Rund 400 Besucher kamen in die Stadthalle. Foto: Holderied

Vom Toaster bis zur Weihnachtsdeko: Auf der Gebrauchtwarenbörse in Nagold konnten Besucher Produkten ein neues Zuhause geben – das steckt hinter dem Konzept.

Eine Wohnzimmergarnitur, ein Fußsprudelbad, eine Wärmeplatte, ein kleiner Racletteofen und Bierkrüge – sie alle haben eines gemeinsam: Ihre Besitzer fanden, dass sie noch nicht Reif für die Mülldeponie waren. Aus diesem Grund fanden sie ihren Weg in die Stadthalle Nagold, wo die alljährliche Gebrauchtwarenbörse stattfand.

 

„Und schon wieder ein Brotbackautomat“, sagt einer der Helfer beim Sortieren einiger angelieferter Waren. Seit 7 Uhr stehen mehr als 25 Helfer der Abfallwirtschaft (AWG) zur Unterstützung des Forums für Klima, Umwelt und Mobilität – kurz FOKUM – an der Stadthalle, um den Veranstaltungsort vorzubereiten. Um Punkt 10 Uhr öffnen sich die Türen der Stadthalle, und Menschenmassen stürmen zu den Tischen, um als Erstes die besonderen Schätze zu ergattern.

Zur Orientierung teilen Helfer die Spenden in insgesamt fünf Kategorien ein: Haushalt, Kleidung, Sport und Spiele, Elektroartikel und Sonstiges. Von 8 Uhr bis 11 Uhr trudeln die Spenden dann nach und nach ein.

Die Gebrauchtwarenbörse läuft ohne finanzielle Mittel

Von Jung bis Alt stöbern Menschen neugierig in den Sachen, um für die Produkte Verwendung zu finden. Seit etwa 1995 findet die jährliche Gebrauchtwarenbörse statt. Geübte Besucher erkennt man schnell an der richtigen Ausrüstung – vom Koffer über Ikea-Tüten bis hin zum Ziehtrolley waren Schnäppchenjäger bestens ausgestattet. Prall gefüllte Tüten deuten auf eine erfolgreiche Ausbeute hin. „Ich schlendere hier herum und erfreue mich daran, zu sehen, wie meine gespendeten Artikel einen neuen Besitzer bekommen. Zu Corona haben wir das tatsächlich schmerzlich vermisst“, berichtet eine glückliche Spenderin.

Über 100 Menschen versuchen, ihren Waren so ein zweites Zuhause zu schenken. „Rund 400 Besucher gehen innerhalb der zwei Stunden Veranstaltungszeit hier ein und aus“, schätzt Helge Jesse, Prokurist der AWG.

Ute Elsäßer (von links), Helge Jesse und Renate Schlögl helfen tatkräftig bei der Aktion mit. Foto: Holderied

Besonders im Fokus stehe dabei der soziale Aspekt: „Die Aktion löst den finanziellen Druck ein bisschen. Für viele Familien ist es ein großes Glück, hier ein paar Geräte oder Spielzeuge zu finden“, teilt Jesse bei einem Gespräch mit unserer Redaktion mit.

Die Aktion kommt ganz ohne finanzielle Mittel aus: Alle Waren sind kostenlos und die Helfer engagieren sich ehrenamtlich. Lediglich am Eingang wird um kleine Spenden gebeten, um etwa die Hallenmiete zu decken.

Die Waren wurden in fünf Kategorien eingeteilt. Foto: Holderied

Trotz des hohen Andrangs könne nicht alles verschenkt werden – etwa 30 Prozent der Gebrauchtwaren lande im Müll, bedauert Ute Elsäßer, sie selbst engagiert sich schon seit mehr als 25 Jahren für das Bürgerforum. Die Helfer der AWG sortieren übrig gebliebene Waren etwa in Elektroschrott, Hartplastik und Restmüll, bevor sie anschließend entsorgt werden.

Die Nagolder Börse findet auch im kommenden Jahr wieder statt

In diesem Jahr findet die Börse – aufgrund zeitlicher Überschneidungen mit anderen Veranstaltungen, unter anderem mit dem Urschelherbst – an einem Freitag statt. „Und trotzdem können wir uns über zahlreiche Besucher freuen“, sagt Jesse stolz. Doch für das folgende Jahr stehe fest: Die Veranstaltung wird wieder an einem Samstag stattfinden.