Das Pflegeheim hat sich abgeschottet. Ein Besuch ist wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht möglich. Foto: Reutter

Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Bewohner und Angehörige im Videochat.

Triberg - "Wir setzen alles daran, dass wir das Virus draußen behalten", erklärt Norman Herr, Leiter des Pflegeheims St. Antonius. Schließlich gehörten die 70 Bewohner mit einem Durchschnittsalter von 90 Jahren zur höchsten Risikogruppe in Bezug auf das Coronavirus.

 

"Wir haben unser Haus abgeriegelt", bezieht sich Herr auf das Besuchsverbot von Pflegeheimen in diesen Zeiten. Wer noch reinkomme, seien Ärzte und die Mitarbeiter. Aber auch sie müssten verstärkte Hygienevorschriften beachten, sei es Händedesinfektion am Eingang und das Tragen von Mundschutz in den Wohnbereichen. "Auf unsere Mitarbeiter ist wahnsinnig viel zugekommen, jeden Tag etwas Neues. Aber die haben das hervorragend gemeistert", gibt er seinem Team ein großes Kompliment. Rund 80 Beschäftigte hat das Pflegeheim, viele von ihnen arbeiten Teilzeit.

Nicht nur denen dankt Herr. Auch die Bewohner verhielten sich sehr vernünftig und würden ihren Wohnbereich in der Regel nicht mehr verlassen. Es sei natürlich möglich, dass sie das Haus auch verlassen könnten. "Hier ist niemand eingesperrt." Aber um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, sei es eben sinnvoll, Außenkontakte zu reduzieren oder darauf zu verzichten.

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Die Bewohner würden schon sehr darunter leiden, dass Angehörige und Freunde nicht mehr kommen dürften. Manche von ihnen hätten zum Beispiel täglich Besuch vom Ehepartner gehabt, was jetzt nicht mehr erlaubt sei. Das Pflegeheim versuche, hier neue Wege der Kontaktaufnahme anzubieten. So gebe es seit einer guten Woche die Möglichkeit, zu "skypen", also über einen Videochat live mit seinen Angehörigen in Kontakt zu treten, "damit man sich mal wieder sehen kann", erklärt Herr. Diese modernen Kontaktwege würden von den Senioren in Anspruch genommen. Es werde auch mehr telefoniert. Nicht alle Heimbewohner hätten ein Telefon im Zimmer. Deshalb gebe es in den Wohnbereichen zusätzliche Telefone, die hierfür genutzt werden könnten.

Singen, Spielen und Gesprächsrunden vertreiben Langeweile

Wenn sich die Senioren früher noch bei einer gemeinsamen montäglichen Singstunde im Foyer treffen konnten, wurden diese zentralen Veranstaltungen vorerst abgesetzt, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Dafür gebe es jetzt Singen im jeweiligen Wohnbereich, aber auch andere Veranstaltungen gegen die Langeweile wie Basteln, Spiele und Gesprächsrunden. Hierfür stünden Alltagsbegleiter bereit, die die Aktionen in den Wohnbereichen durchführten, sagt Herr.

In einem der Wohnbereiche wurde kürzlich eine Videobotschaft aufgezeichnet. Einige Senioren lasen Dankesworte, sei es für die funktionierende Versorgung auch in diesen Zeiten, für die Pflege, die Helfer in verschiedenen Bereichen, außerdem ein Dankeschön an Deutschland, "dass ihr für uns zu Hause bleibt". Zum Schluss gab es einen Applaus und Dankesrufe auch von den Pflegekräften, die hinter den Senioren standen, ausgestattet mit Mundschutz. Ein Artikel, der langsam knapp wird. "Wir kommen noch ein paar Tage mit unsere Vorräten aus", so Herr. Aber es würden dringend Dinge wie Handschuhe, Desinfektionsmittel und Mundschutz gebraucht.

Was die Bewohner und Pflegekräfte bekommen, sind immer wieder Zeichen der Solidarität. Ein Hotel habe Kuchen gespendet, eine Eisdiele Eis und eine Pizzeria Pizza gebacken, nennt Herr Beispiele. Auch Angehörige beteiligten sich, gäben beispielsweise eine Runde Gebäck aus.

Im Eingangsbereich, zwischen den beiden Schiebetüren, wurden für die Angehörigen Fächer eingerichtet, in die sie Dinge für die Bewohner abgeben können, Briefe oder anderes mehr. Zur Übergabe könne aber auch ein Termin mit einem Mitarbeiter ausgemacht werden, informiert Herr. Nur in dringenden Fällen sei auch der Besuch eines Heimbewohners zulässig. Aber das sei eine Einzelfallentscheidung durch ihn, den Heimleiter.

Essen auf Rädern statt Mittagstisch in St. Elisabeth

Die Sicherheitsmaßnahmen im Zuge der Corona-Krise wirken sich auch auf das benachbarte Betreute Wohnen St. Elisabeth aus. So wurde laut Herr der offene Mittagstisch dort ausgesetzt. Stattdessen werde Essen auf Rädern angeboten.

Und wie ist die Gefühlslage der Bewohner im Pflegeheim St. Antonius? Es gebe schon eine gewisse Angst unter ihnen, sagt Herr. Sie wüssten, dass sie mir ihrem Alter besonders gefährdet seien. Das tauche ja auch immer wieder in den Medien so auf. Aber im Großen und Ganzen sei es eine tolle Gemeinschaft. Gemeinsam könne die Krise gemeistert werden.