"Bleibt gesund" – diesen Wunsch äußert ein Unbekannter in Stockburg. Tatsächlich ist es mittlerweile fraglich, ob es überhaupt noch aktive Corona-Fälle in St. Georgen gibt. Foto: Klossek

Keine verlässlichen Zahlen zu aktiven Fällen im Landkreis. Datenschutz hat für Behörde Vorrang.  

St. Georgen - Das Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis gibt täglich bekannt, wie viele St. Georgener sich mit Covid-19 infiziert haben. Lange stagnierte die Zahl bei 44 Personen, 40 sind nun gesund. Doch die Rechnung, dass es damit vier aktive Fälle gibt, geht nicht auf.

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Die Kreidefarbe ist bereits etwas verblasst, doch der Wunsch deshalb nicht minder wichtig in diesen Zeiten: "Bleibt Gesund" schreibt ein Unbekannter auf den grauen Blumenkübel, der an einer Bushaltestelle in Stockburg steht.

Seit Längerem ist es in der Bergstadt still geworden um neue Covid-19-Fälle. Auch das Lorenzhaus, das bereits zweimal aufgrund von Infektionswellen ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten ist, scheint das Problem in den Griff bekommen zu haben.

Zieht man die Statistik, die das Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis täglich liefert, zu Rate, so stagniert die Zahl der Infizierten in St. Georgen seit dreieinhalb Wochen. Vom 7. auf den 8. Mai erhöhte sich die Zahl der an Covid-19-Erkrankten zuletzt von 43 auf 44 Personen. An diesem Tag waren bereits 26 Personen gesund.

Seither blieben die Infizierten auf dem exakt selben Niveau, während sich die Zahl derer, die Covid-19 überstanden hatten, stetig erhöhte. Am Dienstag vermeldete das Landratsamt dann eine weitere gute Nachricht: Die Zahl der gesunden Personen stieg auf 40. Gibt es also demnach noch vier aktive Fälle in St. Georgen? Die klare Antwort: definitiv nicht. Denn die Bergstadt ist – Stand 2. Juni – corona-frei.

Todesfälle werden nur für das gesamte Kreisgebiet genannt

Um dies zu verstehen, muss man wissen: Das Landratsamt nennt nicht nur die in St. Georgen aktiven Corona-Fälle, sondern alle jemals registrierten Fälle. Soll heißen: Auch St. Georgener, die an Covid-19 gestorben sind, finden sich unter der Zahl der Infizierten, können aber naturgemäß nicht mehr gesunden.

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamtes, dass man die Todesfälle nur auf das gesamte Kreisgebiet bekannt gibt. Diese auf die einzelnen Kommunen herunterzubrechen, sei nicht mit dem Datenschutz vereinbar.

Als Beispiel hierfür nennt sie die kleinste Kommune des Landkreises: Gütenbach. Dort gebe es vergleichsweise wenige Fälle. Würde man nun bekannt geben, dass dort jemand an Covid-19 gestorben ist, genügt laut Frank nur eine Todesanzeige in der Zeitung – und die Identität des Corona-Toten wäre bekannt.

Bereits Mitte April sterben vier St. Georgener am Virus

Am 2. Juni trat derweil für St. Georgen ein Sonderfall ein. Denn das Zahlenspiel von 44 Fällen und 40 gesunden Personen lässt sich tatsächlich aufdröseln – wenn man nur einige Wochen im Schwarzwälder Boten zurückblättert.

Bereits am 23. April erklärte Markus Schrieder, Geschäftsführer der Evangelischen Altenhilfe, im Gespräch mit unserer Zeitung, dass man im Lorenzhaus vier Corona-Tote zu beklagen hatte. Die vier Todesfälle im August-Springer-Weg erklären also die Diskrepanz zwischen den 44 Infizierten und den 40 Gesundeten.

Während sich am Dienstag mit Gewissheit sagen ließ, dass in St. Georgen keine aktiven Fälle bekannt sind, bringt der Datenschutz-Einwand des Landratsamtes für die Bergstadt eine Unbekannte in die Statistik ein, die es künftig schier unmöglich macht, noch verlässliche Corona-Zahlen zu veröffentlichen.

Denn um ermitteln zu können, wie viele Menschen in der Bergstadt noch corona-positiv sind, müsste man stets wissen, wie viele aus dem Stadtgebiet daran gestorben sind. Sobald sich die Diskrepanz um mehr als die vier bekannten Toten erhöht, ist also keine verlässliche Auskunft zu treffen.

Der einzige Trost: Ob aktive Fälle oder nicht – an den Hygienemaßnahmen führt nichts vorbei. In Sicherheit wiegen darf sich niemand. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass man auch ohne Symptome das Virus weiter verbreiten kann. Schlussendlich hilft also nur eines: sich an die Regeln zu halten.