Gefragtes Nass - weil Desinfektionsmittel rar sind, können Einzelne aus der Krise Profit schlagen. Foto: Arnold

Überteuertes Angebot an Hospiz. 50 Milliliter zum Preis von 18 Euro pro Flasche.

Villingen-Schwenningen - Der Vorrat an Desinfektionsmitteln reiche noch für die nächsten drei, vier Monate, "aber dann muss etwas passieren", meint Maria Noce, Geschäftsführerin des Hospizes Via Luce in Villingen-Schwenningen. "Kliniken, Apotheken, Reha-Einrichtungen", sie haben gerade alle das gleiche Problem, erzählt sie im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Wie ihre Kollegen anderer Einrichtungen auch, sucht sie nach Nachschub. Auf die vor drei Wochen bestellte Lieferung wartet das Hospiz – noch immer. Dass sich Geschäftsleute die aktuelle Situation skrupellos zunutze machen würden, hielt die Doppelstädterin für unmöglich – bis Montagabend.

Eigentlich kam es also wie gerufen: Im Internet, per Facebook-Messenger, erhielt Maria Noce an ihren persönlichen Zugang das Angebot von einer Firma in Villingen, Desinfektionsmittel zu kaufen. Stattdessen aber konnte Maria Noce nur mit Entsetzen reagieren: "Er hat mir 500 Milliliter zum Preis von 18 Euro pro Flasche angeboten!" Ungläubig hakte Noce nach, erhielt das Angebot noch einmal "schwarz auf weiß". Üblich sei in der Branche ein Preis von 3,50 Euro.

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Die Hospizleiterin wurde stutzig, hakte nach. Ein solch abstruses Angebot komme doch sicherlich nicht von einem real existierenden Ergebnis. "Aber die Firma gibt’s wirklich!", erzählt Maria Noce staunend.

Im Telefonat mit einem Mitarbeiter der Firma habe dieser locker erzählt, dass das Unternehmen, das Reinigungsmittel jeglicher Art vertreibe, in regem Geschäftskontakt stehe mit der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen und dem Schwarzwald-Baar Klinikum.

Mit dem Hospiz Via Luce aber machte die Firma an diesem Montag kein Geschäft. Stattdessen erntete es deutliche Kritik von Maria Noce über eine "unverschämte" Preispolitik, die gerade die Schwächsten und die Pflegekräfte treffe. "Ich weiß, dass die Preise in dieser Situation steigen, aber so etwas fand ich dann doch unverschämt", resümiert Noce. Die aktuelle Situation werde von dem Unternehmen offenbar dreist ausgenutzt. "Wenn wir nicht versorgt werden und deshalb erkranken, wer versorgt denn dann die ganzen kranken Leute?", fragt sich Maria Noce und setzt traurig hinzu: "Manchmal glaube ich, in Villingen-Schwenningen ist Krieg ausgebrochen."

Dem Anbieter erteilte sie resolut eine Absage. "Lieber stelle ich mir mein Desinfektionsmittel selbst her – aus Spiritus, Wasserstoffperoxid und Glycerin", erzählt sie. "Es ist nicht zu 100 Prozent das gleiche, aber es hilft" – während Menschen, die an einem so skrupellosen Geschäftsmodell festhalten, in ihren Augen kaum mehr zu helfen ist.