Antje-Katrin Kühnemann und Jörg Gühring waren 26 Jahre lang verheiratet. Nun ist die prominente Ärztin ebenfalls gestorben. Foto: Seeger-Press/Sandra Zellner

Antje-Katrin Kühnemann, Fernsehärztin und Wahl-Ebingerin, ist im Alter von 80 Jahren gestorben. In Albstadt hatte sie ihren Erstwohnsitz.

Die wenigsten Albstädter dürften diese Mitbürgerin von der Straße her gekannt habe – umso mehr dafür aus dem Fernsehen. Sie war an mehr als einem Ort zuhause – in München, wo sie ihre Kindheit verbrachte, in Rottach-Egern, wo sie noch mit über 70 als Ärztin praktiziert hatte, in St. Moritz, wo sie und ihr Mann viele Freunde hatten.

 

Als Hauptwohnsitz firmierte jedoch Albstadt, denn dort war die Wirkungsstätte und der Lebensmittelpunkt des wichtigsten Mannes in ihrem Leben, des Unternehmers Jörg Gühring, mit dem sie über 26 Jahre lang verheiratet war. Fragte man Antje-Katrin Kühnemann nach ihrem Zuhause, dann lautete die Antwort: »Da, wo mein Mann ist.«

Geboren war sie in Herzberg am Harz, in der Nähe von Göttingen, aufgewachsen und zur Schule gegangen in München. Nach dem Abitur fuhr sie in beruflicher Hinsicht zweigleisig: Sie studierte Medizin, promovierte 1971 und arbeitete danach an verschiedenen Kliniken und auch in sehr verschiedenen Fachgebieten – das Spektrum reichte von der Inneren Medizin über Radiologie bis zur plastischen Chirurgie. 1979 übernahm sie die ärztliche Leitung eines Sanatoriums am Tegernsee.

Deutschlands jüngste Fernsehansagerin

Parallel zur medizinischen Laufbahn machte Antje-Katrin Kühnemann Medienkarriere. 1965 wurde sie Deutschlands jüngste Fernsehansagerin, in den 1970er Jahren moderierte sie – unter anderem – Gymnastik in Bayern 3, das Telekolleg Biologie II und an der Seite von Hans-Joachim Kulenkampff das TV-Quiz »Wie hätten Sie’s denn gern?«. Ihr Thema aber hieß schon damals Gesundheit: Sie moderierte das Gesundheitsmagazin »Die Sprechstunde. Ratschläge für die Gesundheit« und »Medizin im Ersten«, den späteren ARD-Ratgeber Gesundheit, stellte medizinische Beiträge für den Hörfunk zusammen und publizierte medizinische Ratschläge und Kolumnen in diversen Printmedien. Nach und nach brachte sie zwei Berufskarrieren unter den Hut einer Berufung – eben den der Gesundheit.

2010 hielt Kühnemann, die in Albstadt sonst vorrangig bei den Jubilarfeiern für langgediente Gühring-Mitarbeiter in Erscheinung trat, auf der Gesundheitsmesse „gesinA“ vor gedrängt stehendem Publikum den Eröffnungsvortrag in der Ebinger Festhalle.

Darin vertrat sie offensiv die These, dass der Mensch auch im Hinblick auf seine Gesundheit kein hilfloses Opfer der Launen von Mutter Natur, sondern seines Glückes Schmid sei.

»Ein guter Clown in der Stadt bringt mehr als 30 Eselslasten Medikamente«

Nachdrücklich verwies sie auf den therapeutischen Wert des Lachens: »Ein guter Clown in der Stadt bringt mehr als 30 Eselslasten Medikamente«, pflegte sie den »englischen Hippokrates« Thomas Sydenham zu zitieren. Ein weiterer ihrer Leitsätze stammte vom katholischen Theologen Romano Guardini: »Nur wer ein Zuhause hat, kann Gäste empfangen.« Will sagen: Nur wer sich selbst annimmt, findet ein gesundes Verhältnis zu Anderen.

Die letzten Lebensjahre Antje-Katrin Kühnemanns wurden von Krankheiten, Gebrechen und chronischen Schmerzen überschattet – und vom Tod Jörg Gührings, der im Januar 2021 starb. Sie kehrte dem Leben danach nicht dem Rücken, aber sie bekannte, dass sie den Tod nicht fürchte. Am 22. Februar hat sie noch ihren 80. Geburtstag gefeiert; wenige Tage später ist sie in ihrem Haus am Tegernsee gestorben.