Albstadts größter Arbeitgeber Groz-Beckert begegnet der Krise – auch durch Stellenabbau. Foto: Groz-Beckert

Albstadts größtes Industrieunternehmen hat 2024 einen Konzernumsatzrückgang von 41 Millionen Euro hinnehmen müssen. Auch die Mitarbeiterzahl ist gesunken – in Albstadt um 59.

Wie Groß-Beckert in einer Pressemitteilung zur vorläufigen Konzernbilanz 2024 mitteilt, ist der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2024 von 880 auf 839 Millionen Euro gesunken – das sind knapp fünf Prozent. Hintergrund des Rückgangs waren laut Angaben des Unternehmens die geopolitischen Spannungen in aller Welt, die das globale Konsum- und Investitionsklima stark belasteten – und die Geschäftsentwicklung der Groz-Beckert-Gruppe ebenso.

 

Vom Umsatzrückgang waren alle drei Geschäftsbereiche – Textile Tools (Textile Werkzeuge), Cutting Tools (Industriemesser) und Engineered Textiles (Technische Textilien) – betroffen. Im Stammgeschäft Textile Tools waren die Umsätze 2024 sowohl bei den Geschäften mit Maschinenbauern als auch mit Textil- und Bekleidungsherstellern rückläufig. Eine Ausnahme bildeten einige Teilsegmente der chinesischen Textilwirtschaft, wo eine gute Nachfrage herrschte.

Es ist nicht nur die Konjunktur

Groz-Beckert geht davon aus, dass die stagnierende Nachfrage bei zeitgleich steigenden Kosten nicht nur konjunktureller Naur, sondern strukturellen Marktveränderungen geschuldet ist.

Das Geschäft im Bereich Cutting Tools litt 2024 unter der zunehmenden Schwäche einzelner Abnehmerbranchen; bei den nichtmetallischen Bewehrungen des Geschäftsbereichs Engineered Textiles brach die Nachfrage wegen der Schwäche der Bauindustrie ein.

Schwächelnde Bauindustrieschmälert die Umsätze

Die Geschäfte mit Composite-Materialien liefen zwar besser; jedoch konnte dies die fehlende Nachfrage in der Bauindustrie nicht ausgleichen. Insgesamt wurde der Vorjahresumsatz deutlich verfehlt.

Die stagnierenden Umsätze und schlechten Geschäfte haben sich auch auf die Mitarbeiterzahl ausgewirkt. Der Personalstand im Konzern sank 2024 von 9595 auf 9419 Mitarbeiter und am Stammsitz Albstadt von 2253 auf 2194 Personen. Bereits im Frühjahr 2023 hatte Groz-Beckert im Stammgeschäft Textile Tools mit diversen Maßnahmen, etwa mit dem Abbau positiver Zeitkonten und mit Kurzarbeit auf die Konjunkturkrise reagiert.

Im Laufe des Jahres 2024 folgten Maßnahmen, mit denen sich das Unternehmen auf langfristige strukturelle Veränderungen einrichtete. Die Kosten im Geschäftsbereich Textile Tools sollten binnen zwei Jahren weltweit um rund 50 Millionen Euro gesenkt werden – und das bedeutete Stellenabbau.

In der Nadelproduktionbleibt die Stellenzahl stabil

In Albstadt betraf dieser primär technische und kaufmännisch administrative Funktionen – in der Nadelproduktion in Albstadt wird die Kurzarbeit dagegen 2025 fortgesetzt, und der Personalbedarf soll stabil bleiben. Beim Stellenabbau spielte zum einen die natürliche Fluktuation durch altersbedingtes Ausscheiden und Kündigungen der Arbeitnehmer selbst eine Rolle. Zum anderen startete im November 2024 ein Freiwilligenprogramm, dessen Ziel die einvernehmliche Beendigung von Arbeitsverhältnissen „zu fest definierten Konditionen“ war.

Dieses soll Mitte März abgeschlossen sein; laut Groz-Beckert wurde es von den Mitarbeitern „überwiegend positiv“ aufgenommen. Man habe sich mit über 150 Beschäftigten auf die Beendigung des Arbeitsverhältnisses geeinigt.

Wie geht es weiter? Groz-Beckert will zu Beginn des zweiten Quartals den Erfolg der bisherigen Maßnahmen bewerten und sehen, ob es damit sein Bewenden haben kann. Dazu, welche Maßnehmen in Betracht kämen, falls dies nicht der Fall sein sollte, will die Firma sich erst äußern, wenn es so weit kommen sollte.