Nach dem tödlichen Flugzeugabsturz bei Geisingen werden neue Details zum Piloten und zur mittlerweile geborgenen Maschine bekannt. Bemerkenswert: Das Flugzeug war vor einigen Jahren bereits in einen Unfall verwickelt.
Erst in der Nacht waren Ermittler der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung aus Braunschweig an der Unglücksstelle mitten im Längewald zwischen Geisingen und Gutmadingen angekommen. Eines ist klar: Schnelle Ermittlungsergebnisse sind nicht zu erwarten. Dennoch konnten die Behörden weitere Details zum tödlichen Unglück bekanntgeben.
Bei dem verstorbenen Piloten handelt es sich demnach um einen 77-jährigen deutschen Staatsangehörigen, wie ein Sprecher der Polizei auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte. Das Flugzeug ist laut Radardaten am Samstag zunächst von Plauen (Sachsen) nach Bozen geflogen. Von Italien ging es dann am Montag weiter zum Zielflughafen nach Donaueschingen – dort kam der 77-Jährige aber nie an. Er stürzte aus bislang unbekannter Ursache ab, kam entweder zuvor oder bei dem Unglück zu Tode.
Nachdem die Ermittlungen an der Unglücksmaschine durch die BFU und die Polizei abgeschlossen wurden, konnte das völlig zerstörte Wrack in einer mehrstündigen Aktion aus dem Wald geborgen werden. Auch zahlreiche Trümmerteile mussten eingesammelt werden, sie waren in einem Radius von knapp 200 Metern verstreut. „Die Bergung lief problemlos“, erklärte ein Polizeisprecher.
Maschine war in den USA registriert
Informationen unserer Redaktion zufolge handelt es sich bei der verunglückten Maschine um eine im Jahr 2001 gebaute zweimotorige Piper PA-34, die in den Vereinigten Staaten registriert ist. Weshalb in den USA? Die Registrierung eines Privatflugzeugs in den USA bietet hinsichtlich Wartung, Betrieb, Prüfungen sowie Lizenzierung und Anforderungen teils weniger restriktive Vorschriften. Angemeldet war das Flugzeug laut aktueller Registrierungsdaten bei einer Treuhandgesellschaft – eine gängige Praxis, wenn der tatsächliche Eigentümer kein US-Bürger ist.
Bemerkenswert im Zusammenhang mit der Maschine: Das Flugzeug war vor einigen Jahren bereits in einen Unfall verwickelt, der von den Behörden als „schweren Luftfahrtvorfall“ eingestuft wurde. So ist es offiziellen Angaben der norwegische Unfalluntersuchungskommission für Transport zufolge im Sommer 2017 zu einem Zwischenfall im norwegischen Leknes gekommen.
„Mentale Kapazität“ des Piloten in Frage gestellt
Dem Untersuchungsbericht zufolge war der damals 69-jährige Pilot – deutscher Staatsangehöriger mit Wohnsitz in der Schweiz und mutmaßlich der nun getötete Mann – gemeinsam mit seiner Tochter auf einem Flug unterwegs. Am Flughafen Leknes plante der Pilot laut offizieller Angaben ein „Touch-and-Go“-Manöver für Trainingszwecke. Angedacht war in einer der größeren Städte auf den Lofoten demnach nur ein kurzes Aufsetzen und keine Landung.
Laut Ermittlungsbehörden hatte der Pilot aber versehentlich einen falschen Hebel betätigt, weswegen das Fahrwerk nicht ausgefahren wurde. Dabei setzten die Propeller auf der Landebahn auf, der Pilot führte mit entsprechenden Beschädigungen seinen Flug nach Trondheim fort. Die Unfalluntersuchungskommission ging letztlich davon aus, dass das Manöver auf einer unbekannten Landebahn „vermutlich die mentale Kapazität des Piloten in dieser Situation überstieg“.
Auch bei Flug nach Zürich Probleme
Auch bei einem späteren Flug nach Zürich traten laut der Behörden Probleme auf – dieses Mal bei der Kommunikation. Der Zwischenfall sorgte für eine ungeplante Landung in Deutschland. Schuld waren in diesem Fall ein Defekt am Audiopanel und an den Funkgeräten. Was im Falle des tödlichen Absturzes in Geisingen ursächlich war, ist allerdings noch offen. Die Ermittlungen der BFU laufen – mit einem ersten Zwischenbericht ist erst in drei Monaten zu rechnen.