Das gesamte Ensemble bestand aus rund 140 Musikern, denen zu jedem Zeitpunkt die Freude über das gemeinsame Projekt anzumerken war. Foto: Karina Eyrich

Albstadt ist Baden-Württembergs einzige Stadt mit drei Höchststufenorchestern: Das haben diese genutzt, um der Stadt zum 50-Jahr-Jubiläum zu gratulieren.

Gemeinsam – das heißt für das Städtische Orchester Albstadt, die Stadtkapelle Tailfingen und den Musikverein Onstmettingen nicht nach- oder nebeneinander, sondern ausdrücklich miteinander.

 

Das ist 140 Musikerinnen und Musikern famos gelungen in der fast voll besetzten Zollernalbhalle vor rund 550 Gästen beim gigantischen Geburtstagsständchen „Winds of Albstadt“.

Die erste Platte gibt es noch

Als Albstadt 1975 gegründet wurde, schauten die drei Höchststufenorchester alle schon auf mehr als 100 Jahre Tradition zurück. Der MVO hatte erst kurz zuvor seine erste Schallplatte „Platzkonzert“ – die gibt es heute noch – pressen lassen und auf einer Konzertreise nach Monaco schon vor Fürstin Gracia Patricia gespielt.

Die Harmonie kannte damals noch Stadtteilgrenzen, doch seither hat sich viel verändert, und die Orchester blieben. Zum Stadtgeburtstag standen sie alle gemeinsam in Schwarz auf der Bühne und waren zurecht stolz auf insgesamt 522 Jahre Vereinsgeschichte.

Das Programm am Samstag überraschte: Die Musikdirektoren Attila Hepp, Thomas Wunder und Sebastian Rathmann hatten einen Mix gewählt, der Traditionalisten ebenso wie zeitgeistlich orientierte Hörer überzeugte. Ein Hauch von Gershwin hier mit „Ross Roy“ von Jacob de Haan und ein sich steigernder Bombast da mit der „First Suite in Eb, Op. 28 No. 1 von Gustav Holst, abwechselnd dirigiert. Ebenfalls für viele Ohren neu: Die „Alvamar Overture“ von James Barnes“, Alfred Reeds „Armenian Dances“, „The Seventh Night Of July“ vom Japaner Itaru Sakai und die von dessen Landsmann arrangierten Werke „Frenesi“ von Alberto Dominguez und „76 Trombones“ von Meredith Willson, vor dem die Moderatoren Bedenken hatten, die sanierungsbedürftige Halle könnte die Wucht des Posaunenregisters nicht überleben.

Die drei Musikdirektoren könnten unterschiedlicher nicht sein: der eine voll perfektionistischen Temperaments, der andere ein präziser Musikprofessor und der dritte, der förmlich den Rock ’n’ Roll im Taktstock hat. Hepp, Wunder und Rathmann sind Meister ihres Fachs, deren Enthusiasmus für das gemeinsame Projekt alle in den Bann zog.

Martin Roscher lieferte die Idee

Die Idee entstand vor anderthalb Jahren. Kulturamtsleiter Martin Roscher, privat mit dem Städtischen Orchester Albstadt in Ebingen verbandelt, stupste dessen Vorsitzenden Dieter Dörrer an, man könne zum Jubeljahr doch etwas mit den anderen Albstädter Orchestern machen. Einen Zuschuss dafür gebe es auch. Dieser Funke zündete. Etwas gemeinsames sollte es werden. Etwas, was neben der individuellen Ortsidentität zeigt, dass man „gut miteinander kann“. „Wir haben versucht, Synergien zu finden. Sowohl musikalisch als auch in der Planung. Die einen können besser Werbung und die Anderen dafür besser Bewirten“, erklärte Dörrer. Weitere Helfer, etwa für Technik und Catering, wurden eingespannt.

Das Grußwort sprach der Erste Bürgermeister Udo Hollauer, der Ende Juni seinen Hut nimmt, und danach vergingen die zwei Stunden Konzert wie im Flug. Der opulente Soundtrack des Films „Thor“ war die erste Zugabe. Lauter Donner von den Percussions und ein voller satter Bläsersound ließen die Zollernalbhalle erbeben. Es folgten ein beschwingtes „Walking On Sunshine“ und der fulminante Konzertabschluss, die „Yorkshire Ballad“. Was für ein historisches Geburtstagsständchen.