Diese Frauen wagten sich am Freitagnachmittag an die Zubereitung syrischer Spezialitäten. Foto: Peter Morlok

Selten hat es im unteren Stock des Jugendzentrums „Marmorwerk“ so gut gerochen, wie vergangenen Freitagnachmittag. Kochen für Vielfalt und Verständigung stand auf dem Speiseplan – eine kulinarische Reise im Rahmen der „Wochen gegen Rassismus“.

Nora-Christin Braun, bei der Caritas für die Caritasdienste in der Flüchtlingsarbeit verantwortlich, hatte zum Workshop „Fair Kochen und über den Tellerrand schauen“ eingeladen und versprochen, dass man Gerichte aus aller Welt nicht nur gemeinsam kochen, sondern auch zusammen genießen werde.

 

„Auf diese Weise erfahren wir ganz sinnlich, wie Vielfalt und die Offenheit für Neues das Leben bereichert“, umschrieb Braun den Kochworkshop der Ernährung, Vielfalt und Menschenwürde in sich vereinte.

Rezepte aus der syrischen Heimat

Küchenchefin in der kleinen Küche im Marmorwerk war die Syrerin Manal Akkour, die einige Rezepte aus ihrer Heimat herausgesucht hatte, die die Frauen dann in Zweier-Teams nachkochten.

Das stand auf dem Speiseplan Es gab als Vorspeise eine syrische Linsensuppe aus roten Linsen, als Hauptgerichte „Mujaddara“ (Arabischer Reis mit Linsen und Zwiebeln, dazu Joghurtsoße) oder „Mandi“, ein jemenitisches Reisgericht mit zartem Hähnchen und aromatischen Gewürzen.

Küchenchefin Manal Akkour brät die Zwiebel vorsichtig an. Foto: Morlok

Zu beiden Hauptgerichten passte „Fattoush“, ein arabischer Brotsalat, und zum Dessert ein Nachtisch, der überall auf der Welt gerne gegessen wird, nämlich Obstsalat. Aber auch dieser war orientalisch angehaucht mit Feigen, Datteln, Nüssen sowie Trockenobst, das mit frischen Bananen und Orangen verfeinert wurde.

Um dieses Dessert kümmerten sich zwei Mädels in der kalten Küche, die man einfach im Gastraum des Marmorwerks eingerichtet hatte.

Küche fordert Improvisationskünste In der eigentlichen Küche musste man die hohe Kunst der Improvisation üben. Es gab nur einen kleinen Elektroherd und auch die Arbeitsflächen musste man sich optimal einteilen um das ganze Mise-a-Place, wie die Vorbereitung und Bereitstellung aller Zutaten in der Küchensprache genannt wird, einigermaßen hinzubekommen, ohne dass die Teams sich gegenseitig im Weg standen.

Für alle Gesellschaftsschichten erschwinglich

Wichtig war es daher, dass man Produkte mit langen Garzeiten, wie beispielsweise die beiden Linsensorten, die einmal für die Suppe, einmal für das „Mujaddara“ – gebraucht wurden, zuerst auf den Herd stellte.

Küchenchefin Manal Akkour bezeichnete es als ein vegetarisches Gericht, das für alle Gesellschaftsschichten erschwinglich sei. Zwiebeln, Reis und Linsen sind genauso wie Olivenöl und Knoblauch fast immer verfügbar, Minze wächst bei uns vor der Haustür und eine Gurke kann man einfach beschaffen. Viel mehr braucht es nicht, um ein schmackhaftes und bekömmliches Gericht zu zaubern“, erklärte die Chefköchin.

Das Geheimgewürz Liebe Wenn dann noch ein bisschen vom Geheimgewürz Liebe darübergestreut wird und etwas Erfahrung in der Zubereitung hinzukommt, dann passt‘s. Die junge Syrerin zeigte ihren schwäbischen Mitstreiterinnen wie‘s geht.

Die Zubereitung der Gerichte Etwas mehr Kocherfahrung ist beim zweiten Hauptgericht dem „Mandi“ schon ganz gut. Zuerst muss man das Huhn zusammen mit zwei großen Zwiebeln, Kardamomkapseln, Nelken und einer Zimtstange weichkochen. Parallel wird der Reis so lange gewaschen bis das Wasser klar ist und dann für 30 Minuten eingeweicht.

Küchenchefin Manal Akkour (Zweite von links) gibt ihren Mitköchinnen einige Erklärungen. Foto: Morlok

Danach werden Zwiebeln in Ghee angebraten (Ghee ist eine Art von Butterschmalz, der häufig in der indischen und pakistanischen Küche benutzt wird). Dann kommt der Reis dazu und man füllt mit der Hühnerbrühe auf und lässt den Reis so lange köcheln, bis die Brühe aufgesaugt ist.

Der arabische Brotsalat

Das Huhn wird mit einer zuvor vorbereiteten Marinade aus Öl, Kurkuma, Salz und Paprikapulver bepinselt und nochmals für 30 Minuten bei 200 Grad in den vorheizten Backofen geschoben.

Der arabische Brotsalat, dessen Basis angebratenes Fladenbrot bildete, wurde mit Rucola, Radieschen, Tomaten, Gurke, Kopfsalat und roten Zwiebeln angereichert und mit Olivenöl, Knoblauch, Salz und Zitronensaft abgeschmeckt und passt gut zu beiden Hauptgerichten.

Orientalische Genusswelt Gut, es waren keine Gerichte aus aller Welt, aber auch keine Allerweltsgerichte, die an diesem Nachmittag gekocht wurden. Und sie öffneten den Horber Teilnehmerinnen das Tor zur orientalischen Genusswelt, die von vielen Gewürzen, viel Gemüse und wenig Fleisch geprägt ist und Linsen einmal anders präsentierte als in der schwäbischen Variante „Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle“.