Siehe auch: Reporterin testet Maskenpflicht in Sulz
Die Vorreiterrolle der Stadt Sulz bei der Maskenpflicht und bei Kontakteinschränkungen ist anfangs skeptisch beurteilt worden. Das sei aber eine Möglichkeit zum Infektionsschutz gewesen, die für jeden leistbar war, erklärt Hieber. Dass Land und Bund nachgezogen hätten, zeige: Sulz war auf dem richtigen Weg.
Besondere Entwicklung
Die Verwaltung musste handeln. Bei den relativ vielen positiven Fällen, ausgelöst durch einen Wäschereibetrieb und betroffene Pflegeeinrichtungen, habe Sulz eine besondere Entwicklung im Landkreis Rottweil gehabt. Durch das Zusammenspiel aller Beteiligten und die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung, sich vor Ansteckungen zu schützen, sei es gelungen, von den hohen Infektionszahlen herunterzukommen. Hieber: "Das Ergebnis spricht für sich. Unsere Verordnung hat dafür einen Beitrag geleistet."
Dass Sulz damit landesweit mediale Beachtung gefunden hat, sei ein Nebeneffekt gewesen. Es sei in erster Linie darum gegangen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und zu verhindern. Dabei habe das Ordnungsamt der Stadtverwaltung auf die Androhung von Strafen verzichtet. Stattdessen habe man beraten, informiert und auf die Einsicht der Leute gesetzt. Bei Kontrollen durch das Ordnungsamt und die Polizei seien nur wenige Verstöße gegen die Anordnungen festgestellt worden. "Die Bürgerschaft hat mitgemacht", so Hieber.
Corona werde die Verwaltung weiter beschäftigen. So müssten Regelungen für die Kindergärten, Schulen und Hallennutzungen getroffen werden. "Da ändert sich wesentlich mehr", erklärt Hieber. Und es bestehe weiterhin Informationsbedarf, etwa zu privaten Feiern wie Geburtstagen und Hochzeiten oder Veranstaltungen und Fußballtraining in der Halle.
Finanzielle Ausfälle
Die Arbeitsgruppe Infektionsschutz wird jedenfalls noch nicht aufgelöst. Mit den finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie beschäftigt sich die neu eingesetzte Haushaltskommission. Das Gremium hat keine einfache Aufgabe. Der finanzielle Einbruch durch Steuerausfälle trifft auch Sulz hart. Hieber schätzt, dass ein Millionenbetrag im Haushalt fehlen werde.
Während die Stadt Oberndorf bereits eine Haushaltssperre erlassen hat, möchte Hieber davon absehen. Das Rasenmäherprinzip träfe Sinnvolles wie weniger Sinnvolles gleichermaßen. Hieber will nicht pauschal sparen, sondern den Rotstift konkret ansetzen. Er lässt keinen Zweifel daran, dass auch diese Maßnahmen sehr schmerzhaft sein werden, verspricht sich davon aber mehr Zustimmung.
Die Haushaltssituation, betont er, sei nicht mit Oberndorf vergleichbar. Sulz habe für das Jahr 2020 noch kein Liquiditätsproblem. Das könne jedoch in den Folgejahren auftreten, wenn weiterhin so viel Geld ausgegeben werde wie bisher. Man werde künftig jeden Euro zweimal umdrehen müssen.
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