Mitte der 90er stellte die Uni Tübingen eine richtig starke Fußballmannschaft. Mit dem Deutschen Hochschul-Titel setzte sie sich 1994 die Krone auf. Drei Jahrzehnte gibt es ein Wiedersehen.
Erst Vizemeister, dann Deutscher Hochschulmeister: So ein starkes Fußball-Team wie in den Jahren 1993 und 1994 hat die Uni Tübingen höchstens zu heißen Schlaghosenzeiten erlebt. Beim Titelgewinn 1970 unter anderem am Ball: der Schwabenpfeil Dieter Hoeneß und ein gewisser Rainer Willfeld.
Geschichte verbindet
Wie sehr Geschichte verbindet, zeigte sich jetzt in der Länderspielpause, die für ein Wiedersehen nach 30 Jahren für die von Rainer Willfeld von 1993 bis 1996 an die Hand genommenen Spieler genau richtig kam. Die schönste Nachricht hob sich dabei der frühere Kirchentellinsfurter Torhüter Alexander Krist für das Schlusswort auf. Weil er nicht nur ein prima Keeper war, sondern auch ein cleverer Kerl ist, legte er eigenmächtig die Restgroschen aus der damaligen Mannschaftskasse in einen Aktienfonds.
Drei Jahrzehnte später ist daraus ein satter Betrag geworden, der ausreicht, um für die versammelten Ehemaligen am Sportinstitut eine feine Feier zu finanzieren und darüber hinaus einen vierstelligen Betrag ans Kinderhospiz zu spenden. Die genaue Summe steht erst fest, wenn das Treffen abgerechnet ist. Selten war Geld besser angelegt. Dieses hatten die Tübinger durch unzählige Sponsorengespräche für die Japanreise, aber auch Getränke- und Wurstverkäufen, Hallenturnieren und Arbeitseinsätzen bei Sportlerfesten zusammengetragen.
Alte Kumpels treffen sich
Der Termin für das Wiedersehen war nicht zufällig gewählt. Weil die Bundesliga und die 2. Liga die Länderspielpause einlegte, konnte es auch Alexander Zorniger einrichten, mit alten Kumpels alte Zeiten aufleben zu lassen. Der 57-jährige Uefa-Pro-Lizenz-Inhaber trainierte bis vor Kurzem den Zweitligisten Greuther Fürth und davor die Profiteams aus Limassol auf Zypern, Bröndby IF in Kopenhagen, den VfB Stuttgart, RB Leipzig und Sonnenhof-Großaspach. Mitte der 90er war er Schaltzentrale und Kapitän der Tübinger Uni-Mannschaft. Alexander Zorniger: „Es war ein Traum, die Jungs wiederzusehen“, sagt er, und meint damit natürlich auch den Trainer. Rainer Willfeld: „Ich wollte Alex unbedingt dabei haben, da er, bevor ich aus Togo zurück war, die Uni-Mannschaft betreut und trainiert hat.“
Der große Wurf
Rainer Willfeld führte die Tübinger 1994 zum Titel. Der große Wurf gelang durch ein 5:0 im Finale gegen die Auswahl der Universität Osnabrück. „Wichtig für einen Erfolg wie Hochschulmeister ist zum einen die Qualität der Spieler, von denen viele höherklassig gespielt haben, und natürlich die menschliche Komponente, wie wir diese auf dem Treffen erlebt haben“, sagt Rainer Willfeld.
Dass er nach dem Meisterstück 1994 alle Hebel in Bewegung setzte, um die Tübinger auf Fußballreisen zu schicken, passt zu dem Globetrotter in Sachen Fußball. So war er weit mehr als nur Dozent am Institut der Sportwissenschaft, sondern arbeitete über 15 Jahre als Auslandstrainer und Entwicklungshelfer in verschiedenen, vor allem afrikanischen, Ländern. Er coachte die Auswahlteams aus Togo, Vietnam, Burundi und Burkina Faso, dessen Nachwuchs er bei der U-17-Weltmeisterschaft in Nigeria bis ins Achtelfinale.
Unterwegs in Japan
Das Fernziel der Uni-Mannschaft lag dann 1995 in Japan, inklusive einer Reihe von Freundschaftsspielen. Unter anderem gab es da einen 2:1-Sieg gegen die Olympiamannschaft von Südkorea. Den Siegtreffer schoss Thomas Sinz aus Owingen. Ebenso mit dabei im Uni Team und auf Großer Reise Marc Digeser aus Rottweil sowie im Team Oliver Hack aus Albstadt und Dieter König aus Haigerloch.