Robert Wagner hat bei Holstein Kiel ein neues Kapitel als Fußballprofi aufgeschlagen. Die Heimat ist ihm auch im hohen Norden sehr nah.
Robert Wagner lebt den Traum eines Bundesliga-Profis. Der Lahrer Fußballer machte beim SC Freiburg seine ersten Partien im Oberhaus, war dann an Greuther Fürth und den FC St. Pauli ausgeliehen und ist jetzt bei Holstein Kiel in der zweiten Bundesliga unter Vertrag. Der Kontakt in die Heimat ist dabei nie abgerissen, wie der 21-Jährige im Interview mit unserer Redaktion betont. Der junge Profi erzählt zudem von einer schwierigen Zeit – und (k)einem Lieblingstier.
Herr Wagner, wir sind uns sicher, Sie vor ein paar Wochen an der Redaktion der Lahrer Zeitung vorbeischlendern gesehen zu haben. Waren Sie im Heimaturlaub?
Ja, ich habe die Sommerpause genutzt, um meine Heimat zu besuchen. Die Verbindung nach Lahr ist weiterhin sehr eng. Viele meiner Freunde spielen beim SC Lahr und über die heutigen Kommunikationskanäle bin ich fast täglich irgendwie mit Lahr verbunden.
Wo wird nach dem Wechsel nach Kiel Ihr Lebensmittelpunkt sein? Pendeln Sie von Hamburg aus?
Ich werde direkt nach Kiel ziehen. Gemeinsam mit meiner Freundin habe ich bereits eine Wohnung gefunden. Ich bin jetzt seit etwa zwei Wochen hier. Die Stadt bietet mit ihren vielen Cafés, Restaurants und der Förde eine hohe Lebensqualität. Auch auf der Kieler Woche war ich schon.
Der Wechsel in Liga zwei kann sportlich als ein Rückschritt gesehen werden. Wie sehen Sie das?
Ich sehe den Wechsel viel mehr als große Chance. Der Verein hat mir eine klare Perspektive aufgezeigt. Die Spielweise von Trainer Marcel Rapp passt sehr gut zu mir, und ich bin überzeugt, dass ich hier wichtige Erfahrungen sammeln und einen entscheidenden Beitrag leisten kann. Für mich zählt, dass ich mich sportlich und persönlich weiterentwickele.
Sie sind nun in Kiel nach Fürth und St. Pauli zum dritten Mal in Folge als Leihspieler. Fehlt Ihnen da noch das Gefühl, angekommen zu sein?
Natürlich bringt eine Leihe Herausforderungen mit sich. Das hat aber auch Vorteile für meine Entwicklung, denn ich habe gelernt, mich immer wieder neu anzupassen und flexibel zu bleiben. Hinter jeder Leihe stand ein Plan, für den ich mich zusammen mit meinem Beraterteam bewusst entschieden habe. Deshalb fehlt mir nichts.
Gibt es eine Kaufoption und damit die Möglichkeit, dass Sie in Kiel länger bleiben?
Zu den Vertragsinhalten kann ich nichts sagen. Da müssen Sie sich gedulden, was die Zukunft bringt.
Haben Sie bei Kiel auch schon im Abschlussspiel des Trainings getroffen?
Das steht noch auf meiner To-Do-Liste. Bislang haben wir im Training aber auch andere Schwerpunkte gesetzt und noch nicht so oft auf die Tore gespielt. Trotzdem macht es richtig viel Spaß. Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft und ich wurde sehr gut aufgenommen.
Fällt in Kiel auf, dass sie nicht aus Norddeutschland kommen?
Eigentlich nicht, da ich keinen Dialekt spreche. Außerdem habe ich mir das norddeutsche „Moin“ als Begrüßung schon angewöhnt (lacht).
Bei St. Pauli waren Sie in der Vorsaison in den ersten Spielen oft im Einsatz. Dann kam Ihre Verletzung und sie waren mehr als drei Monate raus. Wie war diese Zeit für Sie?
Die Verletzung war ein Schock für mich, zumal es meine erste schwerere war. Das wünscht sich kein Spieler. Die Sehne im Oberschenkel war betroffen, deshalb hat die Auszeit länger gedauert. Zum Glück war keine Operation nötig. Ich habe mich nie unterkriegen lassen und mich auch mental weiterentwickelt.
Hatten Sie das Gefühl, im schnelllebigen Bundesligageschäft durch diese Verletzung abgehängt zu werden?
Nein, ich hatte immer das Vertrauen, wieder voll angreifen zu können, sobald ich fit bin. Jetzt blicke ich nach vorn, freue mich, wieder topfit zu sein, und hoffe, dass es so bleibt.
Ihre Karriere ist noch jung. Was war Ihr bisheriger Höhepunkt?
Da fallen mir spontan zwei Momente ein: Mein erstes Profi-Spiel für den SC Freiburg in der Saison 2022/2023 gegen Bochum und das Auswärtsspiel mit St. Pauli in Dortmund. Vor mehr als 80 000 Zuschauern zu spielen ist ein unglaubliches Erlebnis.
Wie verteidigt man einen Top-Stürmer wie Serhou Guirassy?
Ich war in diesem Spiel nicht primär für Guirassy zuständig, das war vor allem die Aufgabe unserer Innenverteidiger. Wir haben als Mannschaft gut verteidigt, indem wir tief gestanden haben.
Haben Sie schon mit Stars aus der Bundesliga die Trikots getauscht?
Ob es nun die großen Stars sind, ist mir nicht so wichtig. Ich tausche lieber mit Spielern, die ich auch persönlich ein wenig kenne. Im Spiel gegen Dortmund war das zum Beispiel Maximilian Beier, mit dem ich schon in den U-Mannschaften der Nationalelf gespielt habe.
Gibt es denn in der zweiten Bundesliga auch die Verbindung zu einem Spieler für einen Trikottausch?
Da muss ich kurz überlegen. Kenneth Schmidt von Fortuna Düsseldorf fällt mir ein. Mit ihm habe ich eine gemeinsame Vergangenheit beim SC Freiburg.
Ob nun Lahrs der Bär beim SC Lahr, Füchsle beim SC Freiburg oder Stolle der Storch beim Holstein Kiel: Haben Sie eigentlich ein Lieblingstier?
Mit der Frage hab ich nun wirklich nicht gerechnet (lacht). Nein, tatsächlich hab’ ich kein Lieblingstier.
Zur Person
Robert Wagner wurde am 14. Juli 2003 in Lahr geboren. Das Fußballspielen lernte er beim SC Lahr und dann ging es mit elf Jahren in die Jugendakademie des SC Freiburg. Nach Stationen beim SCF, Greuther Fürth und St. Pauli spielt der Fußballprofi nun bei Holstein Kiel in der zweiten Bundesliga.