Nach zweieinhalb Jahren Prüfung ist der Verkauf des Bankhauses Faisst an die türkische Bank Yapi Kredi perfekt. Am Dienstag seien die entsprechenden Papiere unterzeichnet worden, berichten die Geschäftsführer bei einem Pressegespräch.
Die Freude über den Deal ist Peter Ludwig und Helmut Götze anzumerken – obwohl sie seit drei Tagen nicht mehr Geschäftsführer sind. Sie werden weiterhin regionale Ansprechpartner für die Geschäfte des Bankhauses Faisst sein, der Hauptsitz wird allerdings nach Frankfurt verlegt. Auch alle anderen Mitarbeiter werden nach derzeitigem Stand erhalten bleiben. „Wir sind sehr dankbar“, fasst Ludwig zusammen. Am 23. Juli war die Übernahme des Bankhauses Faisst durch Yapi Kredi, die der Koç Holding gehört, final geworden.
Vor zweieinhalb Jahren hatte das Bankhaus Faisst bekannt gegeben, dass die türkische Bank Yapi Kredi das Wolfacher Unternehmen übernimmt. Nach dem Unterschreiben des Verkaufsvertrags stand noch eine Prüfung des Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) und der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Damals war Ludwig davon ausgegangen, dass dieser Vorgang etwa ein Jahr dauern würde. Dass es nun doch zweieinhalb Jahre dauerte, bis der Deal in trockenen Tüchern war, begründet Ludwig mit „deutscher Bürokratie“.
Grund für die Dauer ist die deutsche Bürokratie
„Dass wir eine so kleine Bank sind und Koç so groß, hätte das Verfahren eigentlich vereinfach sollen“, meint Ludwig. Dem war aber nicht so und er gibt zu, dass er zwischendurch Zweifel bekam, ob alles klappt. Ihm sei aber versichert worden, dass ein solcher Vorgang durchaus so lange dauern könne. „Bei solchen Verkäufen sind die Aufsichtsbehörden sehr sensibel“, weiß der ehemalige Faisst-Geschäftsführer.
Als vor zwei Jahren der Verkauf bekannt wurde, hätten die 5400 Kunden zum allergrößten Teil gelassen reagiert, berichtet er. „Viele haben uns auch gratuliert“, erzählt Ludwig. Es sei noch zu früh, um zu sagen, wie sie auf den abgeschlossenen Verlauf reagieren. Die entsprechenden Informationsschreiben seien vorgestern verschickt worden. Dass sie dieses Mal persönlich informiert werden, war den Geschäftsführern wichtig gewesen, hatten die Kunden vor zweieinhalb Jahren doch nicht vom Bankhaus Faisst von dem Verkauf erfahren. „Da waren sie zu recht enttäuscht“, so Ludwig. Während der Verkaufsverhandlungen sei strikte Diskretion gefordert worden, woran sich das Bankhaus Faisst auch hielt. Als der Verkauf aber an der türkischen Börse bekannt wurde, gelangte die Info auch nach Wolfach, erklären Götze und Ludwig.
Für die Kunden wird sich nicht viel ändern. Die sechs Mitarbeiter inklusive Peter Ludwig und Helmut Götze werden weiterhin in Wolfach für die Kunden Ansprechpartner sein. Alle sechs Mitarbeiter bleiben. Nur seinen Namen kann das Bankhaus Faisst nicht behalten – was Ludwig auch gut verstehen kann, auch wenn er zugibt, dass es ihm persönlich lieber gewesen wäre, wenn der Name erhalten geblieben wäre. „Erfahrungsgemäß haben alle verkauften Unternehmen es irgendwann bereut, wenn sie den Namen nicht geändert haben. Und wenn man etwas besitzt, will man seinen Namen auch dran haben.“
Abgesehen davon zeigt sich „Yapi Kredi“ großzügig. Die Bank will das Wolfacher Bankhaus als ersten nächsten Schritt mit einer zusätzlichen Kapitaleinlage von 60 Millionen Euro ausstatten – bisher hatte das Institut 5,5 Millionen.
Auch wenn der Verkauf nun abgeschlossen ist, denkt der 65-jährige Ludwig noch nicht an die Rente – nicht nur, weil eine der Vertragsbedingungen war, dass er und Götze weiter für die Region zuständig sind. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, mich in den Sessel zu setzen“, so Ludwig. „Die Kunden haben auch vermittelt, dass die Hauptsache beim Verkauf für sie ist, dass wir bleiben. Da hätte ich es nicht über Herz gebracht, einfach weg zu gehen, sobald alles in trockenen Tüchern ist.“ Der 70-jährige Götze war schon einmal in Rente: „Aber da war es mir zu langweilig.“
Das ist der Käufer
Yapi Kredi wurde 1994 in Privatbesitz gegründet und ist heute die größte provate türkische Bank. Mehr als 15 000 Mitarbeiter sind für sie tätig. „Yapi Kredi“ hat ein Netz aus 781 Filialen und 5243 Geldautomaten.