Ausgelassen gefeiert und getanzt wurde am Samstagabend in der Ichenheimer Kirche. Foto: Lehmann

Zum zweiten Mal sind Gäste zum „Kirchenrave“ in das Ichenheimer Gotteshaus geströmt. Pfarrerin Anna Schimmel freute sich darüber und erklärte, warum eine Party an diesem Ort nicht entweiht.

Statt Gebete und Gesang sind am Samstagabend Bass und Beats aus der Ichenheimer Kirche zu hören gewesen. Der zweite Kirchenrave war ein voller Erfolg und lockte zahlreiche Gäste zum Tanzen in das Gotteshaus. Nach dem ersten Rave im April, der zunächst schleppend anlief und zu später Stunde doch noch zahlreiche feiernde Gäste anlockte, war die zweite Auflage am Wochenende ein voller Erfolg.

 

Wie auch bei der ersten Auflage waren am früheren Abend tanzbegeisterte Jugendliche ab 13 Jahren eingeladen. Doch dort zeigte sich zunächst die Scheu der Jugendlichen. Nur wenige schwangen das Tanzbein. Dennoch wollten die Organisatoren und Pfarrerin Anna Schimmel auch den jüngeren die Gelegenheit zum Tanzen bieten.

Anders sah es dann ab 22 Uhr aus, als die Gäste „Ü 18“ zum Tanzen und Feiern aufgerufen waren. Anders als im April waren bereits einige Besucher um 22 Uhr auf der Tanzfläche und feierten gemeinsam das Leben.

Spenden für die Lahrer Tafel statt Eintrittspreis

Im Schwarzlicht leuchteten die hellen Kleidungsstücke und die bunten Farben der Kunstwerke und auf der Haut der Besucher.

Auch in diesem Jahr kamen zahlreiche Spenden für die Lahrer Tafel zusammen. Diese stellten quasi den Eintrittspreis dar. „Viele Besucher haben sich wirklich Gedanken gemacht“, betonte die Pfarrerin gegenüber unserer Redaktion. Beim letzten Mal waren es acht gefüllte Umzugskisten, die an die Lahrer Tafel übergeben werden konnten – das Ergebnis sollte in diesem Jahr übertroffen werden.

In der Vergangenheit wurde Schimmel bereits darauf angesprochen und angeschrieben, warum der Rave ausgerechnet in der Kirche sein müsste. Es wurde gefragt, ob der Raum dadurch nicht sogar entweiht würde und mit dem Rave Gott lästert. „Kirchen sind besondere Orte, heilige Orte, die dafür gebaut wurden, um Gemeinschaft und Gott zu erleben“, sagte die Pfarrerin. So stehe dies für sie keineswegs im Widerspruch. Jeder spüre und erlebe Gott anders – manche würden Gott durch Musik, Beats und Bass spüren und wahrnehmen. Auch die besondere Atmosphäre verhelfe so manchem Gast zu wissen: Gott ist da. Dabei müssten die Besucher nicht Gläubige sein, dennoch könnten diese Menschen Gott erleben. „Die Besonderheit des Ortes macht auch etwas mit den Menschen“, betonte Anna Schimmel gegenüber unserer Zeitung. So stehe für sie fest: ein Kirchenrave entweihe den Ort nicht, sondern es werde das Leben gefeiert. Wer das Leben feiert, feiere Gott. Auch habe sie beim letzten Mal bereits einen respektvollen Umgang mit der Kirche erlebt. „Wir denken Gott so klein und so menschlich“, betonte die Pfarrerin im Hinblick auf die Bedenken, dass das Tanzen und feiern in der Kirche nicht den notwendigen Respekt zollen würde „Gott ist nicht beleidigt, weil wir in seinem Haus zusammen kommen – er ist groß und freut sich an den Dingen und der Gemeinschaft.“

DJ direkt vor dem Altar

Optimiert wurden Aufbau und Licht, DJ Samuel Fischer stand dieses Mal nicht oben auf der Empore vor der Orgel, sondern direkt bei der Tanzfläche vor dem Altar.