trauerfeier: „Wir haben mit Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder die Köpfe kurz zusammengesteckt. Das könnte eine Tafel sein. Eine Büste. Oder sogar der Name der Hochbrücke. Bei der Grundsteinlegung der Horber Hochbrücke haben wir symbolische Sachen hineingelegt und so etwas sollte es auch im Gedenken für die drei Unfallopfer geben.“
Trauerfeier birgt viele emotionale Momente
Cellist Wolfgang Reichert brachte mit der „Prélude“ aus Bachs fünfter Cellosuite musikalisch Trauer und Verzweiflung auf den Punkt. Beim Abschlussstück von Bach startete das Cello-Spiel auch zunächst düster, gegen Ende mischten sich fröhlichere Klänge darunter. Ein klangvolles Zeichen der Hoffnung nach der Trauer.
Pastoralreferentin Susanne Tepel: „Ein brutaler Unfall – jetzt hier in Horb. Lieber Gott, was mutest Du uns zu?“
Johannes Unz, Pfarrer aus Mühlen: „Wir fahren täglich an der Baustelle vorbei, nehmen regen Anteil. Jetzt braucht es Zeit und Stille, zu begreifen.“
Der Evangelische Stadtpfarrer Christoph Kirn: „Die Frage, warum konnte der Unfall nicht verhindert werden, muss beantwortet werden. Damit alle zur Ruhe kommen.“
Notfallseelsorgerin Majella Vater zündete in der Kirche eine Kerze an: „Gott, halte die Angehörigen fest, wenn Schmerz und Trauer sie zu ersticken drohen.“