Ein ausgewachsener Borkenkäfer im Fraßgang eines Baums. Foto: Petercord

Situatives Borkenkäfermanagement eingeleitet. Maßnahmen in Entwicklungszone und Pufferstreifen.

Ruhestein - Damit der Borkenkäfer nicht alle Bäume im Pufferstreifen platt macht, leitet der Nationalpark Schwarzwald zusätzliche Schutzmaßnahmen ein. Auch in der Entwicklungszone dürfen jetzt befallene Bäume entnommen werden.

Im Nationalpark tritt jetzt das situative Borkenkäfermanagement in Kraft. Ein Drittel der rund 10 000 Hektar großen Fläche des Nationalparks unterliegt bislang dem Prozessschutz und wird als Kernzone bezeichnet. Dort greift der Mensch gar nicht mehr ein. Auf etwa einem Viertel der Nationalparkfläche darf dauerhaft eingegriffen werden. So auch im sogenannten Borkenkäfer-Pufferstreifen.

Wie die Nationalparkleitung mitteilt, werden im Pufferstreifen vom Borkenkäfer befallene Bäume entfernt. "Die intensiven Maßnahmen im Pufferstreifen am Rand des Nationalparks dienen vor allem der Sicherung der angrenzenden Wirtschaftswälder. Seit dem Beschluss des entsprechenden Nationalparkmoduls im Jahr 2015 wird das Borkenkäfermanagement nun schon konsequent umgesetzt. Die Jahre seither haben bewiesen, dass das intensive Borkenkäfermanagement gut funktioniert", wird Nationalparkleiter Thomas Waldenspuhl zitiert.

Übergreifen soll verhindert werden

Die verbleibenden Flächen, also rund 45 Prozent des Nationalparks, gehören zur sogenannten Entwicklungszone. Dort kann das Nationalparkteam noch bis zum Jahr 2044 lenkend in die Entwicklung eingreifen. Dann gehen auch diese Gebiete endgültig in die Kernzone über.

Wie die Nationalparkleitung weiter mitteilt, sei 2017 das Borkenkäfermanagement mit einem weiteren Schutzmechanismus versehen wordebn. In einem zusätzlichen Beschluss des Nationalparkrats sei das sogenannte situative Borkenkäfermanagement in der Entwicklungszone eingeführt worden. Das Ziel: die Funktionalität des Pufferstreifens langfristig zu gewährleisten. "Sollte eine kritische Massenvermehrung der Borkenkäfer im Inneren des Nationalparks stattfinden, so können mit dem situativen Borkenkäfermanagement auch Maßnahmen in pufferstreifennahen Bereichen der Entwicklungszone durchgeführt werden. Dadurch wird einem Übergreifen auf den Pufferstreifen Einhalt geboten", führt Jörg Ziegler, Fachbereichsleitung Wald und Naturschutz im Nationalpark, aus. "Im Gesamten werden durch das intensive Management im Pufferstreifen die angrenzenden Nachbarwälder bereits geschützt, während über das situative Management in der Entwicklungszone der Pufferstreifen selbst in seiner Funktion erhalten werden soll", erläutert Ziegler. Die Beurteilung einer kritischen Vermehrungssituation erfolge durch die forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA).

Zur Beurteilung der Gefahrenlage könnten Ergebnisse aus dem Monitoring und Abschätzungen des zu erwartenden Schwärmverlaufs und der Witterung herangezogen werden. Sobald eine kritische Situation zu entstehen drohe, gebe die FVA eine Warnmeldung an den Nationalpark ab. Über die Aufnahme eines situativen Borkenkäfermanagements entscheide dann eine Arbeitsgruppe, in der neben der FVA auch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg sowie die am Pufferstreifenmanagement beteiligten Forstbehörden vertreten sind, heißt es in einer Pressemitteilunmg.

Diese Stufe ist jetzt erreicht. Am 13. August hat die Arbeitsgruppe in einer Sondersitzung beschlossen, das situative Borkenkäfermanagement einzuleiten. Nach einer noch anstehenden Begehung und detaillierten Gebietsfestlegung würden Bäume, in denen der Borkenkäfer aktiv ist, bis zum November entnommen, so die Nationalparkleitung weiter. Sobald keine Gefahr für den Pufferstreifen mehr existiere, könnten die eingeleiteten Maßnahmen wieder beendet werden. Auch darüber entscheide die Arbeitsgruppe. Dann dürfe auch in der Entwicklungszone die Natur wieder die Waldentwicklung bestimmen.