„Wir sind immer noch da“ – es ist ein Versprechen, das Pur ihren Fans geben. Foto: Marc Eich

Kaum war bekannt, dass sie nach Villingen-Schwenningen kommen, waren die Tickets auch schon vergriffen: Pur wurden sehnlich erwartet. Und dann das: Die bange Frage ob Hartmut Engler und seine Band wirklich kommen.

Kommen Sie, oder kommen sie nicht? Für Pur-Fans war das nach der krankheitsbedingten Konzertabsage der Band Ende der vergangenen Woche die alles beherrschende Frage. Ja, sie kamen – „Wir sind immer noch da“, es war ein Versprechen, das die Band zu ihrem Einstand in Villingen-Schwenningen abgab – trotz der gerade erst überwundenen Krankheit und Englers gesundheitlicher Angeschlagenheit.

Das Sommersound-Areal wurde am Sonntag zum Abenteuerland – und 5000 begeisterte Pur-Fans mittendrin. Ganz pur.

Musik als beste Medizin

Dass Frontmann Hartmut Engler gesundheitlich noch immer etwas angeschlagen war, war spürbar – doch die Fanliebe der Konzertbesucher war die wohl beste Therapie für den 62-Jährigen. Mit jedem Ton, mit jedem Hit, jeder Liedzeile, die das Publikum frenetisch mitsang, blühte der Leadsänger von Pur weiter auf. Gemeinsam mit den Fans und sichtbar dankbar für das Echo vor der Bühne feierte Engler eine beispiellose Band-Karriere.

Frontmann Hartmut Engler (links) gibt Gas. Foto: Marc Eich

Ein Mix aus Emotionen und Fröhlichkeit

Es ist diese Mischung aus emotionalen Songs und einem gefühlvollen, emotionalen Frontmann Hartmut Engler und Songs voller unbeschwerter Fröhlichkeit, die das Publikum auch in Villingen-Schwenningen von Beginn an abholte. Vor ihnen lagen Hits aus bald vier Dekaden Bandgeschichte – und alle konnte das Publikum textsicher mitsingen. „Freunde“, was Engler als Erfolgsrezept seiner Band proklamierte ist schließlich auch der Kit, den Pur und seine Fans zusammenhält. Bis heute. Und über drei Pur-Generationen hinweg. Die jüngste Generation ist schließlich gerade mit dem Gitarristen Severin an Bord, der als energiegeladener Jungspund über die Bühne fegte.

Hartmut Engler und die jüngste Generation Pur – Gitarrist Severin (rechts). Foto: Marc Eich

Aber Engler kann nicht nur sentimental oder fröhlich, sondern auch ernst. Die Bühnenbretter nutzte der Musiker für ein deutliches Plädoyer: Es gebe einen Rechtsruck – und das, so Engler ein bisschen fassungslos, trotz der Fähigkeit der Menschen zum Mitgefühl und dem Allerbesten: „Wir können lieben.“ So geriet Purs „Bitte lieber Gott“ mit den Kinderchorstimmen vom Band zum flehentlichen Plädoyer um mehr Liebe und Menschlichkeit – zwei Themen, die in den Songs für Pur aus Hartmut Englers Feder stets Programm sind.

Das Lieblingslied seiner Mutter

Und auch sein eigenes Herz rührte der Frontmann bisweilen, etwa als er den Lieblingssong seiner Mutter, „Wenn sie diesen Tango hört“, sang und sichtlich ergriffen hoffte, seine Mama höre ihn im Himmel und stelle wie früher fest: „Buben, das habt ihr gut gemacht“.

Gut gemacht haben Pur in vier Jahrzehnten so einiges. Sie entführten nicht nur ins Abenteuerland, ließen dort Drachen fliegen oder feierten jeden neuen Ansatz, ob Glatze, ob Bauch – nein, sie ließen auch Funkenperlenaugen strahlen. Und weil die besten Songs aus fast 40 Jahren Pur beim besten Willen auch nicht in ein über zweistündiges, rastloses Bühnenprogramm passen, gab’s zwischendurch ein rasantes Medley. Aber: „Ohne Lena geh’n wir nicht nach Haus, ohne Lena, geh’n wir nicht nach Haus...“, skandierte das Publikum im Chor – „jaaa, wir haben es nicht vergessen“, räumte der Engler strahlend ein und stimmte endlich den wohl meistgewünschten Pur-Song aller Zeiten an. Atemlos, aber glücklich fasste sich Hartmut Engler nach einer starken Show, getragen von einem dankbaren, treuen Publikum, ans Herz: „Ihr Lieben, wir haben Euch lieb!“