Wie soll man mit der Zollpolitik von US-Präsident Trump umgehen? Eine Antwort darauf von Wirtschaftsexpertin Martina Merz beim Jubiläumsfestakt in der Staatlichen Feintechnikschule Schwenningen.
Nach ihrem Abitur am Technischen Gymnasium in Schwenningen legte Martina Merz eine beeindruckende Karriere hin, die Stationen bei Weltunternehmen wie Bosch, Thyssen-Krupp, Siemens oder Volvo beinhaltete. Nach ihrer Festrede zum Jubiläum 125 Jahre Staatliche Feintechnikschule richtete der Schulleiter und ehemalige Klassenkamerad Thomas Ettwein zwei ganz aktuelle Fragen an sie – die auch hiesige Unternehmen betreffen.
Wie soll man auf die Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump reagieren? Wie sieht die Zukunft der Automobilzulieferer, von denen es auch viele bei uns in der Region gibt, aus? „Wir werden ihn nicht ändern“, meinte Martina Merz mit Blick auf Trump. Die von der US-Regierung angedrohte neue Zollpolitik sei schwierig, weil Unternehmen Planungssicherheit bräuchten. „Wenn alles erratisch ist, wird das Kapital teurer.“ Das sieht sie als Weckruf für Europa, die gemeinsame Stärke zu nutzen. „Die Wirtschaft muss zusammenrücken und ihre Stärken bündeln.“ Das bedeute unter anderem , Spitzenleistungen so zu bündeln, dass der nächste Schritt und dann wieder der nächste Schritt machbar sei. Auf einer gemeinsame Basis könne man dann Differenzierungen aufsetzen.
Verbrenner oder E-Auto?
Zum Thema Verbrenner oder Elektroauto meinte Merz, dass der Anspruch auf individuelle Mobilität weiter Bestand haben werde. Allerdings finde das nun auch auf einer anderen technischen Plattform statt. „Und plötzlich geht es ohne uns.“ Große deutsche Automobilunternehmen wie VW oder Mercedes seien gewohnt gewesen, in China eine hervorragende Marktstellung zu haben. Chinesische Hersteller holten bei Elektroautos enorm auf im eigenen land. Bei Verbrennungsmotoren brauche es viel Präzision, das sei bei E-Autos anders, weil der Antrieb einfacher und mit weniger Teilen funktioniere. Mit Blick auf die nächste Entwicklungsstufe des autonomen Fahrens entwickele sich das immer mehr in Richtung eines Computers, um das ein Auto herum gebaut werde.
„Die Autoindustrie benötigt andere Kompetenzen unter höchstem Kostendruck.“ Es handele sich im Ergebnis um einen beinharten Technikwettbewerb. Um hier mithalten zu können, müsse sich hierzulande das Verhältnis zur Arbeit wandeln, merkte sie unter Beifall der Zuhörer an. Denn Innovationen und neue technische Errungenschaften würden nur durch harte Arbeit umgesetzt. „Wir müssen uns mehr reinhängen und zu Arbeit ein anderes Verhältnis kriegen.“
Teamarbeit bleibt wichtig
Home Office sei gut und schön. Sie hält allerdings Arbeit in Präsenz für ein Team nach wie vor wichtig. Die Fähigkeit zur Team- und Zusammen arbeit müsse Schule vermitteln. „Es macht einfach mehr Spaß, mit anderen was zu machen.“ Aus Kollaborationen könne man Mehrwert schaffen. „Eins und eins ist in diesem Zusammenhang mehr als zwei.“ Aus schmerzhaften Strukturveränderungen könne Begeisterung für etwas Neues entstehen.