Zwischen Nagold und Pforzheim fährt für voraussichtlich vier Wochen keine Bahn mehr – und das ab diesem Samstag. Der Grund: Betonschwellen werden ausgetauscht. Diese Bauteile stehen im Verdacht, andernorts ein tödliches Unglück verursacht zu haben.
Fünf Tote, 78 teils schwer Verletzte: Die Bilanz des Unglücks von Burgrain bei Garmisch-Partenkirchen in Bayern am 3. Juni 2022 war verheerend. Eine Regionalbahn war an diesem Tag auf dem Weg von Garmisch-Partenkirchen nach München entgleist.
Die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung, das berichtete der Bayerische Rundfunk in diesem Sommer, identifizierte im Nachgang beschädigte Betonschwellen als Hauptursache des Unglücks.
Strecke seit Donnerstag gesperrt
Seit Sommer 2022, so erklärt die Deutsche Bahn (DB) in einer Mitteilung vom Freitag, laufe bei der DB deshalb ein vorsorgliches Programm, um Betonschwellen grundsätzlich zu inspizieren und gegebenenfalls auszutauschen.
Ein solcher Schwellenaustausch steht nun kurzfristig in den kommenden Wochen auf der Strecke der Kulturbahn zwischen Wildberg und Pforzheim an. Die ist deshalb gesperrt – und zwar seit Donnerstag. Und voraussichtlich noch bis zum 21. Oktober.
„Deutlich sichtbare“ Schäden
Wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Nachfrage unserer Redaktion am Freitag bestätigte, sei dies geschehen, um kein Risiko einzugehen. Bei einer Inspektion am Donnerstag hätten die Experten „deutlich sichtbare“ Schäden festgestellt; die Bahn habe daraufhin sofort mit der Sperrung der Strecke reagiert. „Sicherheit geht vor im Bahnverkehr“, betonte die Sprecherin.
Bahnfahrer der Region sind dank der Untersuchungen damit möglicherweise einer Katastrophe entgangen.
Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit
Im Fall der Untersuchungen der Schwellen bei Burgrain nahe Garmisch-Partenkirchen hätten sich teilweise auch Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit der Schwellen gezeigt. Eine bestimmte Gesteinsart, so heißt es in der Mitteilung, die zur Produktion genutzt wurde, könnte mitursächlich sein.
Daher gelte: „Wo immer die DB während der Inspektionen besondere Auffälligkeiten an den Schwellen entdeckt, werden sie schnellstmöglich ausgewechselt“, schreibt der Konzern abschließend.
Verzögerungen möglich
Im Fall der Strecke Wildberg/Pforzheim hat die DB nun kurzfristig einen Ersatzverkehr mit Bussen im Pendelbetrieb eingerichtet. Die Fahrzeiten der Busse seien an den Fahrplan der Züge angelehnt, erklärt die Bahn. Aufgrund der längeren Fahrzeit der Busse könne es aber zu Verzögerungen kommen.
Ab Samstag, 28. September, gebe es einen Ersatzverkehr mit festgelegten Fahrzeiten zwischen Wildberg und Pforzheim. Auch Züge, die von Nagold starten, fallen laut Mitteilung aus und werden durch Busse ersetzt. Zwischen Horb und Wildberg fahre die Bahn aber weiterhin.
Fahrräder können nicht mitgenommen werden
Nach dem voraussichtlichen Ende des Schwellentauschs am 21. Oktober gelte noch bis zum Betriebsbeginn am Samstag, 26. Oktober, ein Baustellenfahrplan rund um Horb: Auf der Linie RB 74 (Pforzheim–Tübingen) fahren Busse zwischen Hochdorf und Horb sowie Horb und Rottenburg.
Die Deutsche Bahn empfiehlt für Auskünfte die elektronischen Fahrplanmedien. Informationen in Echtzeit gebe es in der Reiseauskunft auf bahn.de und in der App DB Navigator. Die Reiseverbindungen würden sukzessive in die Fahrplanmedien eingepflegt. Zudem empfiehlt die Bahn, mehr Zeit einzuplanen und gegebenenfalls eine frühere Verbindung zu wählen.
In den Ersatzbussen können keine Fahrräder mitgenommen werden.