Zuletzt haben sie die Boller Steige für sich entdeckt: Waschbären sind auch in Oberndorf auf dem Vormarsch.
Der Waschbär ist auch in Oberndorf angekommen. Nicht erst gestern. Und wenn man schon mal unmittelbaren Zugriff auf die Expertise des Tierschutzes hat, kann man die auch nutzen.
Dieter Rinker nutzte die Gelegenheit, in der Sitzung des Verwaltungsausschusses zum Thema „Waschbär“ nachzufragen. „Zunehmend Probleme“ bereiten die kleinen Räuber, berichtet der Stadtrat und fragt an, wie man sich dazu verhalte. Denn aktuell ist die Boller Steige wohl bevorzugter Spielplatz für die Vierbeiner.
Unterschiedliche Sichtweisen
Für die einen sind es possierliche Tierchen, und entzückt nimmt man zur Kenntnis, wie sie sich launig am Straßenrand tummeln. Und dann das Internet-Video, in dem der Waschbär die Welt nicht mehr versteht, weil er nach dem Waschen seiner Zuckerwatte nichts mehr in Pfoten hält außer dem Stab, an dem die süße Leckerei einst verheißungsvoll wartete. Für die anderen sind es smarte Ganoven, bei denen man ein Auge zudrückt, wenn sie mal einen kleinen Überfall wagen.
Die Tiere können eine echte Herausforderung werden
Für viele sind die Waschbären allerdings eine echte Herausforderung geworden: Wenn sie sich durch den Garten graben, kann das schon lästig werden. Und wenn sie den Dachboden für sich entdeckt haben, wird es erst recht ziemlich nervig.
Kurz und gut: Friedliche Koexistenz hat mitunter Grenzen, wenn sie die Grenzen des Privaten verletzt, und je mehr Tiere näher an die Menschen kommen, desto schneller kann das passieren.
Ordnungsamtsleiterin Jana Wachter erklärt, dass man bei Waschbärsichtungen oft an die Jäger verweise. Auch Klaus-Jürgen Marek, Vorsitzender des Tierschutzvereins, der wegen des Erlasses einer Katzenschutzverordnung der Sitzung beiwohnte, weiß keinen besseren Rat, denn tatsächlich unterliegen die Waschbären dem Jagdrecht und sind inzwischen in Baden-Württemberg von 1. Juli bis 15. Februar bejagbar, Jungtiere sogar ganzjährig. Unter anderem innerhalb Ortsetter wäre die Bejagung ohnehin nur mit besonderer Genehmigung möglich: Das heißt, wenn die Tiere im Garten Stress machen, gibt es erstmal wenig Handhabe.
Müllsicherung ist auch hier eine gute Vorsorge
Vor Jahren habe man mit einem Waschbären in Aistaig Stress gehabt, berichtet Marek, dann mit einem bei der Kneipp-Anlage, seither sei ihm nichts mehr zu Ohren gekommen. Der Tierschutz ist jedenfalls formal raus, wie Marek erklärt. Doch hat er einen Tipp, den man in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen beherzigen sollte: den Müll ordentlich sichern und unzugänglich machen. Dann fehlt schon mal ein wichtiger Anreiz für einen Besuch der Vierbeiner.