Die 120-Liter-Restmülltonne wie auch die anderen Behälter für Restmüll sollen nächstes Jahr teurer werden. Sie werden wahlweise alle zwei oder vier Wochen geleert. Ab 1100 Liter Größe ist auch eine wöchentliche Leerung möglich. Foto: Hans-Jürgen Eisenmann

Mehr als ein Kilo Abfall „produziert“ jeder Bewohner des Schwarzwald-Baar-Kreises, vom Säugling bis zum Rentner, jeden Tag – und das mit steigender Tendenz.

Weil die Kosten der Müllentsorgung steigen, wird diese im kommenden Jahr geringfügig teurer, mit voraussichtlich einer Ausnahme. Der Kreistagsausschuss für Umwelt und Technik empfiehlt dem Kreistag nämlich, die Gebühren für die Biotonne nicht anzuheben.

 

Damit soll ein Anreiz gegeben werden, die Biotonne zu bestellen. Denn die Experten im Abfallwirtschaftsamt des Landratsamtes Villingen vermuten, dass nicht wenige Bürger sich von der Biotonne befreien lassen, dann aber doch einen Teil der Garten- und Küchenabfälle in die graue Restmülltonne geben.

Vorgeschrieben ist bei einer Befreiung, dass der Biomüll kompostiert und auf dem eigenen Grundstück als Dünger verteilt wird. Pro Person müssen deshalb mindestens 100 Quadratmeter begrünter Gartenfläche zur Verfügung stehen.

Um einen Anreiz für die Biotonne zu schaffen, soll diese laut Beschluss aus dem vergangenen Jahr nicht teurer als 40 Prozent der grauen Restmülltonne sein. Die fehlenden 60 Prozent zahlen die Nutzer der Restmülltonnen also mit.

21,2 Millionen Euro Kosten

21,2 Millionen Euro Kosten entstehen dem für die Abfallentsorgung zuständigen Schwarzwald-Baar-Kreis im nächsten Jahr laut Plan für das Einsammeln und Entsorgen von Rest-, Biomüll und Wertstoffen einschließlich Verwaltung, das entspricht einer Steigerung von 1,6 Millionen Euro (plus 8,1 Prozent).

Während der Biomüll in Deißlingen aufbereitet und in Dünger und Gas umgewandelt wird, kommt der Restmüll derzeit noch ins Müllheizkraftwerk im schwäbischen Göppingen. Ab 2026 wird er ins Müllheizkraftwerk TREA Eschbach (Markgräflerland), 15 Kilometer südlich von Freiburg, gefahren. Beide gehören zur EEW GmbH, hinter der ein chinesischer Konzern steht.

Preissteigerung von 5,5 Prozent

Das Landratsamt schlägt nun vor, die Jahresgebühr für Haushalte mit zwei und drei Personen um 2,80 Euro auf 53 Euro zu erhöhen, hinzu kommt die Behältergebühr, die bei einem 120-Liter-Restmülleimer mit vierwöchentlicher Leerung um 5,20 auf 99,40 Euro steigen soll. Das entspricht einer Preissteigerung von 5,5 Prozent.

Kommt bei diesem Modell noch eine 60-Liter-Biotonne hinzu, würde diese nach dem Vorschlag des Landratsamtes um 2,50 auf 44,90 Euro pro Jahr aufschlagen. Insgesamt müsste der Haushalt also jährlich 197,30 Euro und damit 10,50 mehr als im laufenden Jahr zahlen. Nachdem die CDU aber den von der Mehrheit übernommenen Vorschlag gemacht hat, bei den Biotonnen auf eine Gebührenerhöhung zu verzichten, liegen dem Kreistag im November zwei Vorschläge auf dem Tisch. Wie viel die Restmülltonne bei der vom Ausschuss favorisierten Lösung kostet, muss erst noch nachgerechnet werden.

Senkung des Biotonnentarifs im Gespräch

Wobei Oberbürgermeister Jürgen Roth (CDU, Villingen-Schwenningen) schon die Ansage machte, für 2027 über eine Senkung des Biotonnentarifs zu diskutieren. Der CDU-Vorschlag wurde von Kreisräten der Grünen und der AfD unterstützt.

Auf Nachfrage erfuhren die Kreisräte, dass seit diesem Jahr erstmals auch die Haushalte mit Zweitwohnsitz für die Müllgebühr herangezogen werden, was jährlich 100 000 Euro bringt. Allerdings werden für die Veranlagung die Einwohnermelderegister der 20 Kommunen im Kreis genutzt und die scheinen nicht sehr aktuell zu sein.

Martin Fetscher, Leiter des Kreis-Abfallwirtschaftsamtes berichtete, dass da beispielsweise ein Gebührenbescheid nach München ging und der Bayer belegen konnte, dass er seit zehn Jahren die Wohnung nicht mehr nutzt. Er hatte lediglich vergessen, sich abzumelden.

Gebühren sollen die Kosten decken

Mit der Abfallentsorgung macht der Kreis keinen Gewinn, die Gebühren sollen gerade die Kosten decken. Gibt es mal einen Überschuss wie 2021 (in Höhe von 1,48 Millionen Euro) oder einen Verlust wie vorletztes Jahr (0,38 Millionen), muss dies innerhalb von fünf Jahren verrechnet werden, sodass die Bürger 2026 aus dem rechnerischen „Gewinn“ des zweiten Coronajahres profitieren.

Die Gebühren steigen, obwohl das Landratsamt mit einem Rückgang der Restmüllmenge um 1000 auf 26 300 Tonnen kalkuliert. Dafür rechnet man mit einem Anstieg der Altholzanlieferung um 600 auf 7600 Tonnen und des Grüngutes um 700 auf 21 000 Tonnen. Die Sperrmüllmenge könnte um 100 auf 1900 Tonnen sinken.

Das sind die Kostentreiber

Kostentreiber sind die Biomüllverarbeitung (88 Euro pro Tonne), der Transport zur Beseitigung des Restmülls, der Betrieb der Wertstoffhöfe, die Altkleiderverwertung und die höheren Kosten für Körperschafts- und Gewerbesteuer, Versicherungen und Sonderabgaben (0,6 Millionen Euro).

Und da der Kreis für seine Deponien 50 Jahre nach deren Schließung haftet, müssen 1,5 Millionen Euro für die Deponien Hüfingen, Talheim und Tuningen in die Rücklage gelegt werden. Die Personalkosten der Verwaltung (ohne die privaten Entsorgungsfirmen) liegen bei knapp zwei Millionen Euro.

Restmüllanalyse

Kosten
Nächstes Jahr gibt das Landratsamt eine Restmüllanalyse in Auftrag. Untersucht werden soll, was die Bürger im Schwarzwald-Baar-Kreis wegwerfen und wie viel Biomüll oder Wertstoffe in den Restmülltonnen landet. Die Kosten der Analyse sollen sich auf 30 000 Euro belaufen. Solche Untersuchungen sind vom Land vorgeschrieben, danach muss der Kreis sein Abfallwirtschaftskonzept fortschreiben.