Umsatzeinbrüche im Automobilsektor haben Seelbachs zweitgrößten Arbeitgeber in Schwierigkeiten gebracht. Das Unternehmen hat jetzt die Konsequenzen gezogen und einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt.
Mit einem Anteil von rund 70 Prozent ist die Automobilindustrie die größte Kundengruppe des Spezialisten für Kunststofftechnik. Doch die wichtigste Industriebranche des Landes steckt in der Krise – und das hat auch New Albea mit seinen rund 200 Mitarbeitern und zwölf Auszubildenden in den vergangenen Monaten zu spüren bekommen: Bei Seelbachs zweitgrößtem Arbeitgeber (hinter Julabo) verschlechterte sich die Auftragslage. Die Konsequenz war der Insolvenzantrag in Eigenverwaltung, dem das Amtsgericht Offenburg am 7. Oktober stattgegeben hat. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Dirk Pehl von der Kanzlei Schultze und Braun mit Sitz in Achern bestellt
Die Eigenverwaltung ermöglicht es einem insolventen Unternehmen, eine Sanierung innerhalb eines gerichtlichen Verfahrens in Eigenregie zu gestalten. Denn auf das Einsetzen eines Insolvenzverwalters wird in diesem Fall verzichtet. So läuft es jetzt auch beim Seelbacher Spezialisten für Kunststofftechnik: Der bisherige Geschäftsführer Thomas Schuller übernimmt unter der Aufsicht des Sachwalters die Aufgaben des Insolvenzverwalters und kann den Sanierungskurs des Unternehmens somit selbst bestimmen. Bei New Albea wird das als große Chance begriffen: Dass Schuller die Verantwortung behält, werde für Stabilität und Kontinuität im Unternehmen sorgen, heißt es in der Pressemitteilung, mit der New Albea den Insolvenzantrag bekanntgemacht hat.
Die Eigenverwaltung soll dem Unternehmen die Möglichkeit geben, sich in den kommenden Monaten zu restrukturieren und neu aufzustellen. Die nächsten drei Monate sollen intensiv genutzt werden, „um den Restrukturierungsprozess voranzutreiben und die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen“. Erfreulich sei, dass bereits eine Vielzahl neuer Projekte gewonnen werden konnte, die das Unternehmen in eine positive Richtung lenken sollen.
Das große Ziel ist die erfolgreiche Sanierung des Unternehmens
„Wir blicken optimistisch in die Zukunft und sind überzeugt, gestärkt aus dieser Situation hervorzugehen“, betont Schuller. „Unser Ziel ist es, die erfolgreiche Sanierung des Unternehmens sicherzustellen und damit langfristig die Arbeitsplätze sowie die Wettbewerbsfähigkeit von New Albea zu sichern.“
In der Mitteilung des Unternehmens wird trotz des Insolvenzantrags durchaus Optimismus verbreitet: Gesellschafter Johannes Pollaert und Geschäftsführer Thomas Schuller sowie das gesamte Team der Firma seien zuversichtlich, dass die Sanierungsmaßnahmen fruchten werden, heißt es. Die Eigenverwaltung solle dem Unternehmen dabei die notwendige Flexibilität geben, um auf die aktuellen Herausforderungen der Branche erfolgreich zu reagieren.
„Die sehr positiven Reaktionen der Kunden stimmen uns zuversichtlich, dass dieser Schritt als Weg in die Zukunft genau richtig ist, zumal wir nun in der Lage sind, unsere Lieferverpflichtungen neu zu gestalten“, heißt es von der New Albea. Man danke den Mitarbeitern, Partnern und Kunden für das Vertrauen und sehe „einer nachhaltigen Zukunft gemeinsam entgegen“, heißt es.
Es ist nicht das erste Mal, dass New Albea Probleme hat, im Frühjahr 2022 führte das Unternehmen Kurzarbeit ein. Damals als Folge der Coronapandemie, die Deutschlands Autoproduktion zeitweise stillstehen ließ. Später ging es bei New Albea wieder aufwärts, doch der aktuelle Einbruch der Autobranche hat nun zu neuen Schwierigkeiten geführt.
Dabei hatte das Unternehmen Ende 2019 das größte Investitionsprogramm seiner Geschichte gestartet. Im Fokus stand der Aufbau eines komplett neuen Geschäftsfeldes für Heizfolien, die etwa zur Enteisung von Abstandsradarsystem oder der Innenraumbeheizung von Elektromobilen eingesetzt werden. So wollte sich New Albea fit machen für den Transformationsprozess, in den die Autoindustrie geraten war. Außerdem wurde in Automatisierungslösungen und die Modernisierung der Produktionsanlagen investiert.
Das Unternehmen
Die New Albea Kunststofftechnik GmbH ist ein führender Hersteller im Bereich hoch dekorativer und funktionaler Kunststoffkomponenten für die Automobilindustrie. Am Firmensitz beim Seelbacher Sportplatz werden auf 3600 Quadratmetern Produktionsfläche High-End-Kunststoffkomponenten produziert. Dabei arbeitet das Unternehmen unter anderem mit einer hochmodernen Hochdruck-Verformanlage, mit der Kunststofffolien mit höchster Präzision und Effizienz in 3D verformt werden können. New-Albea-Produkte werden bei namhaften Autoherstellen etwa im Fahrzeuginterieur oder bei Fahrerassistenzsystemen verwendet, kommen zum Beispiel aber auch in Haushaltsgeräten zum Einsatz.